Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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H 4. Implementierung, Qualitätsmanagement, Evaluation<br />
Leitlinien sind als Grundlage einer gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Patient und<br />
Therapeuten zu betrachten und stellen damit einen wesentlichen Bestandteil einer mo<strong>de</strong>rnen<br />
Behandlung in <strong>de</strong>r täglichen klinischen Arbeit dar.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Häufigkeit <strong>de</strong>pressiver Störungen und <strong>de</strong>r daraus folgen<strong>de</strong>n gesundheitspolitischen und<br />
volkswirtschaftlichen Konsequenzen sind <strong>de</strong>s Weiteren verstärkte Maßnahmen zur Prävention<br />
<strong>de</strong>pressiver Erkrankungen bzw. zur Vermeidung einer Chronifizierung von zentraler Priorität [1178].<br />
Dies hat auch die Europäische Ministerkonferenz in ihrer Erklärung aus <strong>de</strong>m Jahre 2005 <strong>de</strong>utlich zum<br />
Ausdruck gebracht. Vor diesem Hintergrund sind Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rlich, die in <strong>de</strong>n<br />
unterschiedlichsten Gesellschafts- und Versorgungsbereichen Aufklärung, Beratung und spezifische<br />
Fort- und Weiterbildungsangebote unter Einbindung fachspezifischer Kompetenz anbieten. In diesem<br />
Zusammenhang sind auch die für Deutschland im Rahmen <strong>de</strong>s sechsten nationalen Gesundheitsziels<br />
[1179] <strong>de</strong>finierten zentralen Aktionsfel<strong>de</strong>r und Maßnahmenvorschläge be<strong>de</strong>utsam.<br />
Da die alleinige Erstellung und Veröffentlichung einer Leitlinie für <strong>de</strong>ren Anwendung im klinischen<br />
Alltag nicht hinreichend ist, müssen im Rahmen einer Leitlinien-Entwicklung auch Möglichkeiten und<br />
Empfehlungen zur erfolgreichen Implementierung <strong>de</strong>r Leitlinie in <strong>de</strong>n klinischen Alltag sowie zu ihrer<br />
Evaluation formuliert wer<strong>de</strong>n. Die Implementierung/Umsetzung meint <strong>de</strong>n Transfer von<br />
Handlungsempfehlungen in konkretes Verhalten von Ärzten, Ärztlichen und Psychologischen<br />
Psychotherapeuten, an<strong>de</strong>ren Gesundheitsberufen, Patienten und Betroffenen.<br />
H 4.1 Maßnahmen zur Leitlinien-Implementierung<br />
Die Anwendung von Leitlinien be<strong>de</strong>utet für die Benutzer häufig eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s bisherigen<br />
Verhaltens. Dazu bedarf es neben <strong>de</strong>r Erstellung hochwertiger Leitlinien eines breit angelegten<br />
Konzepts mit multimodaler Strategie, die gleichermaßen auf Wahrnehmung, Einstellungen,<br />
Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhalten zielt. In Deutschland wur<strong>de</strong>n bisher nur vereinzelt Projekte zur<br />
Implementierung durchgeführt. Weitgehend gesichert ist, dass die alleinige passive Verbreitung von<br />
Leitlinien nur einen sehr geringen Effekt zeigt. Die alleinige Kenntnis einer Leitlinie führt selbst bei<br />
positiver Einstellung noch nicht zu einer Anwendung dieser Leitlinie bzw. zu einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s diagnostischen und therapeutischen Vorgehens [1180; 1181]. Aktive Metho<strong>de</strong>n, wie<br />
beispielsweise mehrdimensionale Strategien, die individuellen und strukturellen Hin<strong>de</strong>rnissen<br />
gleichermaßen Rechnung tragen, haben größeren Erfolg [1182; 1183]. Dabei steigt die Akzeptanz<br />
einer Leitlinie <strong>de</strong>utlich, wenn die Berufsgruppen an <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>r Leitlinie selbst mitgearbeitet<br />
haben und dadurch die Möglichkeit hatten, sie praxisnah und versorgungsrelevant zu gestalten [1184].<br />
Die Wirksamkeit einer Leitlinie ist letztendlich aber entschei<strong>de</strong>nd von ihrer Qualität abhängig und<br />
davon, dass sich die Anwen<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>ren Inhalten i<strong>de</strong>ntifizieren, diese für die eigenen Bedürfnisse<br />
adaptieren und dadurch ihr bisheriges Verhalten än<strong>de</strong>rn [1185]. Man kann davon ausgehen, dass es<br />
nicht die eine erfolgreiche Implementierungsmaßnahme gibt, da auch die Evaluation von ein und<br />
<strong>de</strong>rselben Implementierungsmaßnahme unterschiedliche Ergebnisse zeigt [1186]. Vielmehr sollte im<br />
Sinne einer Implementierungsstrategie ein ganzes Bün<strong>de</strong>l von Maßnahmen eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
[1187-1189], das edukative, finanzielle, organisatorische und regulative Elemente beinhaltet. Erste<br />
Implementierungsstudien im ambulanten Bereich nutzen die Integration von Leitlinien in<br />
Qualitätszirkelarbeit mit Ableitung von Qualitätsindikatoren aus <strong>de</strong>n Empfehlungen [10; 1190]. Unter<br />
stationären Bedingungen und bei Versorgungsbereich-übergreifen<strong>de</strong>n Versorgungsmaßnahmen<br />
wer<strong>de</strong>n zunehmend klinische Behandlungspfa<strong>de</strong> als Implementierungsinstrument genutzt [1191;<br />
1192].<br />
Um eine Verbesserung <strong>de</strong>r Leitlinienorientierung auch in <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>sbehandlung zu erreichen,<br />
bedarf es weiterer, gut konzipierter Implementierungsstrategien. Dazu gehören sowohl eine<br />
zielgerichtete Verbreitung als auch Fortbildung in Form von Qualitätszirkelarbeit, Audit und Feedback<br />
sowie praxisorientierte Konzepte [1193]. Im ambulanten Bereich bietet die Qualitätszirkelarbeit mit<br />
evi<strong>de</strong>nzbasierten Leitlinien, wie sie im Verfahrensvorschlag „Metho<strong>de</strong>n und Techniken <strong>de</strong>r<br />
Evi<strong>de</strong>nzbasierten Medizin“ <strong>de</strong>s „Handbuchs Qualitätszirkel“ <strong>de</strong>r KBV konzeptionalisiert ist, eine<br />
spezifische Implementierungsmöglichkeit [1194; 1195]. Eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
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