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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Auch Mianserin, ein tetrazyklisches Anti<strong>de</strong>pressivum, führt über die 5-HT1A-Rezeptoren zu einer<br />

stärkeren serotonergen Aktivität. Nebenwirkungen sind neben einer Sedierung Benommenheit und<br />

Gewichtszunahme [437-439]. Wegen <strong>de</strong>s erhöhten Risikos von Agranulozytosen und <strong>de</strong>r daher vom<br />

Hersteller für die ersten Behandlungsmonate empfohlenen wöchentlichen Blutbildkontrollen wird<br />

Mianserin nur noch selten eingesetzt.<br />

Reboxetin ist ein selektiver Rückaufnahme-Hemmer von Noradrenalin (SNRI), zu <strong>de</strong>ssen häufigsten<br />

Nebenwirkungen Schlaflosigkeit, Benommenheit, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schwitzen und bei<br />

Männern Miktionsbeschwer<strong>de</strong>n und Harnverhaltung gehören [19]. Aufgrund <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />

Wirksamkeit gegeüber Placebo ist diese Substanz allerdings nicht mehr für die klinische Praxis zu<br />

empfehlen (vgl. Abschlussbericht IQWiG zu Reboxetin [42]).<br />

Bupropion kann im Rahmen seiner Noradrenalin- und Dopamin-verstärken<strong>de</strong>n Wirkung u. a. zu<br />

Schlafstörungen und Unruhe, Mundtrockenheit, Übelkeit, Kopfschmerzen und Obstipation führen<br />

[440].<br />

Zu <strong>de</strong>n häufigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen von Agomelatin zählen Kopfschmerzen,<br />

Schwin<strong>de</strong>l, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Schwitzen. Zu <strong>de</strong>n Gegenanzeigen gehören<br />

eingeschränkte Leberfunktion sowie eine gleichzeitige Anwendung von starken CYP1A2-Inhibitoren<br />

(z. B. Fluvoxamin, Ciprofloxacin). Bei allen Patienten sind Leberfunktionstests zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Behandlung sowie nach sechs, zwölf und 24 Wochen durchzuführen. Bei einem<br />

Transaminasenanstieg über das Dreifache <strong>de</strong>s oberen Normbereichs sollte Agomelatin abgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n [441; 442].<br />

H 3.3.2.5 Lithium<br />

Lithium ist <strong>de</strong>r Prototyp <strong>de</strong>s Stimmungsstabilisierers und zählt im engeren Sinne nicht zu <strong>de</strong>n<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva. Drei Hauptmechanismen spielen bei <strong>de</strong>r Wirkungsweise von Lithium eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Rolle: a) Effekte auf die Neurotransmitterregulation (nach neueren Erkenntnissen im Sinne einer<br />

Stabilisierung <strong>de</strong>r Balance zwischen Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Acetylcholin u. a.), b) Effekte<br />

auf die intrazelluläre Signaltransduktion (A<strong>de</strong>nylatzyklase, Inositol-Phosphat-Messenger-System,<br />

Arachnidonsäure-Kaska<strong>de</strong>, Glykogen-Synthetase-Kinase 3, Proteinkinasen, Protein-Phosphorilisation<br />

und G-Proteine) und c) Effekte auf die Genexpression. Stabil kommt Lithium nur als Salz vor<br />

(Lithiumcarbonat, Lithiumacetat u. a.). Es wird unverän<strong>de</strong>rt renal eliminiert.<br />

In <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>sbehandlung sind die folgen<strong>de</strong>n Wirkungen von Be<strong>de</strong>utung:<br />

� Phasenprophylaxe unipolarer rezidivieren<strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>en;<br />

� akut-anti<strong>de</strong>pressive Behandlung im Rahmen <strong>de</strong>r Lithiumaugmentation;<br />

� akut-anti<strong>de</strong>pressive Behandlung im Rahmen einer Lithium-Monotherapie;<br />

� antisuizidale Wirksamkeit.<br />

Lithiumaugmentation bezeichnet die Addition von Lithium zu einem Anti<strong>de</strong>pressivum, das trotz<br />

ausreichend langer Verabreichung in suffizienter Dosierung nicht wirksam war. Hierdurch kann häufig<br />

doch noch ein Ansprechen auf die Pharmakotherapie erzielt wer<strong>de</strong>n. Eine aktuelle Metaanalyse<br />

schloss zehn placebokontrollierte doppelblin<strong>de</strong> Studien ein und belegte die signifikante Überlegenheit<br />

einer Lithium- über eine Placeboaugmentation bei bislang auf eine Anti<strong>de</strong>pressivamonotherapie<br />

resistenten <strong>Depression</strong>en [443; 444]. Die Lithiumaugmentation nimmt einen zentralen Stellenwert in<br />

<strong>de</strong>r Behandlung bislang therapieresistenter <strong>Depression</strong>en ein.<br />

Zahlreiche Studien (z. B. [445]), Übersichtsarbeiten und Metaanalysen [446-449] zeigen aber<br />

übereinstimmend einen <strong>de</strong>utlichen suizidalitätsreduzieren<strong>de</strong>n Effekt, auch bei alleiniger<br />

Betrachtung unipolar <strong>de</strong>pressiver Patienten [446; 448]. Eine spezielle Zulassung zur Vorbeugung von<br />

Suizi<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Suizidversuchen hat Lithium aber nicht. Zahlreiche Studien, Übersichtsarbeiten und<br />

Metaanalysen belegen schließlich die Wirksamkeit von Lithium in <strong>de</strong>r Rezidivprophylaxe (vgl.<br />

Kapitel H 3.3.6 „Rezidivprophylaxe“).<br />

Die Lithiumbehandlung erfor<strong>de</strong>rt beson<strong>de</strong>re Kenntnisse und die Beachtung beson<strong>de</strong>rer<br />

Maßgaben bei Patienten und Ärzten. Diese sind im Anhang 9: Anwendungsempfehlungen:<br />

Lithiumtherapie“ zusammengefasst.<br />

© 2009 95

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