19.12.2012 Aufrufe

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die vorliegen<strong>de</strong>n Studien lassen jedoch eine Reihe von Fragen offen, unter an<strong>de</strong>rem zum<br />

notwendigen Umfang und zur Dauer rückfall- und rezidivprophylaktischer Interventionen, die in <strong>de</strong>n<br />

Studien eine erhebliche Streubreite aufweisen sowie zu Einflussgrößen auf die Effektivität spezifischer<br />

Psychotherapien wie Episo<strong>de</strong>nfrequenz, Alter, Geschlecht und Komorbidität bei <strong>de</strong>n Patienten, die<br />

teils unzureichend berücksichtigt wur<strong>de</strong>n [17].<br />

Die Ergebnisse zur Erhaltungstherapie korrespondieren mit Expertenmeinungen zu <strong>de</strong>n<br />

Psychotherapievereinbarungen (so genannte Festlegung <strong>de</strong>r Behandlungskontingente): Danach<br />

schließt sich die Erhaltungstherapie zur Stabilisierung <strong>de</strong>r erzielten Effekte sowie zur<br />

Rezidivprophylaxe „quasi“ in einem Guss an die ambulante psychotherapeutische Akutbehandlung<br />

gleich welchen Therapieverfahrens an, wenn nachhaltige Langzeiteffekte erzielt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

H 3.4.6.3 Psychotherapie als Teil einer Kombinationsbehandlung<br />

Neuere Arbeiten untersuchten, inwieweit eine zusätzliche KVT bzw. IPT additive Effekte zur<br />

medikamentösen Erhaltungstherapie erreichen kann (Darstellung nach <strong>de</strong> Jong-Meyer et al., 2007, S.<br />

66-67) [17].<br />

Perlis et al. (2002) [820] wiesen 132 Patienten in einer randomisiert-klinischen Studie, die innerhalb<br />

acht Wochen unter Fluoxetin gut remittiert waren (HAMD-17 ≤ 7), zufällig zwei Bedingungen zu:<br />

Entwe<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> die verdoppelte Medikationsdosis mit Kognitiver Verhaltenstherapie (19<br />

Einzelsitzungen über sechs Monate) o<strong>de</strong>r mit Clinical Management kombiniert. Über einen 28-<br />

Wochen-Zeitraum zeigte die Kombinationstherapie keinen zusätzlichen rückfallprophylaktischen Effekt<br />

(Rezidive: KVT 6 % vs. CM 8 %). Auch das Ausmaß noch verbliebener Depressivität, Angst und<br />

Somatisierung und das erreichte allgemeine Wohlbefin<strong>de</strong>n waren ähnlich. Bei dieser Studie sind<br />

Deckeneffekte <strong>de</strong>nkbar, da hier gut remittierte Patienten bereits eine hohe medikamentöse<br />

Erhaltungsdosis erhielten. Unter diesen Bedingungen ist <strong>de</strong>mnach kein rückfallpräventiver<br />

Zusatzeffekt von KVT zu erwarten.<br />

Paykel et al. (1999) [808] fan<strong>de</strong>n bei Patienten mit unvollständiger Remission signifikante additive<br />

rückfallprophylaktische Effekte von KVT im Einzelsetting, wenn diese zusätzlich zur medikamentösen<br />

Erhaltungstherapie eingesetzt wur<strong>de</strong>. Über einen aktiven Interventionszeitraum von 20 Wochen<br />

beinhaltete die Behandlung 16 Sitzungen KVT plus zwei Booster-Sitzungen, o<strong>de</strong>r klinisches<br />

Management (CM). Daran schloss sich ein Ein-Jahres-Follow-up an. Patienten in <strong>de</strong>r KVT-Bedingung<br />

hatten einen höheren Anteil kompletter Remissionen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r aktiven Interventionsphase und<br />

eine niedrigere Rückfall- bzw. Rezidivrate über das gesamte Beobachtungsintervall (ca. 1,5 Jahre;<br />

29 % vs. 47 %). Effekte bezüglich quantitativer Symptomwerte und sozialer Anpassung fielen weniger<br />

<strong>de</strong>utlich aus [821].<br />

In einer randomisierten kontrollierten Studie wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Effekt von Interpersoneller<br />

Psychotherapie als Erhaltungstherapie bei rezidivieren<strong>de</strong>n <strong>Depression</strong>en über einen Zeitraum von<br />

dre Jahren überprüft ([263; 822]. Dabei zeigte Imipramin und die Kombination von Imipramin und IPT<br />

einen hoch signifikanten prophylaktischen Effekt, insbeson<strong>de</strong>re unter jenen Patienten, die in <strong>de</strong>r<br />

Akutbehandlungsphase alleine mit IPT therapiert wur<strong>de</strong>n. Der prophylaktische Effekt bei alleiniger<br />

monatlicher IPT in <strong>de</strong>r Erhaltungsphase war <strong>de</strong>utlich geringer als in <strong>de</strong>r Kombinationsbedingung. IPT<br />

war <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>r Clinical-Management-plus-Placebo-Bedingung überlegen. Darüber hinaus konnten<br />

Frank et al. (1991) [801] zeigen, dass dieser Effekt in qualitativ gut durchgeführten IPT-Therapien <strong>de</strong>m<br />

von Pharmakotherapie ähnlich war.<br />

Die positiven IPT-Effekte auf die Erhaltung symptom- und rezidivfreier Intervalle konnten in einer<br />

randomisiert-klinischen Studie an älteren <strong>de</strong>pressiven Patienten [523] bestätigt wer<strong>de</strong>n. Sowohl IPT<br />

als auch Nortriptylin als jeweilige Monotherapie waren wirksamer als Placebo, bezogen auf die<br />

Rückfallhäufigkeit. Die IPT allein war jedoch nicht wirksamer als Nortriptylin. Als die wirksamste<br />

Erhaltungstherapie über einen dreijährigen Nachkontrollzeitraum erwies sich die Kombination von IPT<br />

und Nortriptylin (Rückfallhäufigkeit: Kombination 20 %, Nortriptylin und klinische Visiten 43 %, IPT und<br />

Placebo 64 % sowie Placebo und klinische Visiten 90 %). Die Kombinationsbehandlung führte auch<br />

dazu, dass die soziale Anpassung im familiären und beruflichen Bereich günstiger verlief als unter <strong>de</strong>n<br />

Monotherapien [823].<br />

Jedoch zeigte sich in einem aktuellen RCT von Reynolds et al. (2006) [620], dass Patienten mit über<br />

70 Jahren (n = 195), die initial auf eine Akutbehandlung mit Paroxetin und IPT respondiert hatten, eine<br />

geringere Wahrscheinlichkeit für eine Wie<strong>de</strong>rerkrankung hatten, wenn sie eine zweijährige<br />

© 2009 135

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!