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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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H 3.4.3.1 Kognitive Verhaltenstherapie<br />

Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist das am häufigsten ambulant untersuchte<br />

Psychotherapieverfahren. Bis 1998 lagen bereits mehr als 80 kontrollierte Studien an überwiegend<br />

ambulant behan<strong>de</strong>lten <strong>de</strong>pressiven Patienten vor [48; 724], die zumeist eine höhere o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

äquivalente Wirksamkeit <strong>de</strong>r KVT im Vergleich zu verschie<strong>de</strong>nen Kontrollbedingungen (Warteliste,<br />

Pharmakotherapie, Placebobehandlung, stützen<strong>de</strong> Gespräche, Clinical Management) in <strong>de</strong>r<br />

Akutbehandlung zeigen (vgl. auch [725]).<br />

Es gibt eine Reihe qualitätsgeprüfter Metaanalysen, die die Wirksamkeit <strong>de</strong>r Kognitiven<br />

Verhaltenstherapie (KVT) in <strong>de</strong>r Akutbehandlung von unipolaren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n bestätigt.<br />

Gloaguen et al. (1998) schlossen 48 kontrolliert randomisierte Studien mit insgesamt 2 765 Patienten<br />

ein, die eine leichtgradige bis mittelschwere <strong>de</strong>pressive Störung ohne psychotische Merkmale<br />

aufwiesen. Als leichtgradig wur<strong>de</strong> die <strong>Depression</strong> bei einem BDI-Score von 10-18 und als mittelschwer<br />

bei einem Score im BDI von 19-29 <strong>de</strong>finiert. Dabei erwies sich die Kognitive Therapie einer Warteliste,<br />

einer Anti<strong>de</strong>pressivatherapie und diversen an<strong>de</strong>ren Therapien (psychodynamische Therapie,<br />

Interpersonelle Therapie, non-direkte Therapie, supportive Therapie, Entspannungsverfahren und<br />

Bibliotherapie) als signifikant überlegen, was die Symptomverbesserung zum Therapieen<strong>de</strong> nach<br />

durchschnittlich 16 Wochen angeht. Gloaguen et al. (1998) errechneten außer<strong>de</strong>m, dass nach<br />

Akuttherapie mit Anti<strong>de</strong>pressiva 60 % <strong>de</strong>r Patienten innerhalb eines Jahres einen Rückfall erlitten,<br />

nach KVT durchschnittlich nur 29 % [48].<br />

Diese Ergebnisse <strong>de</strong>cken sich mit <strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong>n einer früheren Metaanalyse von Dobson (1989)<br />

[726] zu leichtgradigen und mittelschweren <strong>de</strong>pressiven Störungen, <strong>de</strong>r unter Einschluss von 28<br />

Studien für die Kognitive Therapie gleichfalls signifikant stärkere Symptomverän<strong>de</strong>rungen gegenüber<br />

einer Warteliste, Pharmakotherapie o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Therapieformen (hier einschließlich <strong>de</strong>r<br />

Verhaltenstherapie) fand. Gaffan et al. (1995) [727] haben die von Dobson inkludierten sowie 37<br />

weitere Studien in ihre Metaanalyse integriert und die Befun<strong>de</strong> repliziert.<br />

Balslev-Jorgensen, Dam & Bolwig (1998) [728] kommen in ihrem narrativen Review unter<br />

Berücksichtigung von 58 Studien ebenfalls zum Schluss, dass die kognitive Verhaltenstherapie (und<br />

die Interpersonelle Psychotherapie) in <strong>de</strong>r Akut- und Erhaltungstherapie leicht- bis mittelgradiger<br />

<strong>de</strong>pressiver Störungen im ambulanten Setting bei <strong>de</strong>r Symptomreduktion effektiv sind und einer<br />

Anti<strong>de</strong>pressivatherapie gegenüber gleichwertig o<strong>de</strong>r sogar überlegen sind.<br />

DeRubeis et al. (1999) [651] untersuchten in ihrer Metaanalyse mit originalen Rohdaten die<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen KVT und Pharmakotherapie (Dauer: 16-20 Wochen) bei insgesamt 169<br />

ambulanten Patienten mit einer schweren <strong>de</strong>pressiven Störung, wobei als Schweregradkriterium ein<br />

Score in <strong>de</strong>r Hamilton <strong>Depression</strong> Rating Scale von 20 o<strong>de</strong>r mehr und im Beck <strong>Depression</strong>sinventar<br />

von 30 o<strong>de</strong>r mehr galt. Zwischen Pharmako- und Kognitiver Verhaltenstherapie zeigten sich in <strong>de</strong>r<br />

Symptomreduktion im HRSD und im BDI keine signifikanten Wirksamkeitsunterschie<strong>de</strong> zum<br />

Behandlungsen<strong>de</strong>; die Effektstärken fielen <strong>de</strong>nnoch ten<strong>de</strong>nziell positiver zugunsten <strong>de</strong>r KVT aus.<br />

In einer neueren randomisiert-kontrollierten Studie an 240 Patienten mit mittelschwerer bis<br />

schwerer <strong>Depression</strong> (HDRS ≥ 20 in <strong>de</strong>r 17-Item-Variante) fan<strong>de</strong>n DeRubeis et al. (2005) [729] nach<br />

16-wöchiger ambulanter Behandlung mit KVT o<strong>de</strong>r achtwöchiger Behandlung mit Paroxetin<br />

hinsichtlich Response und Remission keine signifikanten Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Monotherapien<br />

nach acht Wochen und zum Behandlungsen<strong>de</strong>. Die Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>r Response o<strong>de</strong>r einer<br />

Remission bei <strong>de</strong>n schwerer Erkrankten nach einer Behandlung mit KVT hängt dieser Studie zufolge<br />

jedoch von <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>s Therapeuten ab. So war <strong>de</strong>r Erfolg bei Therapeuten, die zwischen<br />

sieben und 21 Berufsjahren aufwiesen, höher als bei Therapeuten, die über erst zweijährige<br />

Therapieerfahrung verfügten.<br />

In <strong>de</strong>r NIMH-Studie [344] schien jedoch die IPT einer KVT bei <strong>de</strong>n schwerer <strong>de</strong>pressiven Patienten<br />

überlegen [730]. In einer Reanalyse <strong>de</strong>r Daten zeigten Hollon und Shelton (2001) [731] jedoch, dass<br />

<strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r KVT mit <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r NIMH-Studie eingesetzten Therapeuten<br />

variierte und in jenen Zentren, in <strong>de</strong>nen erfahrene Therapeuten eingesetzt wur<strong>de</strong>n, auch <strong>de</strong>r Erfolg<br />

<strong>de</strong>r KVT <strong>de</strong>utlich höher war (vgl. [732; 733]). In einer neueren Studie [734] wur<strong>de</strong> die Wirksamkeit von<br />

IPT und KVT auch bei schwer <strong>de</strong>pressiven Patienten (Kriterium: MADRS-Score > 30) verglichen.<br />

Während IPT und KVT sich in <strong>de</strong>r Wirksamkeit über alle Patienten (n = 177) hinweg nicht<br />

unterschie<strong>de</strong>n, war die KVT bei <strong>de</strong>n schwerer Depressiven hinsichtlich <strong>de</strong>r Response (IPT: 20 %;<br />

© 2009 121

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