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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Gruppenprozesses (NGP) abgestimmt. Dementsprechend wur<strong>de</strong> ein mehrteiliger Nominaler<br />

Gruppenprozess [24-26] mo<strong>de</strong>riert von Frau Prof. Dr. Kopp (AWMF) durchgeführt. An diesem Prozess<br />

nahmen die benannten Vertreter <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Erstellung beteiligten Fachgesellschaften und Organisationen<br />

teil. Falls die benannten Vertreter nicht am Konsensverfahren teilnehmen konnten, wur<strong>de</strong> von ihnen in<br />

Abstimmung mit <strong>de</strong>r Fachgesellschaft o<strong>de</strong>r Organisation ein Repräsentant ausgewählt. Dies war jedoch<br />

nicht in allen Fällen möglich. Je<strong>de</strong>r Fachgesellschaft und Organisation stand im Abstimmungsverfahren<br />

jeweils eine Stimme zur Verfügung. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Abstimmungsverfahren wur<strong>de</strong>n unmittelbar nach<br />

<strong>de</strong>m jeweiligen Termin <strong>de</strong>m gesamten Expertenkreis zur Verfügung gestellt. Diejenigen Fachgesellschaften<br />

und Organisationen, die nicht an <strong>de</strong>r Abstimmung teilnehmen konnten, wur<strong>de</strong>n aufgefor<strong>de</strong>rt, die Ergebnisse<br />

zu überprüfen und gegebenenfalls ein Veto einzulegen. Nachträgliche Einwän<strong>de</strong> von am Konsensverfahren<br />

nicht teilnehmen<strong>de</strong>n Fachgesellschaften o<strong>de</strong>r Organisationen wur<strong>de</strong>n nicht verzeichnet.<br />

Der Ablauf <strong>de</strong>s NGP erfolgte in sechs Schritten [27]:<br />

� Stillarbeitsphase: Notiz von Stellungnahmen zu Empfehlungen und Graduierung;<br />

� Registrierung <strong>de</strong>r Stellungnahmen im Einzel-Umlaufverfahren durch <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>rator;<br />

� Klarstellung und Begründung alternativer Vorschläge;<br />

� Vorherabstimmung über Erstentwurf und alle Alternativen;<br />

� Feststellung von Diskussionspunkten und Dissens;<br />

� <strong>de</strong>battieren und diskutieren;<br />

� endgültige Abstimmung.<br />

Wur<strong>de</strong> eine Empfehlung und <strong>de</strong>ren Graduierung aus einer <strong>de</strong>r Quell-Leitlinien übernommen, so wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Empfehlungsgrad nur begrün<strong>de</strong>t verän<strong>de</strong>rt. Bei neu formulierten Empfehlungen, d. h. Empfehlungen, die<br />

nicht direkt aus einer <strong>de</strong>r Quell-Leitlinien übernommen wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Empfehlungsgrad zunächst mittels<br />

<strong>de</strong>r Evi<strong>de</strong>nzgraduierung <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Literatur (siehe Tabelle 5) abgeleitet. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Sitzungen <strong>de</strong>r Konsensgruppe wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r endgültige Empfehlungsgrad unter zusätzlicher Berücksichtigung<br />

ergänzen<strong>de</strong>r, klinischer Faktoren (siehe Tabelle 6) konsentiert. In <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen eine Empfehlung<br />

nicht ausgesprochen wer<strong>de</strong>n konnte, weil keine Evi<strong>de</strong>nzen vorlagen, die Konsensgruppe aber aus klinischer<br />

Notwendigkeit eine Aussage für sinnvoll hielt, wur<strong>de</strong>n konsentierte Statements ohne Graduierung formuliert.<br />

Die Protokolle <strong>de</strong>r Sitzungen können unter nvl@azq.<strong>de</strong> angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Metho<strong>de</strong>nkritische Aspekte<br />

Zu <strong>de</strong>n Wirksamkeitsuntersuchungen in <strong>de</strong>r Pharmakotherapie ist kritisch anzumerken, dass die<br />

überwiegend verwen<strong>de</strong>te Hamilton-Rating-Skala <strong>Depression</strong> als Basis <strong>de</strong>r Wirksamkeitsbeurteilung kein<br />

optimales Instrument darstellt [28]. Dennoch weist sie eine sehr hohe Korrelation (r = 0,8) mit an<strong>de</strong>ren<br />

klinisch relevanten Parametern, beispielsweise Beschwer<strong>de</strong>schil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Patienten, auf [29]. Ihr größter<br />

Vorteil liegt in <strong>de</strong>r einfachen Anwendbarkeit und <strong>de</strong>r Möglichkeit von weltweiten Vergleichen zwischen<br />

Studien.<br />

Die meisten Akutstudien sind von kurzer Dauer (typisch sechs bis sieben Wochen), <strong>de</strong>nn eine Verlängerung<br />

dieser Studien über sechs Wochen hinaus bringt keine prinzipiell neuen Erkenntnisse bezüglich Response<br />

und Remissionsraten [30; 31]. Von einigen Autoren wur<strong>de</strong> die klinische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

Anti<strong>de</strong>pressivawirksamkeit kritisch hinterfragt [32-36]. Sie argumentieren, dass <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r<br />

Anti<strong>de</strong>pressivawirkung auf unspezifische Effekte, Spontanbesserungen o<strong>de</strong>r Placebowirkung zurückgehe,<br />

Studien ohne signifikante Unterschie<strong>de</strong> seltener publiziert wür<strong>de</strong>n (publication bias) und das doppelblin<strong>de</strong><br />

Design teilweise durch die Nebenwirkungen <strong>de</strong>r Verummedikation gebrochen wer<strong>de</strong>. In einem Cochrane-<br />

Review [37] war die Überlegenheit von Anti<strong>de</strong>pressiva (Trizyklika) gegenüber so genannten aktiven<br />

Placebos (Substanzen, die Nebenwirkungen imitieren) nur marginal. Die Differenzen in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Depression</strong>sschwere am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Studien wur<strong>de</strong>n als zu gering eingestuft, um klinisch als relevant gelten<br />

zu können.<br />

An<strong>de</strong>re Autoren (z. B. [38]) hielten <strong>de</strong>m entgegen, dass die hohen und steigen<strong>de</strong>n Placeboresponseraten<br />

durch <strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Einschluss lediglich leicht <strong>de</strong>pressiver Patienten bedingt sind. Diese Patienten<br />

hätten eine höhere Spontanbesserungsrate und wür<strong>de</strong>n allein aufgrund <strong>de</strong>r Machbarkeit <strong>de</strong>r Studien und<br />

geringerer ethischer Be<strong>de</strong>nken bevorzugt in placebokontrollierte Studien aufgenommen. Bei Studien mit<br />

schwerer <strong>de</strong>pressiven Patienten wür<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressiva klarer zeigen. Darüber hinaus sei<br />

die im Laufe <strong>de</strong>r Jahre zunehmen<strong>de</strong> Behandlungsdauer <strong>de</strong>r placebokontrollierten Studien mitverantwortlich<br />

für die Zunahme von Spontanbesserungen unter Placebomedikation [38; 39]. Ferner sei die <strong>de</strong>utliche<br />

Überlegenheit <strong>de</strong>r Anti<strong>de</strong>pressiva gegenüber Placebo in <strong>de</strong>r Erhaltungstherapie [40], in <strong>de</strong>r die<br />

© 2009 23

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