Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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H 2.2.2.1 Erkennen <strong>de</strong>pressiver Störungen<br />
Das Erkennen einer <strong>Depression</strong> wird häufig dadurch erschwert, dass Patienten selten spontan über<br />
typische Symptome einer <strong>Depression</strong> berichten.<br />
Patienten können oft <strong>de</strong>pressive Symptome nicht zuordnen und vermuten bei ihren Beschwer<strong>de</strong>n eher<br />
organische Ursachen. Nicht selten haben sie Schwierigkeiten über psychische Beschwer<strong>de</strong>n zu<br />
sprechen und beklagen verschie<strong>de</strong>ne somatische Beschwer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r allgemeines Unwohlsein. Daher<br />
ist es wichtig, dass <strong>de</strong>pressive Störungen in ihren verschie<strong>de</strong>nen Symptomrepräsentationen frühzeitig<br />
erkannt und erwogen wer<strong>de</strong>n, wenn Beschwer<strong>de</strong>n wie Schlafstörungen, Appetitstörungen,<br />
Kraftlosigkeit, Schmerzen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re unspezifische Krankheitsmerkmale geschil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Tabelle<br />
10 zeigt Beschwer<strong>de</strong>n auf, die auf eine <strong>de</strong>pressive Störung hinweisen können:<br />
X. Tabelle 10: Beschwer<strong>de</strong>n, die auf eine <strong>de</strong>pressive Störung hinweisen (mod. n. [211])<br />
� Allgemeine körperliche Abgeschlagenheit, Mattigkeit;<br />
� Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen);<br />
� Appetitstörungen, Magendruck, Gewichtsverlust, Obstipation, Diarrhöe;<br />
� diffuser Kopfschmerz;<br />
� Druckgefühl in Hals und Brust, Globusgefühl;<br />
� funktionelle Störungen von Herz und Kreislauf (z. B. Tachykardie, Arrhythmie, Synkopen),<br />
Atmung (z. B. Dyspnoe), Magen und Darm;<br />
� Schwin<strong>de</strong>lgefühle, Flimmern vor <strong>de</strong>n Augen, Sehstörungen;<br />
� Muskelverspannungen, diffuse neuralgiforme Schmerzen;<br />
� Libidoverlust, Sistieren <strong>de</strong>r Menstruation, Impotenz, sexuelle Funktionsstörungen;<br />
� Gedächtnisstörungen.<br />
In diesen diagnostisch nicht ein<strong>de</strong>utigen Situationen können Merkmale <strong>de</strong>s äußeren<br />
Erscheinungsbil<strong>de</strong>s, fokussiert erhobene Einschätzungen <strong>de</strong>s psychischen Befin<strong>de</strong>ns sowie das<br />
interaktionelle Verhalten bereits in <strong>de</strong>r Primärversorgung die Verdachtsdiagnose „<strong>Depression</strong>“<br />
begrün<strong>de</strong>n bzw. untermauern. Bestimmte Äußerungen, Symptom- und Beschwer<strong>de</strong>schil<strong>de</strong>rungen<br />
machen die Erhebung <strong>de</strong>s vollständigen psychischen Befun<strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlich. Beson<strong>de</strong>rs zu achten ist<br />
bei <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong>rhebung auch auf Körperpflege, Kleidung, Gestik, Mimik und die Physiognomie wie<br />
<strong>de</strong>n körperlichen Allgemeinzustand. Das Sprechverhalten mit Klang, Tempo, Modulation, vor allem <strong>de</strong>r<br />
sprachliche Ausdruck und auch das Sprachverständnis können bei <strong>de</strong>pressiven Störungen spezifisch<br />
beeinträchtigt sein. Bei schwereren <strong>Depression</strong>en imponiert häufig auch eine psychomotorische<br />
und/o<strong>de</strong>r motorische Verlangsamung. Nicht zuletzt geht es auch um die Einschätzung <strong>de</strong>r Fähigkeiten<br />
und Strategien <strong>de</strong>s Patienten, mit psychischen Belastungen umzugehen.<br />
Die Berücksichtigung fremdanamnestischer Angaben kann nicht nur bei hirnorganisch kognitiv<br />
beeinträchtigten Patienten diagnostisch wegweisend sein.<br />
Empfehlung/Statement<br />
2-2<br />
Da <strong>de</strong>pressive Patienten selten spontan über typische <strong>de</strong>pressive Kernsymptome<br />
berichten und eher unspezifische Beschwer<strong>de</strong>n wie Schlafstörungen mit<br />
morgendlichem Früherwachen, Appetitmin<strong>de</strong>rung, allgemeine Kraftlosigkeit,<br />
anhalten<strong>de</strong> Schmerzen und/o<strong>de</strong>r körperliche Beschwer<strong>de</strong>n angeben, soll das<br />
Vorliegen einer <strong>de</strong>pressiven Störung bzw. das Vorhan<strong>de</strong>nsein weiterer Symptome<br />
einer <strong>de</strong>pressiven Störung aktiv exploriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Empfehlungsgrad<br />
Das Vorliegen einer <strong>de</strong>pressiven Störung ist insbeson<strong>de</strong>re bei Patienten, die einen o<strong>de</strong>r mehrere <strong>de</strong>r<br />
in Tabelle 11 aufgeführten Risikofaktoren aufweisen, wahrscheinlich.<br />
© 2009 65<br />
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