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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Schlafens (so genannten Erholungsnacht) wie<strong>de</strong>r einen Rückfall erlei<strong>de</strong>n. Bis zu 15 % <strong>de</strong>r Patienten<br />

in klinischen Studien zeigen jedoch eine anhalten<strong>de</strong> Response nach völligem Schlafentzug [802].<br />

Ein rascher Rückfall nach Schlafentzug kann unter an<strong>de</strong>rem durch die anschließen<strong>de</strong> Anwendung von<br />

modifizierten Protokollen mit einem Teilschlafentzug, beson<strong>de</strong>rs mit Schlafentzug in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Nachthälfte, verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Selbst ein teilweiser Schlafentzug ist für Patienten jedoch nur schwer<br />

länger als eine Woche durchzuhalten. Ein empirisch gestütztes Protokoll umfasst drei Perio<strong>de</strong>n<br />

völligen Schlafentzugs innerhalb einer Woche [867]. Während einer 48-Stun<strong>de</strong>n-Perio<strong>de</strong> ist ein<br />

Patient hierbei von sieben Uhr (am ersten Tag) bis 21 Uhr (am zweiten Tag) wach, was einem<br />

Schlafentzug von 36 Stun<strong>de</strong>n entspricht. Darauf folgt ein so genannter Erholungsschlaf von 19 Uhr<br />

(Tag zwei) bis sieben Uhr (Tag drei; zwölf Stun<strong>de</strong>n Schlaf). Die nächste Wachphase beginnt dann auf<br />

das Neue. Die anti<strong>de</strong>pressive Wirkung durch wie<strong>de</strong>rholten vollständigen Schlafentzug [868] o<strong>de</strong>r die<br />

Kombination von Schlafentzug mit einer Schlafphasenverschiebung (Vorverschiebung <strong>de</strong>s Schlaf-<br />

Wach-Rhythmus um ca. sechs Stun<strong>de</strong>n, „phase advance“) ist ebenfalls mit Daten belegt [869; 870].<br />

Eine weitere Strategie, <strong>de</strong>n anti<strong>de</strong>pressiven Effekt zu verstetigen, besteht in einer Kombination aus<br />

Schlafentzug und anti<strong>de</strong>pressiver Medikation, Lithium, Pindolol- o<strong>de</strong>r Schilddrüsenhormonbehandlung<br />

und Lichttherapie [802; 866]. Placebokontrollierte Studien sind für eine solche Behandlung schwer<br />

umsetzbar, aber mehrere kontrollierte Studien zur Schlafentzugstherapie unterstützen diese<br />

kombinierten Strategien [802]. Patienten mit bekannten Krampflei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r einer wahnhaften<br />

<strong>Depression</strong> sowie akut suizidale und/o<strong>de</strong>r multimorbi<strong>de</strong> Patienten sollten nicht o<strong>de</strong>r nur unter<br />

intensiver kontinuierlicher Überwachung mit Schlafentzug behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, da es unter Schlafentzug<br />

bei entsprechend vorbelasteten Patienten zu zerebralen Krampfanfällen und einer Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>r wahnhaften Symptomatik kommen kann.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-52<br />

Wachtherapie sollte in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong>n als Behandlungsform<br />

erwogen wer<strong>de</strong>n, wenn eine rasche, wenn auch kurz anhalten<strong>de</strong> Response<br />

therapeutisch gewünscht wird o<strong>de</strong>r eine an<strong>de</strong>re leitliniengerechte Behandlung<br />

ergänzt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.5.3 Lichttherapie<br />

Die saisonal abhängige <strong>Depression</strong> (saisonale <strong>de</strong>pressive Störung nach F33) ist ein bestimmter<br />

Subtyp <strong>de</strong>r rezidivieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>pressiven Störung, die mit einem saisonalen Muster auftritt. Dabei ist die<br />

„Winter“-<strong>Depression</strong> die am meisten verbreitete Art <strong>de</strong>r saisonal abhängigen <strong>Depression</strong>, bei <strong>de</strong>r<br />

Patienten Symptome einer klinischen <strong>Depression</strong> zeigen, speziell im Herbst und Winter, mit einer<br />

vollständigen Remission im Frühling und Sommer.<br />

Lichttherapie („Phototherapie“) o<strong>de</strong>r die Medikation mit SSRI gelten als Behandlung erster Wahl bei<br />

saisonal abhängiger <strong>Depression</strong> [871-873]. Das bevorzugte Gerät für die Lichttherapie ist eine<br />

Lichtquelle, die weißes, floureszieren<strong>de</strong>s Licht abgibt, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r UV-Anteil herausgefiltert wird, und<br />

das Lichtintensitäten größer als 2 500 Lux erzeugt [802; 852]. Die anfängliche Dosis bei <strong>de</strong>r<br />

Lichttherapie beträgt 10 000 Lux für 30-40 Minuten pro Tag, die je<strong>de</strong>n Morgen (so rasch wie möglich<br />

nach <strong>de</strong>m Erwachen) wenigstens zwei- bis vier Wochen lang verabreicht wird. Bei Verwendung von<br />

Lichtquellen mit einer Intensität von 2 500 Lux erhalten Patienten zwei Stun<strong>de</strong>n Lichttherapie pro Tag<br />

[852]. Eine richtige Platzierung während <strong>de</strong>r Therapie ist wichtig; Patienten dürfen höchstens ca. 50-<br />

80 Zentimeter von <strong>de</strong>r Lichtquelle entfernt sitzen. Die Augen müssen hierbei geöffnet sein und dürfen<br />

nicht mit einer Sonnenbrille o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rem ver<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Patienten zeigen normalerweise innerhalb<br />

einer Woche eine messbare Besserung, jedoch kann es bis zu vier Wochen dauern, bis eine<br />

vollständige Response erreicht wird.<br />

Die Wirksamkeit von Lichttherapie bei saisonal abhängigen Stimmungsstörungen ist durch eine<br />

Metaanalyse aus 23 randomisiert-kontrollierten Studien [874], mehrere große randomisiert-<br />

kontrollierte Studien, die Lichttherapie mit plausiblen Placebos vergleichen [875; 876], Metaanalysen<br />

[873] sowie publizierte Leitlinien [802; 852] belegt. Die Responserate auf Lichttherapie liegt bei 60-<br />

90 %, wobei die Response innerhalb von zwei- bis drei Wochen auftritt [802].<br />

© 2009 141<br />

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