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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Verlauf <strong>de</strong>r lebensgeschichtlichen Entwicklungen eines Patienten. Da die kognitiven Prozesse durch<br />

verfestigte, negative, generalisierte Überzeugungssysteme gesteuert wer<strong>de</strong>n, sind sie sehr beharrlich<br />

und andauernd [159].<br />

Die kognitive <strong>Depression</strong>stherapie zielt auf die Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>pressiver Symptome durch Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r dysfunktionalen Einstellungen und Denkschemata ab. Der Patient wird angeleitet, seine auf<br />

Selbstabwertung beruhen<strong>de</strong>n Selbstkonzepte, Überzeugungen und Gedankenketten sowie <strong>de</strong>ren<br />

Verhaltenskonsequenzen zu erkennen, sie auf ihre Angemessenheit hin zu überprüfen und alternative<br />

Denk- und Verhaltensmuster auszuprobieren [680; 682].<br />

Das Cognitive Behavioral Analysis System for Psychotherapy (CBASP) ist ein<br />

Psychotherapieverfahren, das spezifisch zur Behandlung chronischer <strong>Depression</strong>en entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />

Der Ansatz vereint kognitive, behaviorale, interpersonelle und psychodynamische Strategien.<br />

Entsprechend McCulloughs (2000, 2003, 2006) [683-685] Annahme, dass chronisch <strong>de</strong>pressive<br />

Patienten für Konsequenzen und Feedbacks ihrer Umgebung nicht erreichbar sind, weil ihre<br />

Wahrnehmung von <strong>de</strong>r Umwelt entkoppelt ist, zielen die eingesetzten Techniken in erster Linie auf<br />

sozialinterpersonelle Beziehungserfahrungen ab. Zu <strong>de</strong>n Haupttechniken gehört die<br />

Situationsanalyse, anhand <strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Patient eine kausale Beziehung zwischen seinen Verhaltens- und<br />

Denkmustern und <strong>de</strong>n jeweiligen Konsequenzen herstellen soll. Mithilfe <strong>de</strong>r interpersonellen<br />

Techniken soll <strong>de</strong>r Patient zwischen seinen dysfunktionalen Beziehungsmustern, wie er sie mit<br />

signifikanten (früheren) Bezugspersonen erfahren hat, und <strong>de</strong>m Verhalten <strong>de</strong>s Therapeuten o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>rer Personen unter Nutzung von Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomenen<br />

unterschei<strong>de</strong>n und dadurch Hinweise zu <strong>de</strong>ren Verän<strong>de</strong>rung erhalten. Der Aufbau von<br />

Verhaltensfertigkeiten und neuen emotionalen Erfahrungen stellt einen weiteren wichtigen Teil <strong>de</strong>r<br />

Therapie dar.<br />

H 3.4.2.4 Psychodynamische Psychotherapien<br />

Aus psychoanalytisch-psychodynamischer Sicht wer<strong>de</strong>n <strong>Depression</strong>en oft durch Verlust- bzw.<br />

Kränkungserlebnisse ausgelöst, die wegen einer konflikthaften inneren Situation nicht angemessen<br />

verarbeitet wer<strong>de</strong>n können. Hintergrund ist oft ein unsicheres Bindungserleben in <strong>de</strong>r Folge kindlicher<br />

Traumatisierungen/Belastungen, einhergehend mit übermäßiger Abhängigkeit von an<strong>de</strong>ren Personen<br />

o<strong>de</strong>r auch Näheangst. Eine Vielzahl <strong>de</strong>pressiver Symptome und Beziehungsprobleme lässt sich vor<br />

diesem Hintergrund verstehen: z. B. wer<strong>de</strong>n zur Sicherung <strong>de</strong>r Beziehung zu wichtigen<br />

Bezugspersonen die nach Verlust/Kränkung auftreten<strong>de</strong>n Spannungen und Wutgefühle nicht als<br />

Folge, son<strong>de</strong>rn als ursächlich für <strong>de</strong>n eingetretenen Verlust angesehen und gegen das eigene Ich<br />

gewen<strong>de</strong>t. Patienten empfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mentsprechend, „selbst schuld“ zu sein.<br />

Vor diesem Krankheitsverständnis erfolgt in <strong>de</strong>r analytischen Psychotherapie <strong>de</strong>pressiver Patienten<br />

die reflektieren<strong>de</strong> Bearbeitung innerhalb eines regressionsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Settings. Beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n soll<br />

„freies Sprechen“. Wichtig sind die therapeutische Einfühlung in inneres Erleben, Gefühle und Ängste<br />

und <strong>de</strong>ren Verbalisierung. Außer<strong>de</strong>m wird die Thematisierung von für die Patienten inakzeptablen<br />

Gefühlen angestrebt. So können die unbewusst gewor<strong>de</strong>nen Konflikte im Hier und Jetzt <strong>de</strong>r<br />

Therapeut-Patienten-Beziehung wie<strong>de</strong>r lebendig und damit versteh- und bearbeitbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

In tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie stehen ebenso <strong>de</strong>pressive Erlebnisweisen im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund wie konkrete Konfliktaktualisierungen in <strong>de</strong>r aktuellen Lebenssituation. Parallel zur<br />

Bewusstmachung <strong>de</strong>r Konflikte wird die Nutzung und Stärkung vorhan<strong>de</strong>ner Fähigkeiten von<br />

Patienten angestrebt. Zunehmen<strong>de</strong> Einsicht in innere Konflikte und die mit <strong>de</strong>r Zeit eintreten<strong>de</strong><br />

Verän<strong>de</strong>rung problematischer Erlebens- und Verhaltensweisen führen z. B. dazu, dass<br />

Schwierigkeiten besser vorhergesehen und bewältigt o<strong>de</strong>r Konflikte entschärft wer<strong>de</strong>n können [686].<br />

Im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum wird diese Psychotherapieform im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Richtlinienpsychotherapie in <strong>de</strong>r Regel einmal in <strong>de</strong>r Woche im Sitzen (Einzel- o<strong>de</strong>r Gruppentherapie)<br />

und über maximal 100 Stun<strong>de</strong>n durchgeführt.<br />

Als Unterform <strong>de</strong>r psychoanalytisch begrün<strong>de</strong>ten Verfahren spielt bei <strong>Depression</strong>en die<br />

tiefenpsychologisch fundierte Kurzzeittherapie eine Rolle (bis zu maximal 25 Stun<strong>de</strong>n),<br />

insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn begrenzte Krisen, wie zum Beispiel eine Trennung, <strong>de</strong>r Auslöser sind.<br />

H 3.4.2.5 Interpersonelle Psychotherapie<br />

Die Interpersonelle Psychotherapie (IPT) ist eine spezifisch für <strong>de</strong>pressive Erkrankungen<br />

entwickelte Kurzzeittherapiemetho<strong>de</strong> mit 12-20 wöchentlichen Einzelsitzungen [686], bei <strong>de</strong>r auf<br />

© 2009 117

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