Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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3-65<br />
Für die Wirksamkeit einer Psychotherapie (empirische Hinweise existieren für die<br />
KVT, die IPT und die psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie) bei Patienten mit<br />
einer Komorbidität von <strong>de</strong>pressiver Störung und Persönlichkeitsstörung (Bor<strong>de</strong>rline,<br />
paranoid, ängstlich-vermei<strong>de</strong>nd und <strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt) liegen empirische Hinweise vor als<br />
alleiniges Verfahren o<strong>de</strong>r als Teil einer Kombinationsbehandlung mit<br />
Pharmakotherapie. Darüber hinaus liegen Hinweise dafür vor, dass bei Komorbidität<br />
mit einer Bor<strong>de</strong>rline-Persönlichkeitsstörung eine Kombination aus Psychotherapie<br />
und Pharmakotherapie wirksamer ist als eine alleinige Pharmakotherapie.<br />
Statement<br />
H 3.6.1.5 Somatoforme Störungen<br />
In <strong>de</strong>r Kategorie somatoforme Störungen erfasst die ICD-10 die Somatisierungsstörung, die<br />
somatoforme autonome Funktionsstörung, die anhalten<strong>de</strong> somatoforme Schmerzstörung, die<br />
dissoziative o<strong>de</strong>r Konversionsstörung, die hypochondrische Störung sowie die dysmorphophobe<br />
Störung. In stationären klinischen Stichproben wur<strong>de</strong> für die Komorbidität mit <strong>de</strong>pressiven Störungen<br />
eine Häufigkeit zwischen 50 und 90 % unter somatoform gestörten Patienten gefun<strong>de</strong>n [1005; 1006].<br />
Studien zur Pharmako- o<strong>de</strong>r Psychotherapie bei <strong>de</strong>pressiver Störung und komorbi<strong>de</strong>r somatoformer<br />
Störung liegen jedoch bislang nicht vor. Zum chronischen Schmerz siehe Kapitel H 3.7.2.4<br />
„Therapieplanung nach Akutsituation“.<br />
Empfehlung/Statement<br />
3-66<br />
Obwohl <strong>de</strong>pressive Störungen und somatoforme Störungen relativ häufig gemeinsam<br />
auftreten, können aufgrund <strong>de</strong>r unzureichen<strong>de</strong>n Studienlage keine Empfehlungen<br />
über eine Pharmako- o<strong>de</strong>r Psychotherapie bei dieser Komorbidität ausgesprochen<br />
wer<strong>de</strong>n. Entsprechend gelten die evi<strong>de</strong>nzbasierten Behandlungsempfehlungen für<br />
bei<strong>de</strong> Störungen, z. B. die Leitlinie „Somatoforme Störungen“.<br />
Empfehlungsgrad<br />
Statement<br />
H 3.6.2 <strong>Depression</strong> und komorbi<strong>de</strong> somatische Erkrankungen<br />
<strong>Depression</strong> und somatische Erkrankungen treten häufig gemeinsam auf. Die Lebenszeitprävalenz<br />
für eine <strong>de</strong>pressive o<strong>de</strong>r eine Angststörung bei somatisch Kranken liegt bei ca. 40 % [63; 75; 84; 112;<br />
119; 120; 1007; 1008]. Neurologische, endokrine und kardiovaskuläre Erkrankungen sowie<br />
Tumorerkrankungen wer<strong>de</strong>n häufig durch <strong>de</strong>pressive Störungen kompliziert. Das gleichzeitige<br />
Vorhan<strong>de</strong>nsein einer <strong>de</strong>pressiven Störung kann eine Verstärkung <strong>de</strong>r körperlichen Symptome, eine<br />
schlechtere Anpassung an die Erkrankung, eine reduzierte Behandlungsadhärenz sowie vermehrte<br />
psychosoziale Funktionseinschränkungen prädisponieren (vgl. Kapitel H 1.2 „Diskriptive<br />
Epi<strong>de</strong>miologie“).<br />
Bezüglich somatopsychischer Komorbiditäten bzw. <strong>de</strong>r Komorbidität von <strong>de</strong>pressiven Störungen und<br />
somatischen Erkrankungen bestehen verschie<strong>de</strong>ne Assoziationsmöglichkeiten [1009]:<br />
1. Die somatische Erkrankung o<strong>de</strong>r zur Behandlung eingesetzte Medikamente verursachen o<strong>de</strong>r<br />
lösen auf biologischer bzw. physiologischer Ebene die psychische Störung aus (Beispiel: eine<br />
Schilddrüsenunterfunktion löst <strong>de</strong>pressive Symptome aus).<br />
2. Die somatische Erkrankung geht <strong>de</strong>r Entwicklung einer psychischen Störung bei genetisch<br />
vulnerablen Patienten zeitlich voraus (Beispiel: ein Morbus Cushing geht einer <strong>de</strong>pressiven<br />
Episo<strong>de</strong> voraus).<br />
3. Die psychische Störung entwickelt sich als Reaktion auf eine somatische Erkrankung und ihre<br />
Behandlung (Beispiel: eine Krebserkrankung löst eine schwere <strong>de</strong>pressive Anpassungsstörung<br />
bzw. <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> aus).<br />
4. Eine psychische Störung geht <strong>de</strong>m Beginn körperlicher Symptome bzw. Erkrankungen voraus<br />
und/o<strong>de</strong>r kann sie ungünstig beeinflussen (Beispiel: eine unbehan<strong>de</strong>lte <strong>de</strong>pressive Störung<br />
beeinflusst <strong>de</strong>n Übergang von akuten zu chronischen Rückenschmerzen).<br />
5. Die somatische Erkrankung und psychische Störung sind kausal nicht miteinan<strong>de</strong>r verknüpft,<br />
son<strong>de</strong>rn zeitlich koinzi<strong>de</strong>nt (Beispiel: eine <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> und eine chronisch-obstruktive<br />
Lungenerkrankung liegen gleichzeitig vor).<br />
© 2009 151