19.12.2012 Aufrufe

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

prophylaktischen bzw. therapeutischen Fensters einzustellen. Es gibt keine Untersuchung, die eine<br />

Wirksamkeit von Spiegeln unter <strong>de</strong>m für alle Altersgruppen empfohlenen belegt [612].<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>s bei älteren Menschen auch durch Psychopharmaka erhöhten und wegen <strong>de</strong>r Gefahr<br />

von Schenkelhalsfrakturen beson<strong>de</strong>rs gefährlichen Sturzrisikos scheint kein Unterschied zwischen<br />

TZA und SSRI zu bestehen [613-618].<br />

Die Ergebnisse aus kontrollierten Studien zur anti<strong>de</strong>pressiven Behandlung bei körperlichen<br />

Begleiterkrankungen älterer Patienten (z. B. KHK, Diabetes mellitus, Demenz, Parkinson‘sche<br />

Erkrankung) sind unzureichend [619]. Für viele ältere, beson<strong>de</strong>rs in ambulanter Behandlung<br />

befindliche Patienten, wer<strong>de</strong>n oft in Abhängigkeit von Komorbidität und Komedikation Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

mit einem geeigneten Nebenwirkungsprofil, wie z. B. SSRI, Moclobemid o<strong>de</strong>r bestimmte neuere<br />

Substanzen zu bevorzugen sein. Bei <strong>de</strong>r Verschreibung von Anti<strong>de</strong>pressiva vom Typ <strong>de</strong>r TZA, aber<br />

auch bei neueren Anti<strong>de</strong>pressiva (kardiovaskuläre Reaktionen unter SSNRI, siehe oben) sind<br />

Nebenwirkungen sorgfältig zu beobachten ([523; 524; 597; 620]; vgl. Tabelle im Anhang 7: Grün<strong>de</strong> für<br />

erhöhtes Nebenwirkungsrisiko <strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressiva bei alten Menschen.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-35<br />

Die Wirksamkeit von Anti<strong>de</strong>pressiva ist auch für ältere Patienten belegt. Ältere<br />

Patienten sollten daher in gleicher Weise behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n wie jüngere. Im<br />

Vergleich zu jüngeren Patienten ist das Nebenwirkungsprofil bzw. die Verträglichkeit<br />

noch stärker zu beachten. Wirksamkeitsunterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n großen<br />

Anti<strong>de</strong>pressivagruppen TZA und SSRI, aber auch zu an<strong>de</strong>ren bzw. neueren<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva (z. B. Moclobemid, Venlafaxin, Mirtazapin) wur<strong>de</strong>n bislang nicht<br />

nachgewiesen. Bei älteren Patienten sollte eine Behandlung mit TZA in einer<br />

erniedrigten Anfangsdosis begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

Empfehlungsgrad<br />

Statement<br />

H 3.3.10.2 Demenz<br />

Zur medikamentösen Behandlung <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> bei Patienten mit Demenz liegen nur sehr<br />

wenige Untersuchungen vor, die die Überlegenheit von Anti<strong>de</strong>pressiva gegenüber Placebo nicht<br />

ausreichend stützen. Gegebenenfalls sollten jedoch Substanzen ohne anticholinerge Wirkkomponente<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n [621; 622]. Bei schwerer <strong>Depression</strong> bzw. <strong>Depression</strong>en in <strong>de</strong>r Vorgeschichte<br />

erscheint eine Behandlung jedoch in gleicher Weise wie bei an<strong>de</strong>ren älteren Erwachsenen<br />

gerechtfertigt, soweit möglich auch mit <strong>de</strong>m Präparat, das bereits früher Wirksamkeit beim<br />

individuellen Patienten gezeigt hat.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-36<br />

Grundsätzlich können Patienten mit <strong>Depression</strong> und gleichzeitig vorliegen<strong>de</strong>n<br />

hirnorganischen Erkrankungen in gleicher Weise mit Anti<strong>de</strong>pressiva behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n wie ältere Patienten ohne hirnorganische Erkrankungen. Dabei sollten<br />

allerdings Wirkstoffe mit sedieren<strong>de</strong>r und/o<strong>de</strong>r anticholinerger Komponente<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.3.10.3 Schwangerschaft und Stillzeit<br />

Bei einer geplanten Schwangerschaft und vorbestehen<strong>de</strong>r rezivieren<strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> ist eine<br />

sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorzunehmen. Bei hohem individuellem Rezidivrisiko ist – in<br />

Abwägung <strong>de</strong>r Auswirkung einer erneuten Erkrankung – eine niedrig dosierte Monotherapie auch<br />

während <strong>de</strong>r Schwangerschaft sinnvoll. Eine ungeplante Schwangerschaft wird üblicherweise in <strong>de</strong>r<br />

siebten, achten o<strong>de</strong>r noch späteren Schwangerschaftswoche festgestellt, nach<strong>de</strong>m die wesentlichen<br />

Schritte in <strong>de</strong>r embryonalen Entwicklung bereits abgeschlossen sind. Durch das Absetzen wird <strong>de</strong>r<br />

Einfluss <strong>de</strong>r Medikation auf die Organentwicklung nicht mehr verhin<strong>de</strong>rt, aber mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit eine Destabilisierung <strong>de</strong>s psychischen Zustan<strong>de</strong>s ausgelöst [623], so dass<br />

ebenfalls eine niedrig dosierte Monotherapie fortgeführt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

© 2009 111<br />

0

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!