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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Selbstkritik, (2) unbewältigte Erinnerungen und (3) problematische o<strong>de</strong>r vom Patienten als<br />

unangemessen empfun<strong>de</strong>ne Verhaltensweisen. In <strong>de</strong>r Therapie wird zunächst <strong>de</strong>r für die jeweilige<br />

Person wichtigste Prozess i<strong>de</strong>ntifiziert und mit spezifischen Interventionen bearbeitet. Während <strong>de</strong>r<br />

psychotherapeutischen Sitzungen kommen Verän<strong>de</strong>rungen in Gang, die ihrerseits Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>pressionstypischen Prozesse ermöglichen. Die Verän<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>r Symptomebene bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

letzten Schritt <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung [691-693]. Die Therapiedauer umfasst in <strong>de</strong>n Studien rund 15-20<br />

Sitzungen [692; 694].<br />

H 3.4.2.7 Psychotherapie in Gruppen<br />

Die auf die Behandlung <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> bezogenen Konzepte für Gruppentherapie entsprechen im<br />

Wesentlichen <strong>de</strong>nen, die auch in <strong>de</strong>r Einzeltherapie erfolgreich eingesetzt wer<strong>de</strong>n [17]. Allerdings gilt<br />

dies nicht für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r analytischen Gruppenpsychotherapie. Hier ist die Behandlung<br />

<strong>de</strong>pressiver Patienten in monosymptomatischen Gruppen nicht üblich. Im <strong>de</strong>utschen Sprachraum sind<br />

verschie<strong>de</strong>ne Manuale mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen, strukturierten Programmen über acht-<br />

bis 16 doppelstündige Sitzungen für unterschiedliche Zielgruppen veröffentlicht wor<strong>de</strong>n [695-699].<br />

Zur Wirksamkeit <strong>de</strong>r Gruppentherapie bei <strong>Depression</strong> liegen auf Basis <strong>de</strong>r Darstellung von De<br />

Jong-Meyer et al. (2007) mehrere systematische Reviews und Metaanalysen vor (z. B. [66; 700-703]).<br />

Wesentlicher Befund dieser Übersichtsarbeiten ist, dass die kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

ambulanten Gruppenbehandlungen bei leichten und mittelschweren <strong>Depression</strong>en kurzzeitig eine gute<br />

und über die Katamnesen hinweg stabile Wirkung auf die Symptomatik haben; McDermut et al. (2001)<br />

[701] ermittelten eine Effektstärke von 1,0 gegenüber Kontrollen, Kühner fand im Prä-Post-Vergleich<br />

über die Studien hinweg eine Effektstärke von 1,45. Bei schwereren <strong>Depression</strong>en sind die Effektive<br />

allerdings weniger ein<strong>de</strong>utig [704].<br />

Trotz <strong>de</strong>r positiven Ergebnisse aus <strong>de</strong>n bislang publizierten kontrollierten Studien fehlen noch<br />

Untersuchungen mit größeren Stichproben und zu bestimmten Subgruppen <strong>de</strong>pressiver Patienten,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im höheren Schwerebereich. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Vergleich z. B. mit Anti<strong>de</strong>pressiva bzw. die<br />

Überprüfung <strong>de</strong>r additiven Effektivität eine Kombination aus Medikation und Gruppenpsychotherapie<br />

noch nicht beforscht.<br />

Im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum wur<strong>de</strong>n einige kontrollierte Studien zur Anwendung kognitivverhaltenstherapeutischer<br />

Gruppentherapien bei bestimmten Untergruppen <strong>de</strong>pressiver Patienten<br />

durchgeführt. Beispielsweise wur<strong>de</strong> die Wirksamkeit bei <strong>de</strong>pressiven Jugendlichen [705], bei älteren<br />

<strong>de</strong>pressiven Patienten ([706; 707]: signifikant stärkere Effekte auf Depressivität gegenüber einer<br />

Wartegruppe) und zur Rückfallprophylaxe ([708]: <strong>de</strong>utlich geringere Rückfallraten gegenüber TAU mit<br />

medikamentöser Behandlung nach individuellem Bedarf) untersucht.<br />

Die IPT wur<strong>de</strong> bislang kaum als Gruppenprogramm in <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>pressiver Störungen<br />

untersucht. Eine randomisiert-kontrollierte Studie von Bolton et al. (2003) [709] zeigte signifikante Prä-<br />

Post-Unterschie<strong>de</strong> im Vergleich zu einer Wartelistengruppe hinsichtlich Depressivität und<br />

psychosozialer Funktionsfähigkeit. Als Gruppentherapie modifiziert wur<strong>de</strong> die IPT auch im stationären<br />

Setting bei <strong>de</strong>pressiven Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik untersucht. In dieser<br />

Studie zeigten sich gleiche Ergebnisse wie für eine kognitive Gruppentherapie, längerfristig waren die<br />

Effekte gegenüber <strong>de</strong>r KVT-Gruppe weniger stabil [710].<br />

H 3.4.2.8 Paartherapie<br />

Zwischen Partnerkonflikten und <strong>Depression</strong> besteht eine hohe Konkordanz [711; 712]. Interpersonelle<br />

Faktoren scheinen auf <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>pressiver Störungen großen Einfluss auszuüben. Daher kann es<br />

sinnvoll sein, bei <strong>de</strong>r Behandlung und bei <strong>de</strong>r Rückfallprophylaxe <strong>de</strong>n Partner in die Therapie<br />

einzubeziehen.<br />

Zentrale Therapieelemente beispielsweise <strong>de</strong>r kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ehetherapie<br />

sind nach <strong>de</strong> Jong-Meyer et al. (2007) [17] Verhaltensbeobachtung und Problemanalyse <strong>de</strong>r<br />

partnerschaftlichen Interaktion, Maßnahmen zur Steigerung <strong>de</strong>r positiven Reziprozität,<br />

Kommunikations- und Problemlösetraining, kognitive Umstrukturierung von Attributionen und<br />

Erwartungen sowie kommunikative Hilfen zur Bewältigung akuter Streitsituationen. Diese Strategien<br />

sind im Bereich <strong>de</strong>r Ehe- und Paartherapie etabliert und effektiv [713], [17; 714]. Beach et al. (1990)<br />

[713] untersuchten in einem RCT die Wirksamkeit einer verhaltenstherapeutischen Ehetherapie im<br />

Vergleich zu einer Einzel-KVT und einer Wartelistenkontrolle, wobei die Aufnahmekriterien darin<br />

bestan<strong>de</strong>n, dass bei<strong>de</strong> Partner die Ehe als unbefriedigend einschätzten und die Ehefrau die Kriterien<br />

© 2009 119

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