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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Unter EKT wer<strong>de</strong>n in 60-80 % <strong>de</strong>r Fälle Remissionen erzielt mit einer maximalen Response nach<br />

zwei- bis vier Wochen. Bei Patienten mit psychotischen Merkmalen liegt die Remissionsrate unter EKT<br />

bei ungefähr 90 %, mit einer zu erwarten<strong>de</strong>n Entlastung <strong>de</strong>s Patienten nach zehn- bis 14 Tagen [845].<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt es Hinweise, dass das Suizidrisiko durch EKT rasch reduziert wird [846]. EKT kann<br />

auch bei Patienten, die eine positive Wirkung auf eine vorhergehen<strong>de</strong> EKT gezeigt haben und diese<br />

Therapieform bevorzugen, ebenfalls als Behandlung erster Wahl in einer erneuten schweren<br />

Krankheitsphase in Betracht kommen [517].<br />

Es liegen insgesamt noch wenige Untersuchungen zu <strong>de</strong>m Vergleich von EKT mit SSRIs o<strong>de</strong>r<br />

neueren Anti<strong>de</strong>pressiva vor [843; 847]. In <strong>de</strong>n Metaanalysen von Pagnin et al. (2004) [843] und <strong>de</strong>r<br />

UK ECT Review Group (2003) [844] erwies sich EKT jedoch gegenüber Placebo (simulierte EKT),<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva im Allgemeinen, MAO-Hemmern und Trizyklika als signifikant wirksamer, wobei eine<br />

Einschränkung darin liegt, dass unklar bleibt, welche Form o<strong>de</strong>r welchen Schweregrad einer<br />

<strong>de</strong>pressiven Störung die Patienten in <strong>de</strong>n Studien aufwiesen. Kontrollierte Studien legen die<br />

Annahme nahe, dass bei Patienten, die auf Anti<strong>de</strong>pressiva nicht ansprechen, auch die Responserate<br />

auf EKT verringert ist [848; 849] und erhöhte Rückfallraten innerhalb von sechs Monaten auftreten<br />

[850; 851]. Naturalistische Studien wiesen jedoch keinen Zusammenhang zwischen fehlen<strong>de</strong>m<br />

Ansprechen auf Anti<strong>de</strong>pressiva und <strong>de</strong>n klinischen Outcomes nach [852].<br />

Es liegen nur wenige Belege aus prospektiven Studien vor, dass die Responserate durch eine<br />

Kombination von EKT mit Anti<strong>de</strong>pressiva erhöht wer<strong>de</strong>n kann [853; 854]. Bei Patienten, die mit<br />

EKT behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, hat die Pharmakotherapie in <strong>de</strong>r Regel nicht angeschlagen, so dass es kaum<br />

ein Rational gibt, die gleiche Medikation fortzuführen [21].<br />

Obwohl EKT üblicherweise nur bei stationären Patienten angewandt wird, wächst die Häufigkeit<br />

<strong>de</strong>r Anwendung von EKT im ambulanten Bereich, vor allem wegen ihres Nutzens in <strong>de</strong>r<br />

Erhaltungstherapie. Ambulante EKT kann einer sorgfältig selektierten Patientenpopulation angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n [21; 855].<br />

H 3.5.1.2 Nebenwirkungen einer EKT-Behandlung<br />

EKT ist ein sicheres Behandlungsverfahren, bei <strong>de</strong>m die Mortalitäts- und Morbiditätsraten extrem<br />

gering sind [19; 21]. Abgesehen von erhöhtem intrakraniellen Druck, akutem Glaukom, cerebralem<br />

o<strong>de</strong>r aortalem Aneurisma, cerebralem Angiom sowie kürzlich überstan<strong>de</strong>nem Herzinfarkt und<br />

Hirninfarkt gibt es keine absoluten o<strong>de</strong>r relativen Kontraindikationen für eine EKT-Behandlung. Eine<br />

sorgfältige anästhesiologisch und internistische Diagnostik sowie ggf. eine individuelle Nutzen-<br />

Risiko-Abwägung ist unerlässlich, insbeson<strong>de</strong>re bei Patienten mit erhöhtem Risiko, z. B. aufgrund<br />

einer kardiovaskulären Erkrankung.<br />

Mit EKT wird eine Reihe kognitiver Nebenwirkungen in Verbindung gebracht: Objektive<br />

Gedächtnistests zeigen eine vorübergehen<strong>de</strong> retrogra<strong>de</strong> Amnesie, die mit <strong>de</strong>r Zeit abnimmt, so dass<br />

spätestens sechs Monate nach <strong>de</strong>r EKT-Behandlung keine kognitiven Defizite mehr nachweisbar sind,<br />

auch wenn dauerhaft punktuelle Gedächtnislücken bezüglich Erlebnissen in zeitlicher Nähe zur EKT<br />

bestehen können [21]. Subjektive Gedächtnisbeschwer<strong>de</strong>n beinhalten unmittelbare und auch<br />

gelegentlich persistieren<strong>de</strong> Defizite bezüglich einiger autobiographischer Erinnerungen, eher jedoch<br />

bezüglich allgemeiner Erinnerungen (z. B. öffentliche Ereignisse) [856].<br />

Stärkere Nebenwirkungen sind meist verbun<strong>de</strong>n mit:<br />

� einer bilateralen EKT-Applikation;<br />

� überschwelligeren elektrischen Dosierungen;<br />

� zu hoher Dosis eines Barbituratnarkotikums;<br />

� psychopharmakologischer Begleitmedikation;<br />

� einer Behandlungsfrequenz von 3-Mal wöchentlich, im Vergleich zu 2-Mal pro Woche;<br />

� mit andauern<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiver Stimmungslage [21].<br />

Es gibt keine Belege, dass EKT strukturelle Gehirnschä<strong>de</strong>n verursacht [857]. Prospektive<br />

neurologische Studien mit bildgeben<strong>de</strong>n Verfahren wie CT und MRI zeigen keine strukturellen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Gehirns nach einer EKT-Behandlung [21].<br />

© 2009 139

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