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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Verhaltensebene, die mit <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> im Zusammenhang stehen (z. B. Einfluss <strong>de</strong>r somatischen<br />

Symptome auf die körperliche Verfassung, vermin<strong>de</strong>rter Antrieb und daraus folgen<strong>de</strong> reduzierte<br />

Bereitschaft zur Mitarbeit in <strong>de</strong>r Therapie und zur Einnahme von Medikamenten) diskutiert [1007;<br />

1017; 1021-1023].<br />

Bei KHK-Patienten müssen medikamentöse Behandlungsmaßnahmen insbeson<strong>de</strong>re auf ihre<br />

kardiale Verträglichkeit und ihre möglichen Nebenwirkungen überprüft wer<strong>de</strong>n. Studien zur<br />

Wirksamkeit von Anti<strong>de</strong>pressiva bei KHK-Patienten haben ungünstige Effekte trizyklischer<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva (TZA) festgestellt bzw. abgeleitet [1024; 1025]: TZA können die kardiale Leitfähigkeit<br />

verlangsamen und damit zu kardialen Arrhythmien und Überleitungsstörungen bis hin zum<br />

Herzstillstand führen [1025; 1026]. Das Infarktrisiko ist durch diese Medikation um <strong>de</strong>n Faktor 2,2<br />

erhöht [1027]. Medikamente aus <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r selektiven Serotoninwie<strong>de</strong>raufnahmehemmer (SSRI)<br />

haben keine <strong>de</strong>rart gravieren<strong>de</strong>n Auswirkungen, wenngleich die bei diesen Medikamenten üblichen<br />

Nebenwirkungen <strong>de</strong>nnoch auftreten können [1024]. Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin wur<strong>de</strong>n geprüft<br />

[601; 602; 1028-1030], Blutdruck sowie die kardiale Erregungsleitung waren bei allen Medikamenten<br />

unverän<strong>de</strong>rt. Bei Fluoxetin und Paroxetin wur<strong>de</strong> ein geringgradiger Rückgang <strong>de</strong>r Herzfrequenz<br />

beobachtet.<br />

Bei Sertralin zeigten sich geringe Nebenwirkungen für Patienten nach einem akuten Herzinfarkt o<strong>de</strong>r<br />

mit instabiler Angina pectoris (SADHART-Studie (Sertraline Anti-Depressant Heart Attack Randomized<br />

Trial); [1030]). Die klinische Wirksamkeit von Sertralin für schwere <strong>de</strong>pressive Störungen konnte<br />

nachgewiesen wer<strong>de</strong>n [1028]. Bei leichter o<strong>de</strong>r mittelgradiger Ausprägung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven<br />

Symptomatik zeigte sich hingegen keine Überlegenheit in <strong>de</strong>r Wirkung gegenüber Placebo. Die<br />

Autoren kommen zu <strong>de</strong>m Schluss, dass eine generelle Empfehlung zur Verwendung von Sertralin<br />

<strong>de</strong>shalb nicht gegeben wer<strong>de</strong>n kann. In einer neueren Studie zur Wirksamkeit einer anti<strong>de</strong>pressiven<br />

Medikation (initial Mirtazapin, bei Non-Response Switching auf Citalopram) nach Myokardinfarkt bei<br />

<strong>de</strong>pressiven Patienten zeigte sich in <strong>de</strong>r Katamnese zum 18-Monats-Zeitpunkt hinsichtlich<br />

Depressivität im BDI kein Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Experimentalgruppe zu einer<br />

Kontrollgruppe, die eine übliche Behandlung erhalten hatte [1031]. In dieser Studie wiesen ca. ein<br />

Drittel <strong>de</strong>r Patienten bei<strong>de</strong>r Untersuchungsgruppen nach wie vor eine nach ICD-10 diagnostizierte<br />

<strong>de</strong>pressive Störung auf.<br />

Zur psychotherapeutischen Behandlung von <strong>de</strong>pressiven Störungen bei Patienten mit KHK liegen<br />

bisher nur sehr wenige klinische Studien vor. Häufiger wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluss unspezifischer<br />

psychosozialer Interventionen auf das psychische Befin<strong>de</strong>n und auf somatische Parameter untersucht<br />

[1032]. Die wenigen Studien zu spezifischen psychotherapeutischen Interventionen haben die<br />

Reduktion <strong>de</strong>r Depressivität bei KHK-Patienten mit komorbi<strong>de</strong>n affektiven Störungen untersucht [330].<br />

In Einzelfallstudien [1033] und kleineren Fallserien [1034] erwiesen sich Verhaltenstherapie und<br />

interpersonelle Psychotherapie als erfolgreich. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r ENRICHD-Studie (Enhancing<br />

Recovery in Coronary Heart Disease Patients) [1035-1037] belegen im Rahmen eines<br />

multizentrischen RCT die klinische Wirksamkeit einer verhaltenstherapeutischen und edukativen<br />

Intervention bei <strong>de</strong>pressiven KHK-Patienten: Sechs Monate nach <strong>de</strong>m kardialen Ereignis waren die<br />

psychotherapeutisch behan<strong>de</strong>lten Patienten sowohl in <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>inschätzung als auch in <strong>de</strong>r<br />

Selbsteinschätzung weniger <strong>de</strong>pressiv als Patienten <strong>de</strong>r Kontrollgruppe. Allerdings betrug <strong>de</strong>r<br />

Unterschied beim BDI lediglich ca. drei Punkte und bei <strong>de</strong>r Hamilton Rating Skala ca. zwei Punkte,<br />

was klinisch wenig be<strong>de</strong>utsam ist.<br />

In einem weiteren RCT einer kanadischen Arbeitsgruppe wur<strong>de</strong> nach einem Screening auf psychische<br />

Belastung <strong>de</strong>n stärker belasteten KHK-Patienten eine verstärkte Nachsorge durch Krankenschwestern<br />

angeboten [1038; 1039]. In einer neueren Studie dieser Arbeitsgruppe [1040] wur<strong>de</strong>n Patienten mit<br />

koronarer Herzerkrankung und komorbi<strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> (n = 284) randomisiert auf (1) zwölfwöchentliche<br />

IPT-Sitzungen mit Clinical Management o<strong>de</strong>r alleiniges Clinical Management und (2)<br />

zwölfwöchige Medikation mit Citalopram o<strong>de</strong>r Placebo. Hierbei zeigte sich eine Überlegenheit von<br />

Citalopram gegenüber Placebo im Sinne einer kleinen bis mittleren Effektstärke bei <strong>de</strong>r Reduzierung<br />

von Depressivität. IPT hatte gegenüber <strong>de</strong>r Clinical Management-Bedingung keine Vorteile.<br />

In einer weiteren randomisiert-kontrollierten Studie an Patienten mit KHK und komorbi<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>pressiver Störung in <strong>de</strong>r stationären Rehabilitation zeigte sich, dass eine <strong>de</strong>pressionsspezifische<br />

psychotherapeutische Kurzintervention im Rahmen <strong>de</strong>r stationären Rehabilitation kurz-, mittel- und<br />

© 2009 153

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