Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
VIII. Abbildung 4: Suizi<strong>de</strong> und Suizidrate nach Alter und Geschlecht pro 100 000 und Jahr in <strong>de</strong>r<br />
Altersgruppe 8<br />
Depressive Störungen haben darüber hinaus gravieren<strong>de</strong> Auswirkungen auf die sozialen<br />
Beziehungen und die Arbeitsfähigkeit <strong>de</strong>r Betroffenen [114]. Nicht nur für <strong>de</strong>n Betroffenen selbst ist<br />
eine <strong>de</strong>pressive Störung mit zahlreichen Beeinträchtigungen verbun<strong>de</strong>n, sie stellt auch an Partner<br />
und Familienangehörige enorme Anfor<strong>de</strong>rungen und erfor<strong>de</strong>rt ein hohes Maß an Verständnis und<br />
Geduld. Familiäre- und Partnerbeziehungen sind häufig in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen, wenn ein<br />
Familienmitglied an einer <strong>Depression</strong> erkrankt. Eine <strong>Depression</strong> eines Elternteils kann zu erheblicher<br />
Verunsicherung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und zu einer möglichen Vernachlässigung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r führen [148].<br />
Studien konnten bei Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>pressiver Mütter eine verlangsamte motorische und geistige<br />
Entwicklung, Schulprobleme, Verhaltensauffälligkeiten und verringertes Selbstwertgefühl nachweisen<br />
[149].<br />
Depressive Störungen reduzieren die berufliche Leistungsfähigkeit, da neben <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Antriebsstörung die Konzentration und an<strong>de</strong>re kognitive Funktionen betroffen sind [150]. Depressive<br />
Arbeitnehmer haben mit 6,1 Tagen wesentlich mehr Arbeitsunfähigkeitstage im Monat als nicht<br />
<strong>de</strong>pressive Arbeitnehmer mit 1,7 Tagen [151]. Nach Angaben <strong>de</strong>r Deutschen Angestellten<br />
Krankenkasse (DAK) waren <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n psychischen Störungen im Jahr 2003 die<br />
häufigste Einzeldiagnose im Zusammenhang mit Arbeitsausfalltagen (AU-Tage), was ca. 2,8 %<br />
aller AU-Tage entspricht [152]. Depressive Störungen haben in Deutschland einen erheblichen Anteil<br />
an vorzeitigen Berentungen. 1995 wur<strong>de</strong>n 6,3 % aller Frühberentungen mit einem mittleren<br />
Berentungsalter zwischen 50 und 54 Jahren aufgrund von <strong>de</strong>pressiven Störungen bewilligt [153]. Im<br />
Jahr 2002 machten die affektiven Störungen 8,5 % aller vorzeitigen Berentungen aus [154].<br />
Trotz eines wachsen<strong>de</strong>n öffentlichen Bewusstseins sind psychische Probleme immer noch mit einem<br />
Stigma assoziiert [155]. In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit ist <strong>de</strong>r Begriff <strong>Depression</strong> häufig mit <strong>de</strong>r Vorstellung<br />
verknüpft, dass erkrankte Personen „unausgeglichen“ o<strong>de</strong>r „neurotisch“ sind [156]. Auch Arbeitgeber<br />
haben gegenüber Menschen mit psychischen Problemen Vorurteile und stellen sie seltener ein als<br />
Arbeitnehmer mit an<strong>de</strong>ren chronischen Erkrankungen wie z. B. Diabetes [157].<br />
8 Der „Knick“ in <strong>de</strong>r Kurve <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Suizi<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n 50- bis 60-Jährigen spiegelt die Geburtenlücke nach <strong>de</strong>m zweiten<br />
Weltkrieg wi<strong>de</strong>r. (Quelle: Statistisches Bun<strong>de</strong>samt, 2001).<br />
© 2009 53