Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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Kostenanteile für die spezifische <strong>Depression</strong>sbehandlung betrugen pro Kopf und Jahr rund 2.000<br />
Euro. Der höchste Anteil <strong>de</strong>r Kosten entfiel mit 43 % auf <strong>de</strong>n ambulanten Bereich, ebenfalls fast 40 %<br />
<strong>de</strong>r Gesamtbehandlungskosten fielen auf <strong>de</strong>n stationären Sektor. Auf <strong>de</strong>m dritten Rang mit einem<br />
Anteil von 12 % lagen die Kosten für die ambulante medikamentöse Behandlung, <strong>de</strong>r geringste Betrag<br />
von 5 % entfällt auf <strong>de</strong>n sozial-rehabilitativen Bereich. Basis dieser Kostenberechnung ist <strong>de</strong>r Ist-<br />
Zustand <strong>de</strong>r Versorgung von Patienten mit <strong>de</strong>pressiven Störungen, einschließlich <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
Abweichungen von <strong>de</strong>n Empfehlungen dieser Leitlinie im Sinne einer Unterversorgung. Bei dieser<br />
Analyse ist jedoch zu beachten, dass sich im untersuchten Zeitfenster kein vollständiger<br />
Behandlungsverlauf einer <strong>Depression</strong> abbil<strong>de</strong>n lässt, son<strong>de</strong>rn die vorliegen<strong>de</strong>n Daten charakteristisch<br />
für die erste Behandlungsphase sind.<br />
Im stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Bereich erfolgt die Vergütung – im<br />
Gegensatz zu <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Fallpauschalen in <strong>de</strong>n somatischen Fachgebieten – weiterhin über<br />
tagesgleiche Pflegesätze und Episo<strong>de</strong>ndauern. In einer Untersuchung an zehn Kliniken in <strong>de</strong>n<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen zwischen 2001 und 2003<br />
ließen sich durchschnittliche stationäre Gesamtbehandlungskosten von ca. 10.650 Euro bei einer<br />
mittleren Verweildauer von 50 Tage pro <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong> ermitteln [1199]. Aus Berechnungen <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sversicherungsamtes (BVA) für die Jahre 2005 und 2006 geht hervor, dass <strong>de</strong>pressive<br />
Störungen auch prospektiv mit <strong>de</strong>utlich erhöhten Behandlungskosten im Folgejahr <strong>de</strong>r<br />
Diagnosestellung assoziiert sind. Für Patienten mit <strong>de</strong>r Diagnose einer schweren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r einer rezidivieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>pressiven Störung, die im Jahr 2005 stationär behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n waren,<br />
betrugen die durchschnittlichen Leistungsausgaben in 2006 etwa 7.250 Euro bzw. für ausschließlich<br />
ambulant behan<strong>de</strong>lte Patienten 3.930 Euro im Vergleich zu <strong>de</strong>n durchschnittlichen Leistungsausgaben<br />
pro Versichertem in <strong>de</strong>r GKV in Höhe von 2.400 Euro [1200].<br />
H 4.3.2 Indirekte Kosten<br />
Der Anteil <strong>de</strong>r indirekten Kosten übersteigt die direkten Kosten <strong>de</strong>utlich und wird in einer<br />
amerikanischen Untersuchung von Greenberg et al. (2003) [1201] mit einer Größe von über 69 % <strong>de</strong>r<br />
Gesamtkosten beziffert, wobei 62 % auf <strong>de</strong>n Arbeitsplatz sowie die Sozialversicherung bezogene<br />
Kosten sind und 7 % <strong>de</strong>r Kosten auf durch Suizid entstan<strong>de</strong>ne Mortalität beruhen. Nach dieser Studie<br />
betrug die ökonomische Belastung durch <strong>de</strong>pressive Störungen im Jahr 2000 in <strong>de</strong>n USA 83,1<br />
Milliar<strong>de</strong>n US-Dollar. Unter <strong>de</strong>m Begriff indirekte Kosten wer<strong>de</strong>n in erster Linie krankheitsbedingte<br />
Folgekosten durch eingeschränkte Arbeitsfähigkeit verstan<strong>de</strong>n. Weitere finanzielle Belastungen, die<br />
gesundheitsökonomisch nicht als Ressourcenverlust betrachtet wer<strong>de</strong>n, entstehen durch<br />
Krankengeldzahlungen, Arbeitslosengeld und Renten. Für Deutschland fehlen noch weitgehend<br />
solche Daten.<br />
Nach Angaben verschie<strong>de</strong>ner gesetzlicher Krankenkassen ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Arbeitsunfähigkeitstage<br />
von Patienten mit <strong>de</strong>pressiver Erkrankung an <strong>de</strong>r Gesamtzahl <strong>de</strong>r AU-Tage in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
<strong>de</strong>utlich gestiegen [1202; 1203]. Verschie<strong>de</strong>ne Studien schätzen die Kosten aufgrund reduzierter<br />
Arbeitsfähigkeit auf über 50 % <strong>de</strong>r Gesamtkosten <strong>de</strong>r Behandlung einer <strong>de</strong>pressiven Erkrankung<br />
[1204-1206]. Im Bereich <strong>de</strong>r vorzeitigen Berentungen wur<strong>de</strong>n im Jahr 2002 bei knapp 15.000 <strong>de</strong>r<br />
Rentenzugänge affektive Störungen, darunter die <strong>Depression</strong>, als Hauptkrankheitsursache<br />
angegeben und waren mit einem Anteil von 8,5 % damit unter allen Diagnosen am häufigsten<br />
vertreten [154].<br />
Die enorme Krankheitslast im Rahmen einer <strong>Depression</strong> zeigte eine WHO-Studie im Jahre 2008 [147],<br />
in <strong>de</strong>r die unipolare <strong>Depression</strong> bzgl. <strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r Erkrankung reduzierten Qualität <strong>de</strong>r<br />
verbrachten Lebensjahre (Disability Adjusted Life Years – DALYs) <strong>de</strong>n dritten Platz unter allen<br />
Erkrankungen einnahm. Dieser Studie zufolge ist bei Frauen die unipolare <strong>Depression</strong> die Erkrankung,<br />
die mit <strong>de</strong>r höchsten Anzahl an DALYs verbun<strong>de</strong>n ist.<br />
Für Deutschland errechnete das Statistische Bun<strong>de</strong>samt für das Jahr 2002 [1207] ca. 185.000<br />
verlorene Erwerbstätigkeitsjahre für die Gruppe <strong>de</strong>r Berufstätigen.<br />
H 4.3.3 Nutzenaspekte leitlinien-gerechter Behandlungssysteme<br />
Nach <strong>de</strong>m gegenwärtigen Forschungsstand lässt sich vermuten, dass nicht unerhebliche vermeidbare<br />
direkte und indirekte Krankheitskosten durch mangeln<strong>de</strong> Leitlinienkonformität in <strong>de</strong>r Behandlung<br />
<strong>de</strong>pressiver Patienten verursacht wer<strong>de</strong>n. Übereinstimmend weisen verschie<strong>de</strong>ne Studien auf<br />
© 2009 173