Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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XI. Tabelle 11: Risikofaktoren für eine <strong>de</strong>pressive Störung (mod. n. [211])<br />
� Frühere <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n;<br />
� bipolare o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressive Störungen in <strong>de</strong>r Familiengeschichte;<br />
� Suizidversuche in <strong>de</strong>r eigenen Vor- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Familiengeschichte;<br />
� komorbi<strong>de</strong> somatische Erkrankungen;<br />
� komorbi<strong>de</strong>r Substanzmissbrauch bzw. komorbi<strong>de</strong> Substanzabhängigkeit;<br />
� aktuell belasten<strong>de</strong> Lebensereignisse;<br />
� Mangel an sozialer Unterstützung.<br />
Für Patienten mit diesen Risikofaktoren ist die I<strong>de</strong>ntifizierung möglicherweise <strong>de</strong>pressiv Erkrankter<br />
durch gezieltes Fragen mithilfe spezifischer Testverfahren angebracht ([19]; vgl. Kapitel H 2.2.2.2<br />
„Nutzen von Screening zur Früherkennung“). Bei Hinweisen auf <strong>de</strong>pressive Symptome o<strong>de</strong>r<br />
auffälligen Testwerten sollte eine weitere ausführliche Diagnosestellung veranlasst wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Möglichkeit <strong>de</strong>r schnellen Erfassung einer unipolaren <strong>de</strong>pressiven Störung bietet z. B. <strong>de</strong>r „Zwei-<br />
Fragen-Test“, <strong>de</strong>r mit einer Sensitivität 9 von 96 % und einer Spezifität 10 von 57 % [212] ein sehr<br />
zeitökonomisches Vorgehen darstellt:<br />
1. Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig nie<strong>de</strong>rgeschlagen, traurig bedrückt o<strong>de</strong>r hoffnungslos?<br />
2. Hatten Sie im letzten Monat <strong>de</strong>utlich weniger Lust und Freu<strong>de</strong> an Dingen, die Sie sonst gerne tun?<br />
Wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Fragen mit „Ja“ beantwortet, ist die klinische Erfassung <strong>de</strong>r formalen Diagnosekriterien<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, da nur durch die explizite Erhebung aller relevanten Haupt- und Nebensymptome<br />
eine adäquate Diagnosestellung nach ICD-10 möglich ist. Dies geschieht in aller Regel über eine<br />
fundierte Exploration <strong>de</strong>s Patienten im Gespräch, wobei die Beispielfragen in Tabelle 12 hierbei<br />
leitend sein können.<br />
XII. Tabelle 12: Beispielfragen zur Symptomerfassung (n. [213])<br />
Hauptsymptome<br />
Depressive Stimmung „Haben Sie sich in <strong>de</strong>n letzten zwei Wochen nie<strong>de</strong>rgeschlagen<br />
o<strong>de</strong>r traurig gefühlt?“<br />
„Gab es Zeiten, an <strong>de</strong>nen Ihre Stimmung besser o<strong>de</strong>r schlechter<br />
war?“<br />
Interessenverlust und<br />
Freudlosigkeit<br />
Erhöhte Ermüdbarkeit und<br />
Antriebsmangel<br />
Zusatzsymptome<br />
Vermin<strong>de</strong>rte Konzentration<br />
und Aufmerksamkeit<br />
Vermin<strong>de</strong>rtes<br />
Selbstwertgefühl und<br />
Selbstvertrauen<br />
„Haben Sie in <strong>de</strong>r letzten Zeit das Interesse o<strong>de</strong>r die Freu<strong>de</strong> an<br />
wichtigen Aktivitäten (Beruf, Hobby, Familie) verloren?“<br />
„Hatten Sie in <strong>de</strong>n letzten zwei Wochen fast ständig das Gefühl,<br />
zu nichts mehr Lust zu haben?“<br />
„Haben Sie Ihre Energie verloren?“<br />
„Fühlen Sie sich ständig mü<strong>de</strong> und abgeschlagen?“<br />
„Fällt es Ihnen schwer, die Aufgaben <strong>de</strong>s Alltags wie gewohnt zu<br />
bewerkstelligen?“<br />
„Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren?“<br />
„Haben Sie Mühe, die Zeitung zu lesen, fernzusehen o<strong>de</strong>r einem<br />
Gespräch zu folgen?“<br />
„Lei<strong>de</strong>n Sie an fehlen<strong>de</strong>m Selbstvertrauen und/o<strong>de</strong>r<br />
Selbstwertgefühl?“<br />
„Fühlen Sie sich so selbstsicher wie sonst?“<br />
Gefühle von Schuld und „Machen Sie sich häufig Selbstvorwürfe?“<br />
9 Sensitivität = Ausmaß, in <strong>de</strong>m die „richtig Positiven“, d. h. <strong>de</strong>pressiven Patienten, und die „falsch Negativen“, d. h. die<br />
fälschlicherweise nicht i<strong>de</strong>ntifizierten <strong>de</strong>pressiven Patienten, durch einen Test auch als solche erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
10 Spezifität = Ausmaß, in <strong>de</strong>m die „richtig Negativen“, d. h. nicht <strong>de</strong>pressiven Patienten, und die „falsch Positiven“, d. h. die<br />
fälschlicherweise als <strong>de</strong>pressiv i<strong>de</strong>ntifizierten Patienten, durch einen Test auch als solche erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
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