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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Außer<strong>de</strong>m gibt es verschie<strong>de</strong>ne Angebots- und Settingformen von Psychotherapie, z. B. ambulant<br />

o<strong>de</strong>r stationär, im Einzelsetting, als Paar-, Familien- o<strong>de</strong>r Gruppentherapie. Unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

therapeutischen Schule bedarf die Evaluation <strong>de</strong>s Settingeffekts <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Betrachtung, z. B.<br />

auch im Unterschied <strong>de</strong>r Wirkung einer individuellen kognitiven Therapie zu einer kognitiv orientierten<br />

Gruppentherapie. Systematisch beforscht sind diese Wirkungsunterschie<strong>de</strong> jedoch nicht [19].<br />

Auch Variationen im Störungsbild haben Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Therapieeffekt. Die<br />

symptomorientierte Diagnostik unterschei<strong>de</strong>t zwischen Formen <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> (z. B. mit vs. ohne<br />

psychotische Merkmale), <strong>de</strong>r Schwere (leicht, mittelgradig und schwer), <strong>de</strong>r Chronifizierung und <strong>de</strong>r<br />

Behandlungsresistenz. Darüber hinaus weisen <strong>de</strong>pressive Patienten häufig komorbi<strong>de</strong> Störungen<br />

wie soziale Phobien, Panikstörungen und verschie<strong>de</strong>ne Persönlichkeitsstörungen auf [676], die <strong>de</strong>n<br />

Therapieeffekt gleichfalls beeinflussen. Vorbestehen<strong>de</strong> Erkrankungen, wie soziale Angststörungen,<br />

somatoforme Störungen, Substanzmissbrauch usw., erhöhen schließlich die Vulnerabilität für eine<br />

<strong>Depression</strong> und beeinflussen das Inanspruchnahmeverhalten therapeutischer Angebote, die<br />

therapeutische Beziehung und die Therapiedauer.<br />

Bei Psychotherapien sind auch mögliche unerwünschte und schädliche Wirkungen zu beachten<br />

wie z. B. bei falscher Indikationsstellung o<strong>de</strong>r Erfolglosigkeit durch unprofessionelle Ausübung,<br />

mangeln<strong>de</strong> „Passung“ zwischen Patienten- und Therapeutenpersönlichkeit sowie durch unethisches<br />

Verhalten <strong>de</strong>s Therapeuten.<br />

H 3.4.2 Ziele und Vorgehen psychotherapeutischer Ansätze<br />

H 3.4.2.1 Grundlagen<br />

In <strong>de</strong>r ambulanten Behandlung ist innerhalb <strong>de</strong>s Gesamtbehandlungsplanes das psychiatrischpsychotherapeutische<br />

Gesprächsangebot von <strong>de</strong>n methodisch umschriebenen<br />

Psychotherapieverfahren abzugrenzen.<br />

Aus Sicht <strong>de</strong>s Patienten ist es von vorrangiger Be<strong>de</strong>utung, sich von Beginn an verstan<strong>de</strong>n zu<br />

fühlen und ausreichend mitteilen zu können. Dies schließt die patientenseitige Artikulierung seines<br />

Verständnisses <strong>de</strong>r Ursachen und Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erkrankung ein. Dazu kommen die realistische<br />

Einordnung „seiner“ <strong>Depression</strong> in die aktuelle Lebenssituation und ggf. auch <strong>de</strong>r Lebensgeschichte,<br />

die Bearbeitung <strong>de</strong>r durch die Krankheit selbst geprägten Konzepte von Erkrankung, <strong>de</strong>r eigenen<br />

Persönlichkeit und subjektiv wahrgenommener Schuld. Für diese, sich bereits im Erstgespräch<br />

stellen<strong>de</strong>n psychotherapeutischen Aufgaben sind starre Zeit- und Settingvorgaben nicht formuliert;<br />

ihre optimale Bewältigung hängt aber entschei<strong>de</strong>nd ab von <strong>de</strong>r Zeit und Intensität <strong>de</strong>r Zuwendung wie<br />

auch <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>s Behandlers. Darüber hinaus kann die Dauer einer therapeutischen Beziehung<br />

zu einem eigenständigen hochwirksamen Moment in <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>sbehandlung wer<strong>de</strong>n.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei rezidivieren<strong>de</strong>n <strong>Depression</strong>en kann die bei Bedarf aktivierbare therapeutische<br />

Beziehung auch bei ggf. nur kurzfristiger Intervention die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hilfe für Betroffene darstellen.<br />

Zusammengefasst beinhaltet die psychotherapeutische Basisbehandlung <strong>de</strong>pressiver Störungen<br />

folgen<strong>de</strong> Aspekte:<br />

� aktives flexibles und stützen<strong>de</strong>s Vorgehen, Vermittlung von Ermutigung und Hoffnung;<br />

� empathische Kontaktaufnahme, Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung;<br />

� Exploration <strong>de</strong>s subjektiven Krankheitsmo<strong>de</strong>lles, Klärung aktueller Motivationen und <strong>de</strong>r<br />

Therapieerwartungen <strong>de</strong>s Patienten;<br />

� Vermittlung eines Verständnisses <strong>de</strong>r Symptome, ihrer Behan<strong>de</strong>lbarkeit und ihrer Prognose,<br />

Vermittlung eines „biopsychosozialen Krankheitsmo<strong>de</strong>lles“ zur Entlastung <strong>de</strong>s Patienten von<br />

Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und Versagensgefühlen;<br />

� Klärung aktueller äußerer Problemsituationen, Entlastung von zurzeit überfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Pflichten<br />

und Ansprüchen am Arbeitsplatz und in <strong>de</strong>r familiären Situation;<br />

� Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>pressionsbedingter Wünsche nach überstürzter Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Lebenssituation, Unterstützung beim Formulieren und Erreichen konkreter, erreichbarer Ziele zum<br />

Wie<strong>de</strong>rgewinnen von Erfolgerlebnissen (positive Verstärker);<br />

� Vermittlung von Einsicht in die individuelle Notwendigkeit adäquater Therapien (z. B.<br />

Anti<strong>de</strong>pressiva, Richtlinien-Psychotherapie);<br />

� Einbezug von Angehörigen, Stärken <strong>de</strong>r Ressourcen;<br />

� Ansprechen von Suizidimpulsen, Erarbeitung eines Krisenmanagements.<br />

© 2009 115

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