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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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für eine <strong>de</strong>pressive Störung o<strong>de</strong>r eine Dysthymie erfüllte. Nach <strong>de</strong>r Therapie (15 Stun<strong>de</strong>n) und bei <strong>de</strong>r<br />

Ein-Jahres-Katamnese zeigte sich bei <strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lten Patientinnen eine <strong>de</strong>utliche Reduzierung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>pressiven Symptomatik im Vergleich zu <strong>de</strong>n Patientinnen in <strong>de</strong>r Kontrollgruppe. Hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Ehequalität erwies sich allerdings nur die Ehetherapie als effektiv; Einzel-KVT und<br />

Wartelistenbedingung blieben hierbei ohne Effekt.<br />

Auch die IPT wur<strong>de</strong> für die Behandlung von Paaren adaptiert, wobei <strong>de</strong>r Unterschied zur<br />

interpersonellen Einzeltherapie darin besteht, dass es in <strong>de</strong>r mittleren Therapiephase um die Reflexion<br />

und gegebenenfalls um die Neuorientierung in <strong>de</strong>n Partnerrollen geht. Thematisiert wer<strong>de</strong>n dabei die<br />

Aspekte Kommunikation, Interaktion, Intimität, Abgrenzung, Führungsansprüche sowie gemeinsame<br />

und individuelle Ziele [17]. Ein Vergleich <strong>de</strong>r IPT mit o<strong>de</strong>r ohne Einbeziehung <strong>de</strong>s Partners belegte<br />

eine vergleichbare Wirksamkeit bei <strong>de</strong>r Reduktion zentraler Depressivitätsindikatoren [715]. Die<br />

partnerschaftliche Zufrie<strong>de</strong>nheit nahm jedoch bei Einbeziehung <strong>de</strong>s Partners stärker zu.<br />

Leff et al. (2000) [716] untersuchten die Wirksamkeit einer systemischen Paartherapie im Vergleich zu<br />

einer medikamentösen Behandlung (initial Desipramin, bei fehlen<strong>de</strong>m Ansprechen o<strong>de</strong>r Intoleranz<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Nebenwirkungen Switching entwe<strong>de</strong>r auf Fluvoxamin o<strong>de</strong>r Trazodon). Hierbei zeigte<br />

sich eine höhere Effektivität <strong>de</strong>r Paartherapie bei <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>r Depressivität im BDI bei<br />

vergleichbaren Kosten, wobei unter Pharmakotherapie <strong>de</strong>r Dropout signifikant höher lag (56,8 %<br />

gegenüber 15,0 %).<br />

H 3.4.3 Effektivität psychotherapeutischer Verfahren in <strong>de</strong>r Akuttherapie<br />

Die meisten Belege für eine psychotherapeutische Monotherapie liegen für leichte und<br />

mittelgradige <strong>de</strong>pressive Störungen vor. Bei mittelschweren bis schweren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n ist<br />

eine Differenzialindikation erfor<strong>de</strong>rlich. Es ist zu berücksichtigen, dass bei schweren <strong>de</strong>pressiven<br />

Episo<strong>de</strong>n die Wirklatenz einer alleinigen Psychotherapie gegenüber einer alleinigen<br />

Pharmakotherapie o<strong>de</strong>r einer Kombinationsbehandlung aus Pharmako- und Psychotherapie erhöht<br />

sein kann (vgl. [497]). So zeigt beispielsweise auch eine randomisiert-kontrollierte Studie an schwer<br />

<strong>de</strong>pressiven Patienten, dass eine KVT, an<strong>de</strong>rs als eine Pharmakotherapie, einer Placebobedingung<br />

nach acht Wochen hinsichtlich <strong>de</strong>r Response nicht überlegen war. Nach 16 Wochen waren die<br />

Responsen von Pharmako- und Psychotherapie jedoch gleich und Placebo signifikant überlegen<br />

[717].<br />

Allerdings zeigen einige Studien unabhängig vom Schweregrad <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong> bereits<br />

innerhalb <strong>de</strong>r ersten vier- bis fünf Wochen einer kognitivbehavioralen Psychotherapie [718-720] eine<br />

signifikante Response. Hardy et al. (2005) [718] zeigten, dass in 50 % <strong>de</strong>r KVT-Studien „sud<strong>de</strong>n<br />

gains“, also „plötzliche und <strong>de</strong>utliche Verbesserungen“, innerhalb <strong>de</strong>r ersten fünf Wochen auftreten. In<br />

<strong>de</strong>r Studie von Hautzinger et al. (1996) [199; 504] ließen sich im Studienarm mit alleiniger<br />

Psychotherapie bereits in <strong>de</strong>r dritten Woche anhalten<strong>de</strong> Respon<strong>de</strong>r (Therapieen<strong>de</strong> und Ein-Jahres-<br />

Katamnese, 51 %) von Nichtrespon<strong>de</strong>rn (12 %) signifikant trennen, sowohl bei <strong>de</strong>n ambulanten wie<br />

bei <strong>de</strong>n stationären Patienten. Die Übersichtsarbeit von Longmore und Worell (2007) [719] kommt<br />

zum Schluss, dass 60-70 % <strong>de</strong>r Therapieresponse bei einer KVT innerhalb <strong>de</strong>r ersten vier Wochen<br />

Therapie erzielt wird. In <strong>de</strong>r Studie von Keller et al. (2000) [498] mit chronisch <strong>de</strong>pressiven Patienten<br />

war die Response bei CBASP zunächst später eingetreten im Vergleich zu Anti<strong>de</strong>pressiva; nach acht<br />

Wochen war sie jedoch gleich. Dies könnte ein Hinweis sein, dass die Wirklatenz von <strong>de</strong>r Chronizität<br />

abhängt.<br />

Insgesamt liegen nur wenige Ergebnisse zur möglichen differenziellen Wirksamkeit<br />

psychotherapeutischer Maßnahmen bei <strong>de</strong>pressiven Frauen und Männern vor. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />

in <strong>de</strong>r Regel um post-hoc-Analysen von Studien, die ursprünglich nicht auf die Untersuchung<br />

geschlechtsspezifischer Unterschie<strong>de</strong> ausgerichtet waren. Für die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)<br />

fin<strong>de</strong>n sich aufgrund <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studienlage keine Hinweise auf Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Wirksamkeit bei <strong>de</strong>pressiven Männern und Frauen im Einzel- und im Gruppensetting (zsf. [17; 721]),<br />

lediglich eine frühere Studie fand, dass bei Patienten mit initial hoher Symptomschwere Männer eine<br />

etwas schnellere Symptombesserung zeigten [722]. Eine aktuelle Studie zur Interpersonellen Therapie<br />

(IPT) im stationären Setting fand keine Geschlechtsunterschie<strong>de</strong> bezüglich <strong>de</strong>r Symptombesserung<br />

nach fünfwöchiger Behandlung Bei <strong>de</strong>r stationären Entlassung wiesen Männer zwar eine höhere<br />

Remissionsrate auf, nach drei- bis zwölf Monaten war dieser Unterschied jedoch nicht mehr präsent<br />

[723].<br />

© 2009 120

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