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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Empfehlung/Statement<br />

2-3<br />

In <strong>de</strong>r Versorgung von Patienten, die einer Hochrisikogruppe angehören – z. B.<br />

aufgrund früherer <strong>de</strong>pressiver Störungen o<strong>de</strong>r komorbi<strong>de</strong>r somatischer<br />

Erkrankungen – sollten Maßnahmen zur Früherkennung bezüglich <strong>Depression</strong> bei<br />

Kontakten in <strong>de</strong>r Hausarztversorgung und in Allgemeinkrankenhäusern eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

2-4<br />

Die Diagnose einer behandlungsrelevanten <strong>de</strong>pressiven Störung sollte, wenn in<br />

einem Screening erhöhte <strong>Depression</strong>swerte festgestellt wer<strong>de</strong>n, durch die<br />

anschließen<strong>de</strong> direkte und vollständige Erfassung <strong>de</strong>r Haupt- und Zusatzsymptome<br />

(Schweregrad) sowie Fragen zu Verlauf und Dauer gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

H 2.3 Differenzialdiagnostik<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 2.3.1 Differenzialdiagnostik<br />

Das Vorliegen von Nie<strong>de</strong>rgeschlagenheit, Erschöpfung, Traurigkeit, Selbstzweifeln und Resignation<br />

sowie das Auftreten einzelner <strong>de</strong>pressiver Symptome ist nicht gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>m Vorliegen<br />

einer <strong>de</strong>pressiven Störung. Bei vielen psychischen Störungen gehören <strong>de</strong>pressive Symptome<br />

zum typischen Krankheitsbild. Bei einer Schizophrenie ist es z. B. häufig schwierig, die Symptome<br />

einer <strong>de</strong>pressiven Störung von <strong>de</strong>n Negativsymptomen <strong>de</strong>r schizophrenen Grun<strong>de</strong>rkrankung – wie<br />

sozialer Rückzug, verflachter Affekt und Apathie – zu unterschei<strong>de</strong>n (vgl. die S3-Behandlungsleitlinie<br />

Schizophrenie [220]). Daher ist bei entsprechen<strong>de</strong>m Verdacht eine differenzialdiagnostische<br />

Abgrenzung ratsam, um möglichen Komplikationen bei <strong>de</strong>r Behandlung vorzubeugen. Episo<strong>de</strong>n einer<br />

<strong>de</strong>pressiven Störung mit ausgeprägter gereizter Stimmung können auch schwer von gemischten<br />

Episo<strong>de</strong>n (Differenzialdiagnose) mit gereizter Stimmung abgrenzbar sein. Die Differenzialdiagnose<br />

erfor<strong>de</strong>rt eine sehr sorgfältige klinische Evaluation bezüglich <strong>de</strong>s Vorliegens manischer Symptome.<br />

Bei Patienten mit multiplen psychischen und körperlichen Erkrankungen o<strong>de</strong>r älteren Patienten<br />

kann die Diagnose einer <strong>de</strong>pressiven Störung erschwert sein, da bei ihnen Symptome wie allgemeine<br />

Schwäche o<strong>de</strong>r Schlafstörungen auch unabhängig von einer <strong>Depression</strong> auftreten können.<br />

An<strong>de</strong>rerseits kann ein Nichterkennen <strong>de</strong>s <strong>Depression</strong>skontextes zu einer Fehlbehandlung führen [73].<br />

Gera<strong>de</strong> im Alter wird zu<strong>de</strong>m häufig über Schwin<strong>de</strong>l, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen<br />

geklagt. Sofern sich Hinweise auf eine Antriebsmin<strong>de</strong>rung sowie Affektlabilität fin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wenn sich<br />

keine Hinweise auf eine <strong>Depression</strong> in <strong>de</strong>r Vorgeschichte fin<strong>de</strong>n, sollte immer an eine beginnen<strong>de</strong><br />

Demenz gedacht wer<strong>de</strong>n und eine entsprechen<strong>de</strong> (Früh-)diagnostik eingeleitet wer<strong>de</strong>n [132; 221]. Als<br />

Hinweise für eine behandlungsbedürftige <strong>Depression</strong> können Symptome wie Schuldgefühle, starrer<br />

Affekt, Tagesschwankungen mit Morgentief, <strong>de</strong>pressiver Wahn, Suizidalität o<strong>de</strong>r ein phasenhafter<br />

Verlauf <strong>de</strong>r Störung mit früheren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n angesehen wer<strong>de</strong>n (vgl. Kapitel H 2.3.2<br />

„Suizidalität“).<br />

Auch das Vorliegen einer <strong>de</strong>pressiven Anpassungsstörung (z. B. als eine Trauerreaktion nach<br />

Verlust <strong>de</strong>s Partners o<strong>de</strong>r nach Diagnose einer körperlichen Erkrankung), die beson<strong>de</strong>rs bei älteren<br />

Patienten mit <strong>de</strong>pressiven Symptomen häufiger vorkommt [222], sollte überprüft wer<strong>de</strong>n. Die Grenze<br />

zwischen unbewältigter Trauer und einer <strong>de</strong>pressiven Verstimmung ist nicht immer ein<strong>de</strong>utig, jedoch<br />

kann als Anhaltspunkt gelten, dass Trauerreaktionen zumeist innerhalb zweier Monate nach einem<br />

schweren Verlust nachlassen. Weitere Unterschie<strong>de</strong> sind [223]:<br />

� Bei Trauerreaktionen besteht für gewöhnlich eine Ansprechbarkeit für positive Ereignisse<br />

(Schwingungsfähigkeit).<br />

� Trauerreaktionen sind gewöhnlich nicht mit vegetativen Symptomen verbun<strong>de</strong>n, wie z. B.<br />

Gewichtsabnahme o<strong>de</strong>r frühmorgendliches Erwachen.<br />

� Es gibt gewöhnlich keine Anzeichen für andauern<strong>de</strong>, schwere Selbstzweifel o<strong>de</strong>r starke<br />

Schuldgefühle. Suizidabsichten sind eher selten.<br />

� Sie führen für gewöhnlich nicht zu Phasen anhalten<strong>de</strong>r Unfähigkeit zu sozialer o<strong>de</strong>r beruflicher<br />

Rollenerfüllung (> 3 Monate).<br />

© 2009 68<br />

B<br />

B

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