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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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In einer weiteren Metaanalyse erwies sich ein körperliches Training bei Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen keiner Behandlung überlegen und gleichwertig zu psychologischen Interventionen [883].<br />

Dahingegen weist eine an<strong>de</strong>re Metaanalyse bei älteren Patienten psychotherapeutische<br />

Interventionen als wirksamer aus, wobei körperliches Training <strong>de</strong>nnoch wirksam <strong>de</strong>pressive<br />

Symptome reduziert [884]. Eine weitere systematische Übersichtsarbeit, die ausschließlich Reviews<br />

zu körperlichem Training bei <strong>de</strong>pressiven Patienten berücksichtigte, kommt zu <strong>de</strong>m Schluss, dass die<br />

methodischen Mängel <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r in die Reviews eingeschlossenen Studien allenfalls<br />

körperliche Übungen als Agumentierungsstrategie sinnvoll erscheinen lässt [885]. Schließlich ist das<br />

Fazit eines neuen systematischen Reviews, dass körperliches Training <strong>de</strong>r üblichen Behandlung,<br />

Placebo o<strong>de</strong>r Nichtbehandlung nicht mehr überlegen ist, wenn ausschließlich qualitativ hochwertige<br />

Studien einbezogen wer<strong>de</strong>n [886]. Angesichts <strong>de</strong>r Heterogenität <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong> sind weitere kontrollierte<br />

Studien notwendig, um die Rolle <strong>de</strong>r Übungen als Zusatz- bzw. Monotherapie zur Min<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>pressiver Symptome besser zu verstehen. Außer<strong>de</strong>m ist die Art <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Studien angewandten<br />

körperlichen Trainings nur schwer eingrenzbar. Das körperliche Training für Patienten mit <strong>de</strong>pressiven<br />

Störungen wird sinnvollerweise von entsprechend qualifizierten Fachleuten, z. B. Physiotherapeuten<br />

o<strong>de</strong>r Sportlehrern, geleitet.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-55<br />

Körperliches Training kann aus klinischer Erfahrung heraus empfohlen wer<strong>de</strong>n, um<br />

das Wohlbefin<strong>de</strong>n zu steigern und <strong>de</strong>pressive Symptome zu lin<strong>de</strong>rn.<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.5.5 Neuere nichtpharmakologische therapeutische Möglichkeiten<br />

KKP<br />

H 3.5.5.1 Repetitive Transkranielle Magnetstimulation<br />

Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine neue Technologie, um nichtinvasiv<br />

kortikale Neurone durch magnetische Induktion zu stimulieren. Dabei wird wie<strong>de</strong>rholt (über zwei<br />

Wochen hinweg täglich) <strong>de</strong>r linke o<strong>de</strong>r rechte präfrontale Kortex durch ein kurzes, hochintensives<br />

magnetisches Feld stimuliert [887-889]. Elektrischer Strom wird hierbei rasch ein- und ausgeschaltet,<br />

um ein über die Zeit variieren<strong>de</strong>s magnetisches Feld mit Dauern von ungefähr 100 bis 200<br />

Millisekun<strong>de</strong>n zu erzeugen. Im Rahmen <strong>de</strong>r Therapie wird die repetitive Stimulation mit Frequenzen in<br />

einer Spannbreite von 1-50 Hz über ca. 30 Minuten vorgenommen. rTMS erscheint als sichere<br />

Behandlungsmetho<strong>de</strong> und wird von Patienten gut toleriert [890]. Die Nebenwirkungen und<br />

langfristigen Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Hirnfunktion durch rTMS sind jedoch weitgehend unerforscht. In<br />

seltenen Fällen wur<strong>de</strong>n epileptische Anfälle beschrieben [891].<br />

Obwohl ursprünglich als diagnostisches Verfahren für neurologische Untersuchungen verwen<strong>de</strong>t,<br />

legen Studien nahe, dass rTMS kurzzeitige anti<strong>de</strong>pressive Effekte hat [887]. Ungefähr 25<br />

randomisierte und placebokontrollierte klinische Studien mit rund 750 eingeschlossenen Patienten mit<br />

einer <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong> haben die Sicherheit und Effektivität von rTMS als anti<strong>de</strong>pressiver<br />

Intervention geprüft [889; 892-904]. In <strong>de</strong>r Mehrzahl dieser Studien wur<strong>de</strong>n signifikante Unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen Verum und Placebo gefun<strong>de</strong>n, wobei die anti<strong>de</strong>pressiven Effekte im Sinne einer<br />

Stimmungsverbesserung unterschiedlich stark ausfielen.<br />

Bei 18 Patienten mit behandlungsresistenter <strong>Depression</strong> zeigte eine doppelblin<strong>de</strong> Studie, dass sich<br />

bei linksseitig präfrontaler TMS keine signifikante Besserung einstellte [896]. Eine zweiwöchige<br />

Behandlung mit linksseitig präfrontaler TMS zeigte in einer an<strong>de</strong>ren randomisiert-kontrollierten Studie<br />

eine statistisch signifikante, aber klinisch nicht be<strong>de</strong>utsame Abnahme <strong>de</strong>pressiver Symptome im<br />

Vergleich zu einer Gruppe behandlungsresistenter <strong>de</strong>pressiver Patienten ohne Medikation [904].<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Metaanalysen zeigen gleichfalls die anti<strong>de</strong>pressive Wirksamkeit von rTMS ([62; 889;<br />

892-894; 905-908] <strong>de</strong>nnoch sind die dabei erzielten anti<strong>de</strong>pressiven Effekte nicht sehr<br />

ausgeprägt. Die klinische Signifikanz erscheint somit fragwürdig.<br />

rTMS wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m direkt mit EKT in fünf parallelen Untersuchungs<strong>de</strong>signs verglichen [908-911],<br />

wobei sich rTMS als gleich wirksam wie EKT bei <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n ohne psychotische Merkmale<br />

darstellte; bei psychotischer <strong>Depression</strong> war rTMS einer EKT jedoch unterlegen [909].<br />

© 2009 143

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