Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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Zwischen ICD-10 und DSM-IV bestehen einige Unterschie<strong>de</strong> hinsichtlich <strong>de</strong>r Schweregra<strong>de</strong>inteilung.<br />
Eine leichte <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> als Einzelepiso<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r als rezidivieren<strong>de</strong> Störung mit vier<br />
Symptomen, nach ICD-10 diagnostiziert, begrün<strong>de</strong>te nach DSM-IV lediglich eine subsyndromale<br />
<strong>de</strong>pressive Störung („subthreshold <strong>de</strong>pression“). Eine „major <strong>de</strong>pression“ nach DSM-IV wäre in <strong>de</strong>r<br />
Klassifikation nach ICD-10 erst mit min<strong>de</strong>stens fünf Symptomen zu diagnostizieren. Unter die<br />
„subtreshold <strong>de</strong>pression“ nach DSM-IV, die die so genannte „minor <strong>de</strong>pression“ mit einschließen,<br />
fallen neben <strong>de</strong>r Dysthymie auch die <strong>de</strong>pressiven bzw. gemischt ängstlich-<strong>de</strong>pressiven<br />
Anpassungsstörungen.<br />
H 2.1.3 Klassifikation nach Dauer und Verlauf<br />
Ferner lassen sich <strong>de</strong>pressive Störungen nach Verlauf und Dauer klassifizieren. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />
Zeitdauer gilt nach ICD-10, dass (leichte, mittelgradige o<strong>de</strong>r schwere) <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n<br />
zumin<strong>de</strong>st 14 Tage angedauert haben müssen, um die entsprechen<strong>de</strong> Diagnose bei Vorliegen <strong>de</strong>r<br />
Kriterien stellen zu können. Bei schweren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n kann die Diagnose nach weniger als<br />
zwei Wochen Dauer gerechtfertigt sein, wenn die Symptome beson<strong>de</strong>rs schwer sind und sehr rasch<br />
auftreten.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>s Verlaufs ist relevant, inwieweit <strong>de</strong>pressive Störungen voll o<strong>de</strong>r nur partiell remittieren<br />
(zwischen <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r chronisch verlaufen. Allerdings sieht die ICD-10 – an<strong>de</strong>rs als<br />
das DSM-IV – keine Codierung für die Remissionsstärke o<strong>de</strong>r die Chronizität <strong>de</strong>r Störung vor.<br />
Schließlich lassen sich <strong>de</strong>pressive Störungen mit <strong>de</strong>r ICD-10 nach <strong>de</strong>r Frequenz wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Erkrankungsphasen klassifizieren. Rezidivieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>pressive Störungen sind solche, die sich durch<br />
wie<strong>de</strong>rholte <strong>de</strong>pressive (leichte, mittelgradige o<strong>de</strong>r schwere) Episo<strong>de</strong>n charakterisieren lassen.<br />
Zentrales Kriterium ist, dass sich in <strong>de</strong>r Vorgeschichte zumin<strong>de</strong>st eine Episo<strong>de</strong> einer <strong>de</strong>pressiven<br />
Störung fin<strong>de</strong>n lässt, bei gleichzeitigem Ausschluss von unabhängigen Episo<strong>de</strong>n mit gehobener<br />
Stimmung und Überaktivität, die die Kriterien für eine Manie erfüllen könnten. Die Besserung zwischen<br />
<strong>de</strong>n Episo<strong>de</strong>n ist im Allgemeinen vollständig, wobei eine Min<strong>de</strong>rheit von Patienten eine anhalten<strong>de</strong><br />
<strong>Depression</strong> entwickelt, hauptsächlich im höheren Lebensalter.<br />
Empfehlung/Statement<br />
2-1<br />
Zur Abgrenzung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen affektiven Störungen und ihres Schweregra<strong>de</strong>s<br />
ist sowohl die aktuelle Symptomatik als auch <strong>de</strong>r bisherige Verlauf ausschlaggebend.<br />
H 2.2 Symptomatik und Diagnosestellung gemäß ICD-10<br />
Empfehlungsgrad<br />
Statement<br />
H 2.2.1 Diagnosestellung<br />
Entsprechend <strong>de</strong>m Geltungsbereich dieser Leitlinie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n (siehe Kapitel<br />
2.2.1.1), rezidivieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n (siehe Kapitel H 2.2.1.2), anhalten<strong>de</strong> affektive<br />
Störungen (Dysthymie; siehe Kapitel H 2.2.1.3) sowie <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n im Rahmen eines<br />
bipolaren Verlaufs (siehe Kapitel 2.2.1.4) hinsichtlich ihrer Diagnosestellung beschrieben. Die<br />
Schweregradbestimmung wird in Kapitel H 2.2.2 „Diagnose nach ICD-10 – Notwendige diagnostische<br />
Maßnahmen“ erläutert.<br />
H 2.2.1.1 Symptomatik <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong>n<br />
Hauptsymptome <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong>n sind nach <strong>de</strong>r ICD-10 (siehe dort Kapitel F32):<br />
� <strong>de</strong>pressive, gedrückte Stimmung;<br />
� Interessenverlust und Freudlosigkeit;<br />
� Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit (oft selbst nach kleinen Anstrengungen)<br />
und Aktivitätseinschränkung.<br />
Eine <strong>de</strong>pressive, gedrückte Stimmung wird von Patienten häufig ganz unterschiedlich<br />
charakterisiert: Manche sprechen von Nie<strong>de</strong>rgeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, an<strong>de</strong>re<br />
betonen stärker das Gefühl <strong>de</strong>r Gefühllosigkeit. Patienten können sich we<strong>de</strong>r über positive Ereignisse<br />
© 2009 59