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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Empfehlung/Statement<br />

3-37<br />

Bei Patienten mit psychotischer <strong>Depression</strong> sollte die Kombination <strong>de</strong>s<br />

Anti<strong>de</strong>pressivums mit Antipsychotika erwogen wer<strong>de</strong>n, wobei die optimale Dosierung<br />

und Anwendungsdauer dieser Medikamente unbekannt sind.<br />

H 3.4 Psychotherapie<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.4.1 Einleitung<br />

Psychotherapie stellt sich (auch) in <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>sbehandlung vielgestaltig dar und bedarf daher<br />

einer präzisieren<strong>de</strong>n wissenschaftlichen Definition. Eine weithin anerkannte Definition stammt von<br />

Strotzka (1975) [650]. Diese liegt auch <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie<br />

(nach § 11 <strong>de</strong>s Psychotherapeutengesetzes) zugrun<strong>de</strong>:<br />

Psychotherapie ist die Behandlung auf <strong>de</strong>r Basis einer Einwirkung mit überwiegend psychologischen<br />

Mitteln. Die Definition wissenschaftlicher Psychotherapie for<strong>de</strong>rt eine Reihe von weiteren<br />

Bedingungen, z. B. das Anstreben einer positiven Beeinflussung von Störungs- und Lei<strong>de</strong>nszustän<strong>de</strong>n<br />

in Richtung auf ein nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (z. B. Symptommin<strong>de</strong>rung) sowie<br />

einen geplanten und kontrollierten Behandlungsprozess, <strong>de</strong>r über lehrbare Techniken beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n kann und sich auf eine Theorie normalen und pathologischen Verhaltens bezieht.<br />

In <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>pressiver Erkrankungen hat sich Psychotherapie heute in großem Umfang<br />

mittels unterschiedlicher Verfahren etabliert, sowohl im ambulanten, teilstationären und stationären<br />

Bereich. Eine große Zahl von Studien belegt die psychotherapeutische Behandlung <strong>de</strong>pressiver<br />

Störungen als generell wirksam, wobei jedoch die Effektivität mit Schweregrad, Chronizität und<br />

Symtomausgestaltung <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> variiert. In einem allgemeinen systematischen Review zu einer<br />

großen Anzahl von Therapiestudien fassten Roth und Fonagy (1996) [45] die Evi<strong>de</strong>nz für die<br />

Wirksamkeit psychotherapeutischer Interventionen bei <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utsamsten psychischen Störungen,<br />

einschließlich <strong>de</strong>pressiver Störungen, zusammen (vgl. Hinweise zu metho<strong>de</strong>nkritischen Aspekten in<br />

Kapitel IV. Quellen/Auswahl und Bewertung <strong>de</strong>r NVL-Empfehlungen)<br />

In spezifischen Reviews wur<strong>de</strong>n psychotherapeutische Behandlungsverfahren, die speziell auf die<br />

Therapie <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> abgestimmt sind (z. B. kognitive Verhaltenstherapie o<strong>de</strong>r Interpersonelle<br />

Psychotherapie bzw. psychodynamische Psychotherapie), als gleich wirksam wie Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

beschrieben. Die Studien zur alleinigen Behandlung mit Psychotherapie wur<strong>de</strong>n vorwiegend im<br />

ambulanten Rahmen bei nichtpsychotischen und nichtsuizidalen Patienten durchgeführt [48; 651;<br />

652].<br />

H 3.4.1.1 Gemeinsame Wirkfaktoren von Psychotherapie<br />

In <strong>de</strong>r Psychotherapieforschung wird inzwischen davon ausgegangen, dass neben<br />

verfahrensspezifischen Wirkfaktoren auch „unspezifische“ Faktoren („common factors“) zur Erklärung<br />

von Therapieerfolgen beitragen. Die unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren verbin<strong>de</strong>n<br />

gemeinsame (Wirk-) Merkmale (vgl. [653]). Zu diesen zählt die beson<strong>de</strong>re Qualität und<br />

systematische Gestaltung <strong>de</strong>r therapeutischen Beziehung. Dies beinhaltet, eine akzeptieren<strong>de</strong>,<br />

offene und aktiv zuhören<strong>de</strong> und mitfühlen<strong>de</strong> Arbeitsbeziehung zu etablieren, die dazu beiträgt,<br />

Gefühle von Wertlosigkeit und Demoralisierung seitens <strong>de</strong>r Patienten zu lin<strong>de</strong>rn sowie soziale<br />

Unterstützung zu gewähren. Die Qualität <strong>de</strong>r therapeutischen Beziehung bzw. <strong>de</strong>s Arbeitsbündnisses<br />

von Patient und Therapeut trägt signifikant zur Erklärung positiver Therapieeffekte bei und wird als<br />

einer <strong>de</strong>r wichtigsten Behandlungsfaktoren betrachtet [654-656].<br />

Der zentrale Befund eines systematischen Reviews <strong>de</strong>r Health Technology Assessment Group [657]<br />

war, dass <strong>de</strong>r Effekt von Psychotherapie zu einem beträchtlichen Teil auf nicht für das jeweilige<br />

Psychotherapieverfahren spezifische Faktoren – wie z. B. die therapeutische Beziehung –<br />

zurückzuführen war. Darüber hinaus fan<strong>de</strong>n sich zwischen störungsspezifischen<br />

Therapieverfahren keine signifikanten Wirksamkeitsunterschie<strong>de</strong> (vgl. auch [658]).<br />

Empfehlung/Statement Empfehlungs-<br />

© 2009 113<br />

B

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