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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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H 3.7.2 Suizidprävention und Notfallinterventionen bei Suizidalität<br />

Suizidprävention bei <strong>de</strong>pressiven Patienten (aber auch bei an<strong>de</strong>ren psychisch kranken Menschen<br />

o<strong>de</strong>r Menschen in suizidalen Krisen) umfasst vier Hauptaspekte [14]:<br />

XXXII. Tabelle 27: Hauptaspekte <strong>de</strong>r Suizidprävention<br />

1. Gesprächs- und Beziehungsangebot;<br />

2. Diagnostik von Suizidalität einschließlich Risikofaktoren (vgl. Kapitel H 2.3.2 „Suizidalität“);<br />

3. Klärung und Regelung <strong>de</strong>r aktuellen Situation;<br />

4. Therapieplanung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Suizidgefahr.<br />

H 3.7.2.1 Gesprächs- und Beziehungsangebot<br />

Wesentliche Merkmale <strong>de</strong>s Gesprächs- und Beziehungsangebots an suizidale Patienten sind [14;<br />

1142]:<br />

� Raum und Zeit zur Verfügung stellen (Zuwendungsangebot);<br />

� Sicherung eines emotionalen Zugangs und einer entsprechen<strong>de</strong>n emotionalen Reaktion <strong>de</strong>s<br />

Patienten;<br />

� beruhigen<strong>de</strong> Versicherung, dass Hilfe möglich ist;<br />

� offenes, direktes, ernst nehmen<strong>de</strong>s Ansprechen von Suizidalität;<br />

� Entdramatisierung sowie Vermeidung von Bagatellisierung;<br />

� Fragen nach bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, d. h. am Suizid hin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n äußeren (z. B. Familie, Kin<strong>de</strong>r, religiöse<br />

Bindung usw.) und inneren Faktoren (z. B. Hoffnung auf Hilfe, frühere Erfahrungen, Vertrauen); je<br />

mehr bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Faktoren genannt wer<strong>de</strong>n können, je mehr Grün<strong>de</strong> Patienten fin<strong>de</strong>n, die für das<br />

Leben sprechen, <strong>de</strong>sto unwahrscheinlicher ist es, dass sie ihren Suizidgedanken entsprechend<br />

han<strong>de</strong>ln [1143];<br />

� Vermittlung von Hoffnung, Hilfe und Chancen auf Verän<strong>de</strong>rung (Zukunftsorientierung) sowie ein<br />

Angebot für weitere Therapie (selbst o<strong>de</strong>r Vermittlung) und eine entsprechen<strong>de</strong> Planung;<br />

� konkrete Vereinbarung über regelmäßigen zusätzlichen Kontakt (direkt o<strong>de</strong>r telefonisch, mit Uhrzeit<br />

und Ort) und Klärung <strong>de</strong>s Behandlungssettings (ambulant/stationär).<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-84<br />

Suizidale Patienten müssen eine beson<strong>de</strong>re Beachtung und Betreuung im Sinne<br />

einer Intensivierung <strong>de</strong>s zeitlichen Engagements und <strong>de</strong>r therapeutischen Bindung<br />

erhalten. Das konkrete Betreuungsangebot richtet sich nach <strong>de</strong>n individuellen<br />

Risikofaktoren, <strong>de</strong>r Absprachefähigkeit <strong>de</strong>s Patienten und Umgebungsfaktoren.<br />

Empfehlungsgrad<br />

KKP<br />

H 3.7.2.2 Diagnostik von Suizidalität<br />

Die Diagnostik bei suizidalen Patienten umfasst zunächst die Frage, welche Form von Suizidalität<br />

vorliegt (To<strong>de</strong>s- o<strong>de</strong>r Ruhewünsche, Suizidi<strong>de</strong>en, sich aufdrängen<strong>de</strong> Suizidi<strong>de</strong>en, konkrete<br />

Suizidabsicht, Zustand nach Suizidversuch, frühere Suizidversuche, frühere Bewältigung von<br />

suizidalen Krisen; vgl. [14] und Tabelle 11). Im nächsten Schritt geht es um eine Abschätzung <strong>de</strong>s<br />

aktuellen Handlungsdrucks, d. h. um die Frage, ob <strong>de</strong>r Druck zur Umsetzung <strong>de</strong>r Suizidi<strong>de</strong>e in eine<br />

Handlung gera<strong>de</strong> jetzt – eventuell trotz einer Therapie – hoch ist. Hierbei ist auch relevant, ob <strong>de</strong>r<br />

Patient glaubhaft eine weitere Suizidabsicht verneint, inwieweit eine impulshafte Suizidalität vorliegt<br />

o<strong>de</strong>r die Suizidalität im Kontext spezifischer psychopathologischer Symptome (z. B. Wahn,<br />

Hoffnungslosigkeit, drohen<strong>de</strong>r Kontrollverlust, Panikstörung) zu sehen ist [14].<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-85<br />

Die Diagnostik bei suizidalen Patienten schließt die Erfassung <strong>de</strong>r graduellen<br />

Ausprägung <strong>de</strong>r Suizidalität und die Abschätzung <strong>de</strong>s aktuellen Handlungsdrucks<br />

bzw. die aktuelle Distanziertheit von Suizidalität ein.<br />

Empfehlungsgrad<br />

Statement<br />

© 2009 164

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