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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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H 2.3.2 Suizidalität<br />

Das Suizidrisiko ist bei <strong>de</strong>pressiv Erkrankten etwa 30-Mal höher als in <strong>de</strong>r Allgemeinbevölkerung<br />

[142]. 8,6 % aller wegen Suizidalität und 4,0 % aller wegen einer <strong>de</strong>pressiven Störung (ohne spezielle<br />

Suizidalität) einmal hospitalisierten Patienten versterben durch Suizid. 60-70 % <strong>de</strong>r Patienten haben<br />

während einer aktuellen <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong> auch Suizidgedanken [142; 143; 226-228]. Daher ist es<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtig, Patienten aktiv und empathisch im Rahmen <strong>de</strong>r Erstdiagnostik zur<br />

Suizidalität zu explorieren. Auch im weiteren Behandlungsverlauf, in <strong>de</strong>m Suizidalität neu auftreten<br />

kann, ist eine regelmäßige Erfassung notwendig. Abgeschätzt wer<strong>de</strong>n soll dabei <strong>de</strong>r aktuelle<br />

Handlungsdruck (To<strong>de</strong>sgedanken, Suizidabsichten, Suizidpläne bzw. Suizidversuche). Das Befragen<br />

<strong>de</strong>r Patienten über ihre suizidalen Gedanken, Impulse und Pläne führt entgegen einer weit<br />

verbreiteten Fehleinschätzung nicht dazu, dass diese erst dadurch auf die I<strong>de</strong>e gebracht wer<strong>de</strong>n. Die<br />

meisten Patienten sind sehr erleichtert, wenn das Thema entlastend angesprochen wird [211]. Die<br />

Abschätzung <strong>de</strong>s Suizidrisikos sollte durch Erfragen von Risikomerkmalen vorgenommen wer<strong>de</strong>n:<br />

� „Haben Sie in letzter Zeit daran <strong>de</strong>nken müssen, nicht mehr leben zu wollen?“<br />

� „Häufig?“<br />

� „Haben Sie auch daran <strong>de</strong>nken müssen, ohne es zu wollen? D. h. mit an<strong>de</strong>ren Worten: Haben sich<br />

Suizidgedanken aufgedrängt?“<br />

� „Konnten Sie diese Gedanken beiseite schieben?“<br />

� „Haben Sie konkrete I<strong>de</strong>en, wie Sie es tun wür<strong>de</strong>n?“<br />

� „Haben Sie Vorbereitungen getroffen?“<br />

� „Umgekehrt: Gibt es etwas, was Sie davon abhält?“<br />

� „Haben Sie schon mit jeman<strong>de</strong>m über Ihre Suizidgedanken gesprochen?“<br />

� „Haben Sie jemals einen Suizidversuch unternommen?“<br />

� „Hat sich in Ihrer Familie o<strong>de</strong>r Ihrem Freun<strong>de</strong>s- und Bekanntenkreis schon jemand das Leben<br />

genommen?“<br />

Empfehlung/Statement<br />

2-5<br />

Bei je<strong>de</strong>m Patienten mit einer <strong>de</strong>pressiven Störung sollte Suizidalität regelmäßig, bei<br />

je<strong>de</strong>m Patientenkontakt klinisch eingeschätzt und gegebenenfalls exploriert wer<strong>de</strong>n.<br />

2-6<br />

Bei akuter Suizidgefährdung und fehlen<strong>de</strong>r Absprachefähigkeit bis zum nächsten<br />

vereinbarten Termin sollen die Patienten unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r individuell<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Sicherheitskautelen in psychiatrische Behandlung überwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

H 2.3.3 Diagnostisches Vorgehen bei komorbi<strong>de</strong>n Erkrankungen<br />

Empfehlungsgrad<br />

KKP<br />

H 2.3.3.1 Psychische Komorbidität<br />

Eine differenzialdiagnostische Abklärung bezüglich einer psychischen Komorbidität hat eine große<br />

Relevanz, da diese sowohl die Behandlung und Prognose <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Störung erschwert als<br />

auch das Ausmaß von Einschränkungen und Behin<strong>de</strong>rungen beeinflussen kann. Beson<strong>de</strong>rs häufig<br />

zeigt sich eine Komorbidität von <strong>de</strong>pressiven Störungen mit Angst- und Panikstörungen,<br />

somatoformen Störungen, Substanzmissbrauch sowie Ess- und Persönlichkeitsstörungen.<br />

Empfehlung/Statement<br />

2-7<br />

© 2009 70<br />

A<br />

Empfehlungsgrad<br />

Depressive Störungen treten oft gleichzeitig mit an<strong>de</strong>ren psychischen Störungen auf. Statement<br />

Psychologische Zusatzdiagnostik ist nicht per se indiziert. Die Indikation einer auf an<strong>de</strong>re<br />

Störungen gerichteten Diagnostik hängt davon ab, ob konkrete Verdachtsmomente gegeben sind.<br />

Bestätigen Screeningfragen <strong>de</strong>n Verdacht (Tabelle 13), müssen Symptome weiter aktiv exploriert<br />

wer<strong>de</strong>n. Je nach klinischer Erfahrung <strong>de</strong>s Untersuchers kann es bei Verdacht auf erhebliche<br />

Komorbidität auch hilfreich sein, spezifische Instrumente (wie z. B. die diagnostische Checklisten nach<br />

ICD-10 [229] o<strong>de</strong>r strukturierte klinische Interviews) einzusetzen. Ergänzend ist eine funktionale<br />

Diagnostik, Problem- und Zielanalyse, u. U. einschließlich einer Verhaltensbeobachtung für die<br />

Behandlungsplanung wesentlich [17; 159; 230; 231].

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