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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Eine <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> muss ferner von einer organischen <strong>de</strong>pressiven Störung unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese Diagnose ist zu stellen, wenn die Störung <strong>de</strong>s Affekts sehr wahrscheinlich als direkte<br />

körperliche Folge eines spezifischen medizinischen Krankheitsfaktors (z. B. Multiple Sklerose,<br />

Schlaganfall, Hypothyreose) angesehen wird.<br />

Depressive Symptome kommen außer<strong>de</strong>m häufig vor im Rahmen von Angst- und Panikstörungen,<br />

somatoformen Störungen, Substanzmissbrauch sowie Ess- und Persönlichkeitsstörungen (vgl.<br />

H 2.3.3 „Diagnostisches Vorgehen bei komorbi<strong>de</strong>n Erkrankungen“).<br />

Folgen<strong>de</strong> Screeningfragen, die sich auf <strong>de</strong>n Zeitraum <strong>de</strong>r vergangenen vier Wochen beziehen,<br />

können zur Differenzialdiagnose bei Verdacht auf Vorliegen einer an<strong>de</strong>ren als einer <strong>de</strong>pressiven<br />

Störung bzw. auf Vorliegen einer zusätzlichen, komorbi<strong>de</strong>n psychischen Störung gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

[211]. Entsprechend sollte <strong>de</strong>n Fragen eine Einleitung etwa in dieser Art vorangestellt wer<strong>de</strong>n: „Bitte<br />

beantworten Sie alle Fragen bezogen auf die letzten vier Wochen.“ Wer<strong>de</strong>n die jeweiligen Fragen<br />

bejaht, ist eine weiterführen<strong>de</strong> Diagnostik notwendig.<br />

XIII. Tabelle 13: Beispiele zu Screeningfragen zur Differenzialdiagnose (aus Composite International<br />

Diagnostic Interview nach ICD-10 und DSM-IV [224; 225]<br />

Panikstörung „Hatten Sie schon einmal einen Angstanfall, bei <strong>de</strong>m Sie ganz plötzlich<br />

von starker Angst, Beklommenheit o<strong>de</strong>r Unruhe überfallen wur<strong>de</strong>n?“<br />

Generalisierte<br />

Angststörung<br />

„Haben Sie sich schon einmal über min<strong>de</strong>stens einen Monat o<strong>de</strong>r<br />

länger ängstlich, angespannt und voll ängstlicher Besorgnis gefühlt?“<br />

Soziale Phobie „Hatten Sie jemals unbegrün<strong>de</strong>te Ängste, mit an<strong>de</strong>ren zu re<strong>de</strong>n, etwas<br />

in Gegenwart an<strong>de</strong>rer zu tun o<strong>de</strong>r im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />

zu stehen?“<br />

Agoraphobie „Litten Sie jemals unter unbegrün<strong>de</strong>ten Ängsten, öffentliche<br />

Verkehrsmittel zu benutzen, in Geschäfte zu gehen o<strong>de</strong>r sich auf<br />

öffentlichen Plätzen aufzuhalten?“<br />

Posttraumatische<br />

Belastungsreaktion<br />

„Haben Sie jemals ein ungewöhnlich schreckliches o<strong>de</strong>r bedrohliches<br />

Ereignis erlebt, unter <strong>de</strong>ssen Nachwirkungen Sie monatelang litten?“<br />

Spezifische Phobie „Gab es jemals eine Zeitspanne, in <strong>de</strong>r Sie unter einer unbegrün<strong>de</strong>ten<br />

Angst vor beson<strong>de</strong>ren Situationen, Gegenstän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Tieren litten?“<br />

Zwangsstörung „Haben Sie jemals unter Gedanken gelitten, die unsinnig waren und<br />

immer wie<strong>de</strong>r kamen, auch wenn Sie es gar nicht wollten?“<br />

Manische o<strong>de</strong>r<br />

hypomanische<br />

Episo<strong>de</strong>n<br />

„Waren Sie jemals über mehrere Tage ungewöhnlich glücklich,<br />

überdreht o<strong>de</strong>r reizbar, so dass sich Freun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Angehörige Sorgen<br />

machten?“<br />

Essstörung „Haben Sie sich jemals über mehrere Monate hinweg große Sorgen<br />

darüber gemacht, wie viel Sie essen, zu dick zu sein o<strong>de</strong>r<br />

zuzunehmen?“<br />

Alkoholmissbrauch<br />

o<strong>de</strong>r -abhängigkeit<br />

Medikamentenmissbrauch<br />

o<strong>de</strong>r -<br />

abhängigkeit<br />

Drogenmissbrauch<br />

o<strong>de</strong>r -abhängigkeit<br />

„Gab es einmal eine Zeit in Ihrem Leben, in <strong>de</strong>r Sie fünf o<strong>de</strong>r mehr<br />

Gläser Alkohol pro Tag getrunken haben?“<br />

„Haben Sie schon mehrmals Anregungs-, Beruhigungs-, Schlaf- o<strong>de</strong>r<br />

Schmerzmittel ohne ärztliche Verschreibung o<strong>de</strong>r in höherer<br />

Dosierung eingenommen?“<br />

„Haben Sie in Ihrem Leben schon mehrmals irgendwelche Drogen wie<br />

z. B. Haschisch, Ecstasy, Kokain o<strong>de</strong>r Heroin eingenommen?“<br />

Ergänzend zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Tabelle 13 behan<strong>de</strong>lten Störungen ist auch die Frage nach Trauer o<strong>de</strong>r nach<br />

früher behan<strong>de</strong>lten psychischen Störungen wie Schizophrenie obligat.<br />

Die differenzialdiagnostische Aufmerksamkeit sollte <strong>de</strong>n gesamten Behandlungsprozess begleiten, da<br />

sich häufig erst im Verlauf weitere klinisch relevante Faktoren (wie z. B. Substanzabhängigkeit, an<strong>de</strong>re<br />

psychische Störungen und Belastungsfaktoren o<strong>de</strong>r neu auftreten<strong>de</strong> körperliche Erkrankungen)<br />

ergeben können.<br />

© 2009 69

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