Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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Zusatzsymptome<br />
Wertlosigkeit „Fühlen Sie sich häufig schuldig für alles, was geschieht?“<br />
Negative und<br />
pessimistische<br />
Zukunftsperspektiven<br />
Suizidgedanken/<br />
Suizidhandlungen<br />
„Sehen Sie die Zukunft schwärzer als sonst?“<br />
„Haben Sie Pläne für die Zukunft?“<br />
„Geht es Ihnen so schlecht, dass Sie über <strong>de</strong>n Tod nach<strong>de</strong>nken<br />
o<strong>de</strong>r daran, dass es besser wäre, tot zu sein?“<br />
„Hatten o<strong>de</strong>r haben Sie konkrete Pläne, sich etwas anzutun?“<br />
„Haben Sie versucht, sich etwas anzutun?“<br />
„Gibt es etwas, was Sie am Leben hält?“<br />
Schlafstörungen „Hat sich an Ihrem Schlaf etwas geän<strong>de</strong>rt?“<br />
„Schlafen Sie mehr/weniger als sonst?“<br />
Vermin<strong>de</strong>rter Appetit „Hatten Sie mehr/weniger Appetit in <strong>de</strong>r letzten Zeit?“<br />
„Haben Sie ungewollt abgenommen?“<br />
Bei leichten bis mittelgradigen <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n sollte bei entsprechen<strong>de</strong>m klinischem Verdacht<br />
zusätzlich das Vorhan<strong>de</strong>nsein somatischer Zusatzsymptome erfasst wer<strong>de</strong>n. Bei schweren<br />
<strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n sollte das Vorhan<strong>de</strong>nsein psychotischer Zusatzsymptome geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Mögliche Fragen zur Erfassung einer psychotischen Symptomatik sind:<br />
� „Sind Sie davon überzeugt, dass Sie etwas sehr Schlimmes getan haben, dass Sie verarmen o<strong>de</strong>r<br />
dass Sie für etwas Schlimmes, das passiert ist, verantwortlich sind?“<br />
� „Hören Sie Stimmen, die an<strong>de</strong>re nicht hören?“<br />
H 2.2.2.2 Nutzen von Screening zur Früherkennung<br />
In <strong>de</strong>r Praxis kann <strong>de</strong>r Einsatz einfacher und kurzer Fragebögen als diagnostische Hilfsmittel zur<br />
Früherkennung sowie zur Verlaufskontrolle einer <strong>de</strong>pressiven Störung hilfreich sein. Diese<br />
Instrumente können unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r häufig knappen zeitlichen Ressourcen ein adäquates<br />
Mittel sein, um schnell und effektiv das Vorliegen <strong>de</strong>pressiver Beschwer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>ren Schweregrad<br />
zu Beginn und im Verlauf einer Behandlung zu erfassen. Ein frühzeitiges Erkennen <strong>de</strong>pressiver<br />
Beschwer<strong>de</strong>n ist erfor<strong>de</strong>rlich, da das Übersehen einer <strong>de</strong>pressiven Störung für <strong>de</strong>n Patienten<br />
schwerwiegen<strong>de</strong> Folgen haben kann. Insbeson<strong>de</strong>re bei Risikogruppen, z. B. Patienten mit<br />
persistieren<strong>de</strong>n somatischen Beschwer<strong>de</strong>n, bei früheren o<strong>de</strong>r familiär gehäuften <strong>de</strong>pressiven<br />
Episo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wenn aufgrund <strong>de</strong>s klinischen Eindrucks <strong>de</strong>r Verdacht auf eine <strong>de</strong>pressive Störung<br />
besteht, kann <strong>de</strong>r Einsatz von Fragebögen („opportunistisches Screening“) sinnvoll sein.<br />
Screeninginstrumente liefern vali<strong>de</strong> Hinweise auf eine mögliche <strong>de</strong>pressive Störung. Dennoch ist nur<br />
durch die klinische Erfassung aller relevanten Haupt- und Zusatzsymptome nach ICD-10 und <strong>de</strong>r<br />
zusätzlichen Erfassung <strong>de</strong>r Dauer und <strong>de</strong>s Verlaufs <strong>de</strong>r Symptome eine adäquate klinische<br />
Diagnose möglich (Kapitel H 2.2.2 „Diagnose nach ICD-10 – Notwendige diagnostische<br />
Maßnahmen“). Für <strong>de</strong>n Einsatz in <strong>de</strong>r Praxis stehen verschie<strong>de</strong>ne Instrumente zur Verfügung, die das<br />
Erkennen einer <strong>de</strong>pressiven Störung erleichtern: Einfach, schnell einsetz- und rasch auswertbar sind<br />
<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r WHO herausgegebene „WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefin<strong>de</strong>n“ [214], <strong>de</strong>r<br />
„Gesundheitsfragebogen für Patienten (Kurzform PHQ-D)“ [215; 216] sowie die Allgemeine<br />
<strong>Depression</strong>sskala (ADS) [217]. Eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r schnellen Erfassung einer möglichen<br />
<strong>de</strong>pressiven Störung ist <strong>de</strong>r so genannte „Zwei-Fragen-Test“ ([212]; vgl. Kapitel H 2.2.2 „Diagnose<br />
nach ICD-10 – Notwendige diagnostische Maßnahmen“).<br />
Der routinemäßige Einsatz bei allen Patienten im Sinne eines „Massenscreenings“<br />
(„systematisches Screening“) ist hingegen nicht zu empfehlen, da <strong>de</strong>r zeitliche Aufwand in einer<br />
ungünstigen Relation zum Nutzen steht [19; 218; 219]. Hierdurch wer<strong>de</strong>n in unverhältnismäßiger<br />
Anzahl auch Patienten mit leichten und passageren <strong>de</strong>pressiven Störungen auffällig, die einer<br />
weitergehen<strong>de</strong>n und umfangreichen Diagnostik zugeführt wer<strong>de</strong>n müssten, ohne dass ein<br />
unmittelbares therapeutisches Eingreifen erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
© 2009 67