Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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langfristig keinen (über die Wirkung <strong>de</strong>r Rehabilitation hinaus) additiven Effekt in <strong>de</strong>n überprüften<br />
klinischen Dimensionen Depressivität, Lebensqualität und Ängstlichkeit hatte [1041].<br />
Zur protektiven Wirkung psychosozialer Behandlungsmaßnahmen für körperliche Risikofaktoren<br />
sowie Morbidität und Mortalität bei KHK-Patienten liegen wi<strong>de</strong>rsprüchliche Befun<strong>de</strong> vor [1042-<br />
1045]. Carney und Kollegen [1046] fan<strong>de</strong>n bei Patienten <strong>de</strong>r ENRICHD-Studie positive<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Herzrate und <strong>de</strong>r Herzratenvariabilität nach <strong>de</strong>r Einzeltherapie. Bei ENRICHD<br />
konnte hinsichtlich Morbidität und Mortalität nach einem durchschnittlichen Katamnesezeitraum von 29<br />
Monaten kein signifikanter Unterschied zwischen psychotherapeutisch behan<strong>de</strong>lten und<br />
Kontrollgruppenpatienten festgestellt wer<strong>de</strong>n, wobei die schwerer <strong>de</strong>pressiven Patienten zusätzlich mit<br />
Sertralin mediziert wor<strong>de</strong>n waren. Bei Frauen und bei Angehörigen von ethnischen Min<strong>de</strong>rheiten<br />
zeigten sich sogar ungünstige Effekte <strong>de</strong>r Psychotherapie auf das Überleben [1037]. Frasure-Smith<br />
und Kollegen berichten ebenfalls eine erhöhte Mortalität für Frauen und für ältere KHK-Patienten,<br />
wenn diese eine zusätzliche psychotherapeutische Behandlung erhielten [1038].<br />
Kritisch anzumerken bleibt, dass die in <strong>de</strong>n Studien geprüften psychotherapeutischen Verfahren<br />
häufig recht kurz angewen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, so dass Aussagen über ihre Wirksamkeit eingeschränkt sind.<br />
Zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>uten neuere Studienergebnisse (z. B. [1031]) darauf hin, dass auch <strong>de</strong>r Effekt einer<br />
Pharmakotherapie <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> möglicherweise nicht anhaltend ist. Daher sollte die Validität und<br />
Homogenität <strong>de</strong>r Diagnose und <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> bei akuten Koronarsyndromen<br />
überdacht wer<strong>de</strong>n (vgl. [1031; 1047]). Dies könnte zu Behandlungsstrategien führen, die sich von <strong>de</strong>r<br />
allgemeinen Behandlung <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> unterschei<strong>de</strong>n, aber besser an die kardiologische<br />
Versorgung adaptiert sind.<br />
Empfehlung/Statement<br />
3-69<br />
Bei koronarer Herzerkrankung und komorbi<strong>de</strong>r mittelgradiger- bis schwerer<br />
<strong>de</strong>pressiver Störung soll eine Pharmakotherapie vorzugsweise mit Sertralin o<strong>de</strong>r<br />
Citalopram angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
3-70<br />
Bei koronarer Herzerkrankung und komorbi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiver Störung sollen<br />
trizyklische Anti<strong>de</strong>pressiva wegen ihrer kardialen Nebenwirkungen nicht verordnet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
3-71<br />
Hinsichtlich psychotherapeutischer Interventionen bei <strong>de</strong>pressiver Störung und<br />
komorbi<strong>de</strong>r koronarer Herzerkrankung kann bei <strong>de</strong>rzeitigem Wissensstand keine<br />
ein<strong>de</strong>utige Empfehlung ausgesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Empfehlungsgrad<br />
© 2009 154<br />
A<br />
A<br />
Statement<br />
Affektive Störungen nach Schlaganfall, insbeson<strong>de</strong>re die Post-Stroke-<strong>Depression</strong> (PSD), sind<br />
häufig, wenn auch die Prävalenzschätzungen zwischen ca. 20-60 % erheblich schwanken (vgl.<br />
[1048]). Zur Therapie bzw. einer Prophylaxe <strong>de</strong>r PSD liegen bislang nur wenige klinische Studien<br />
vor. Ein Cochrane-Review [1049] kommt zum Ergebnis, dass die bisher beobachteten geringen<br />
Effekte einer Stimmungsverbesserung durch Pharmakotherapie außer beim Vorliegen einer<br />
mittelgradige-n bis schweren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong> keine ausreichen<strong>de</strong> Basis für eine evi<strong>de</strong>nzbasierte<br />
Indikationsstellung für <strong>de</strong>pressive Syndrome nach einem Schlaganfall darstellen (vgl. auch [1050]).<br />
Umgekehrt liegt auch für eine prophylaktische anti<strong>de</strong>pressive Psychopharmakotherapie noch keine<br />
ausreichen<strong>de</strong> Evi<strong>de</strong>nz aus Studien vor [1049].<br />
In einer placebokontrollierten randomisierten Studie an Patienten mit leichter o<strong>de</strong>r mittelschwerer<br />
bis schwerer <strong>Depression</strong> und akutem Schlaganfall erwies sich Nortriptylin bei <strong>de</strong>r Reduzierung<br />
<strong>de</strong>pressiver Symptome gegenüber Fluoxetin und Placebo als überlegen [1051]. Die Wirksamkeit von<br />
Nortriptylin wur<strong>de</strong> bereits in einer früheren Studie gegenüber Placebo <strong>de</strong>monstriert [1052]. In einer<br />
an<strong>de</strong>ren randomisiert-kontrollierten Studie zeigte Fluoxetin (20 mg/d über drei Monate) hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Depressivität im BDI keine signifikanten Effekte, reduzierte jedoch insbeson<strong>de</strong>re die Neigung zu<br />
Ärgerlichkeit und Wutausbrüchen [1053].