Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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Vier Studien prüften die kombinierte Behandlung aus aktiver rTMS plus Anti<strong>de</strong>pressivum<br />
verglichen mit Pseudo-rTMS plus Anti<strong>de</strong>pressivum, um die Frage zu beantworten, ob rTMS <strong>de</strong>n Effekt<br />
einer anti<strong>de</strong>pressiven Medikation möglicherweise augmentiert [912; 913]. Hierbei fand sich jedoch nur<br />
in einer Untersuchung [913] eine signifikante Überlegenheit <strong>de</strong>r kombinierten Therapie mit rTMS und<br />
Amitriptylin gegenüber einer alleinigen Pharmakotherapie mit Amitriptylin. Abgesehen von <strong>de</strong>n<br />
Befun<strong>de</strong>n aus Einzelfallstudien und Fallberichten ist wenig bekannt über die Stabilität <strong>de</strong>r Effekte und<br />
potenzielle Nützlichkeit als Erhaltungstherapie [889]; die stärkste Evi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>utet auf vorübergehen<strong>de</strong><br />
Effekte nach Beendigung <strong>de</strong>r Behandlung hin [889; 914].<br />
H 3.5.5.2 Vagus-Nerv-Stimulation<br />
Die Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) ist eine neue Technologie zur indirekten Gehirnstimulation, die<br />
in <strong>de</strong>r Behandlung therapieresistenter Epilepsiepatienten seit 1994 in Europa und seit 1997 in <strong>de</strong>n<br />
Vereinigten Staaten zur Verfügung steht [915]. Sie beinhaltet das Implantieren eines Schrittmachers<br />
und die Herstellung einer Verbindung mit <strong>de</strong>m linken Nervus vagus. Letzterer sen<strong>de</strong>t autonome<br />
elektrische Signale über das Mittelhirn zum limbischen System und zu kortikalen Gebieten. Bezüglich<br />
<strong>de</strong>r Sicherheit <strong>de</strong>r VNS existieren Daten aus Studien an Epilepsiepatienten. Danach führt VNS zu<br />
signifikanten Gesundheitsrisiken einschließlich Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Stimme, Husten, Dyspnoe,<br />
Nackenschmerzen, Dysphagie, Laryngismus, Parasthäsien und Pharyngitis [916], die aber im Verlauf<br />
<strong>de</strong>r Behandlung fortschreitend abnehmen [917].<br />
VNS zeigte in einer Pilotstudie [918; 919] mit behandlungsresistenten <strong>de</strong>pressiven Patienten erste<br />
viel versprechen<strong>de</strong> Ergebnisse [858; 916-918; 920; 921]. Hierbei wur<strong>de</strong>n in einer doppeltblind<br />
randomisierten, placebokontrollierten Multicenterstudie 235 Patienten entwe<strong>de</strong>r mit aktiver o<strong>de</strong>r<br />
Pseudostimulation über zehn Wochen hinweg behan<strong>de</strong>lt. Nach Abschluss <strong>de</strong>r Akutbehandlungsphase<br />
erhielten alle Patienten eine fortführen<strong>de</strong> Behandlung, für 205 Patienten wur<strong>de</strong>n Langzeitdaten nach<br />
zwölfmonatiger Stimulation publiziert [917]. In <strong>de</strong>r Akutphase wur<strong>de</strong>n keine signifikanten Unterschie<strong>de</strong><br />
zwischen <strong>de</strong>r VNS- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Placebogruppe gefun<strong>de</strong>n [916]. In einem Post-hoc-Vergleich nach zwölf<br />
Monaten, in <strong>de</strong>n auch 124 Patienten, die ein „Treatment as usual“ erhalten hatten, eingeschlossen<br />
waren, wur<strong>de</strong> bei 29,8 % <strong>de</strong>r mit aktiver Stimulation behan<strong>de</strong>lten Patienten eine klinisch relevante<br />
Response gefun<strong>de</strong>n, jedoch nur bei 12,5 % im TAU-Arm. Eine Remission wur<strong>de</strong> bei 17,1 % <strong>de</strong>r mit<br />
VNS behan<strong>de</strong>lten Patienten gefun<strong>de</strong>n, unter TAU lag die Remissionsrate bei 6,7 % [920].<br />
Empfehlung/Statement<br />
3-56<br />
Für die Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) und die Vagus-Nerv-<br />
Stimulation (VNS), neue somatische Therapieverfahren bei <strong>Depression</strong>, gibt es noch<br />
zu wenig Evi<strong>de</strong>nz, um Empfehlungen für ihre allgemeine klinische Nützlichkeit und<br />
Anwendbarkeit aussprechen zu können.<br />
H 3.5.6 Unterstützen<strong>de</strong> Therapieverfahren und therapeutische<br />
Maßnahmen<br />
Empfehlungsgrad<br />
Statement<br />
H 3.5.6.1 Ergotherapie<br />
Ergotherapie zielt auf die Wie<strong>de</strong>rherstellung und <strong>de</strong>n Erhalt von Handlungsfähigkeit, Teilhabe und<br />
Lebensqualität in für <strong>de</strong>n Einzelnen wichtigen Lebensbereichen (z. B. Selbstversorgung,<br />
Haushaltsführung, Wirtschaftliche Eigenständigkeit, Beruf und Ausbildung). Ambulante<br />
arbeitstherapeutische Ergotherapie zusätzlich zur ambulanten Routinebehandlung (in Form von<br />
Psychoedukation, kognitiv-verhaltenstherapeutischen Techniken und bei Bedarf medikamentöser<br />
Behandlung) führte in einer aktuellen randomisierten kontrollierten Studie dazu, dass die Patienten im<br />
Durchschnitt drei Monate früher ihre Arbeit wie<strong>de</strong>r aufnehmen konnten und in <strong>de</strong>n ersten 18 Monaten<br />
nach Randomisierung signifikant häufiger und mehr arbeiteten als die Patienten in <strong>de</strong>r<br />
Routinebehandlung. Auch scheint die Ergänzung <strong>de</strong>r ambulanten Routinebehandlung um<br />
Ergotherapie zu höherer Kosteneffektivität zu führen [922]. Im stationären Bereich wur<strong>de</strong> ebenfalls in<br />
einem RCT gezeigt, dass tägliche Ergotherapie bei <strong>Depression</strong> im Vergleich zur unspezifischen<br />
Beschäftigung durch Pflegekräfte Symptombelastung, Angst, Verstimmungsstörungen, Sensitivität<br />
(d. h. durch Verstimmung bedingte Einschränkungen im Leistungs-, Erlebens- und Verhaltensbereich)<br />
sowie soziale Kontaktstörungen verbessern kann. Auch aus Sicht <strong>de</strong>r Patienten war die Ergotherapie<br />
© 2009 144