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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Schatzberg et al. (2005) [787] untersuchten in einem Cross-over-Design an n=141 Patienten mit<br />

chronischer <strong>Depression</strong> aus <strong>de</strong>r Studie von Keller et al. (2000) [498], die unter <strong>de</strong>r Monotherapie mit<br />

Nefazodon o<strong>de</strong>r CBASP nicht respondiert hatten, inwieweit <strong>de</strong>r Wechsel auf das jeweils an<strong>de</strong>re<br />

Verfahren wirksam ist. Nach zwölf Wochen zeigte sich in dieser Studie, dass die Umstellung von<br />

Nefazodon auf CBASP signifikant mit einer verbesserten Response verbun<strong>de</strong>n war (57 %). Die<br />

Umstellung von CBASP auf Nefazodon erbrachte eine geringere Response (42 %). In <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Stichproben <strong>de</strong>r Patienten, die die Behandlung auch abgeschlossen hatten, wur<strong>de</strong> dieser Unterschied<br />

bei Response und Remission zum Therapieen<strong>de</strong> jedoch nicht mehr signifikant.<br />

H 3.4.4.2 Interpersonelle Psychotherapie<br />

Zur Wirksamkeit <strong>de</strong>r Interpersonellen Psychotherapie (IPT) bei <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r Dysthymie bzw.<br />

Double <strong>Depression</strong> liegen noch keine Metaanalysen vor; jedoch gibt es randomisiert-kontrollierte<br />

Studien.<br />

In einer großen Studie randomisierten Browne et al. (2002) [788] 707 dysthyme Patienten <strong>de</strong>n<br />

Behandlungsgruppen Sertralin, IPT o<strong>de</strong>r Kombinationstherapie aus Sertralin und IPT alleine zu;<br />

ungefähr ein Drittel <strong>de</strong>r Patienten wies dabei eine Double <strong>Depression</strong> auf. Die Gruppen mit Sertralin<br />

bzw. einer Kombinationstherapie waren dabei einer alleinigen IPT signifikant überlegen<br />

(Responseraten: 60,2 % und 57,5 % vs. 46,6 %), wobei diese Unterschie<strong>de</strong> sich auch während <strong>de</strong>r<br />

Follow-ups nach sechs, zwölf und 24 Monaten stabil zeigten. Eine Kostenanalyse belegte jedoch,<br />

dass sich die IPT-Komponente selbst trug, in<strong>de</strong>m die Inanspruchnahme an<strong>de</strong>rer Gesundheitsdienste<br />

und sozialer Dienste gegenüber <strong>de</strong>r rein medikamentösen Therapie reduziert wur<strong>de</strong>. IPT wur<strong>de</strong> hier<br />

jedoch nicht in einer auf dysthyme Störungen angepassten Form, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>pressive<br />

Episo<strong>de</strong>n zugeschnittenen Originalversion eingesetzt, was die Interpretation <strong>de</strong>r Ergebnisse erschwert<br />

[789]. Zu<strong>de</strong>m war die Dosis an Psychotherapie mit durchschnittlich zehn (maximal zwölf) Sitzungen<br />

gering.<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen gelangten Markowitz et al. (2005) [790], die 94 dysthyme Patienten einem<br />

16-wöchigen Behandlungsprogramm aus entwe<strong>de</strong>r Sertralin, Sertralin mit für Dysthymie modifizierter<br />

IPT, IPT alleine o<strong>de</strong>r einer (als Kontrollbedingung gedachten) supportiven Kurzzeittherapie zufällig<br />

zuwiesen. Die Kombinationstherapie und eine alleinige Pharmakotherapie waren gleich effektiv<br />

(Responseraten: 57 % vs. 58 %); auch IPT und die supportive Kurzzeittherapie unterschie<strong>de</strong>n sich<br />

nicht (Responseraten: 35 % vs. 31 %). Die Autoren sehen die Ergebnisse jedoch angesichts <strong>de</strong>r<br />

geringen Fallzahlen in <strong>de</strong>n vier Gruppen und einer zu „aktiven“ Kontrollbedingung als limitiert an.<br />

Die Studienlage und die erwähnten methodischen Schwächen <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeiten lassen<br />

momentan noch keine Aussage zu, ob eine alleinige IPT o<strong>de</strong>r eine Kombination von IPT mit einem<br />

Anti<strong>de</strong>pressivum bei Dysthymie als evi<strong>de</strong>nzbasiertes psychotherapeutisches Verfahren empfohlen<br />

wer<strong>de</strong>n kann [788; 790].<br />

H 3.4.4.3 Empfehlungen zur Psychotherapie bei Dysthymie, Double <strong>Depression</strong> und<br />

chronischer <strong>Depression</strong><br />

Insgesamt bleibt für die Interpretation dieser RCTs zur Psychotherapie, insbeson<strong>de</strong>re bei Dysthymie<br />

und Double <strong>Depression</strong> kritisch anzumerken, dass die Stichproben teilweise relativ klein und auch<br />

die Behandlungszeiträume teils relativ kurz bemessen waren. Bei Dysthymien, Double <strong>Depression</strong><br />

und chronischer <strong>Depression</strong> ist eine aktive Suche nach individuell-lebensgeschichtlichen<br />

Störungsfaktoren angezeigt. Da es um längere Krankheitsdauern geht, sollten unter Umstän<strong>de</strong>n auch<br />

längere Therapiedauern mit Aufarbeitung individueller störungsbedingen<strong>de</strong>r und aufrechterhalten<strong>de</strong>r<br />

Faktoren bedacht wer<strong>de</strong>n, wobei zur Absicherung dieser Aussage weitere Studien nötig sind.<br />

Ermutigen<strong>de</strong> Ergebnisse liegen aus Studien zu spezifischen Psychotherapieverfahren (CBASP) bei<br />

chronischer <strong>Depression</strong> vor, die ebenfalls in weiteren Studien, auch mit spezifischen Subgruppen,<br />

weiter abgesichert wer<strong>de</strong>n müssen. Bei Double <strong>Depression</strong> sollte in je<strong>de</strong>m Fall eine<br />

Kombinationstherapie in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n. Bei Vorliegen somatischer Symptome und von<br />

Suizidalität ist eine Behandlung mit Anti<strong>de</strong>pressiva sinnvoll.<br />

© 2009 129

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