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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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o<strong>de</strong>r Verkleinerungswahn (Gewissheit, körperlich ständig weiter zu schrumpfen) auftreten. Dabei<br />

sind die Übergänge von <strong>de</strong>pressiven Verzerrungen zu überwertigen I<strong>de</strong>en, die im Gespräch<br />

zumin<strong>de</strong>st noch einer vorübergehen<strong>de</strong>n Korrektur zugänglich sind, bis zu einer vollkommenen<br />

Wahngewissheit fließend.<br />

� Halluzinationen, meist akustischer Art, treten bei einem kleinen Teil von Patienten mit<br />

psychotisch ausgestalteter <strong>Depression</strong> auf. Diese bestehen gewöhnlich aus diffamieren<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

anklagen<strong>de</strong>n Stimmen. Geruchshalluzinationen (olfaktorische Halluzinationen), die gleichfalls<br />

vorkommen können, beziehen sich auf Fäulnis o<strong>de</strong>r verwesen<strong>de</strong>s Fleisch.<br />

� Eine schwere psychomotorische Hemmung kann sich bis zu einem Stupor steigern, in <strong>de</strong>m eine<br />

Kontaktaufnahme mit Patienten kaum mehr möglich ist, diese keine Nahrung mehr zu sich<br />

nehmen und wie erstarrt wirken.<br />

H 2.2.1.2 Symptomatik rezidivieren<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiver Störungen<br />

Rezidivieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>pressive Störungen – d. h. wie<strong>de</strong>rholte <strong>de</strong>pressive Störungen – sind <strong>de</strong>m<br />

Schweregrad nach wie die monophasischen <strong>Depression</strong>en auch in (gegenwärtig) leichte (F33.0),<br />

mittelgradige (F33.1) bzw. schwere Episo<strong>de</strong>n (F33.2 – ohne psychotische Symptome bzw. F33.3 – mit<br />

psychotischen Symptomen) unterteilt. Haupt- und Zusatzkriterien entsprechen jenen <strong>de</strong>r<br />

monophasischen <strong>Depression</strong>en, wobei wie<strong>de</strong>rum bei leichter bzw. mittelgradiger Episo<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m<br />

Vorliegen eines somatischen Syndroms bzw. bei <strong>de</strong>r schweren Episo<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Vorliegen<br />

psychotischer Symptome unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann. Zentrale Kriterien sind, wie unter Kapitel H<br />

2.1.3 „Klassifikation nach Dauer und Verlauf“ erwähnt, dass in <strong>de</strong>r Vorgeschichte <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />

<strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> zumin<strong>de</strong>st eine weitere <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> eruierbar ist, dass die<br />

gegenwärtige Episo<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Kriterien für eine leichte, mittelgradige o<strong>de</strong>r schwere <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong><br />

entspricht und wenigstens zwei Episo<strong>de</strong>n (also z. B. die gegenwärtige und eine frühere) min<strong>de</strong>stens<br />

zwei Wochen gedauert haben und von mehreren Monaten ohne ein<strong>de</strong>utige affektive Symptomatik<br />

getrennt sein sollen.<br />

H 2.2.1.3 Symptomatik anhalten<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiver Störungen (Dysthymie)<br />

Bei einer Dysthymie han<strong>de</strong>lt es sich um eine lang anhalten<strong>de</strong> (chronifizierte) und gewöhnlich<br />

fluktuieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>pressive Stimmungsstörung, bei <strong>de</strong>r einzelne <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n selten – wenn<br />

überhaupt – ausreichend schwer sind, um als auch nur leichte o<strong>de</strong>r als mittelgradige (rezidivieren<strong>de</strong>)<br />

<strong>de</strong>pressive Störung beschrieben zu wer<strong>de</strong>n. Sie beginnt gewöhnlich früh im Erwachsenenleben. Bei<br />

Beginn im höheren Lebensalter tritt die Störung häufig nach einer abgrenzbaren <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong>,<br />

nach einem Trauerfall o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren Belastung auf.<br />

Da sie jahrelang andauert und manchmal <strong>de</strong>n größeren Teil <strong>de</strong>s Erwachsenenlebens besteht, zieht<br />

sie beträchtliches subjektives Lei<strong>de</strong>n und Beeinträchtigungen nach sich. Gelegentlich kann<br />

jedoch eine <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> die anhalten<strong>de</strong> affektive Störung überlagern (so genannte „double<br />

<strong>de</strong>pression“). In <strong>de</strong>r Anamnese, insbeson<strong>de</strong>re zu Beginn <strong>de</strong>r Störung, können Kriterien <strong>de</strong>r leichten<br />

<strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong> erfüllt gewesen sein. Die betroffenen Patienten haben gewöhnlich<br />

zusammenhängen<strong>de</strong> Perio<strong>de</strong>n von Tagen o<strong>de</strong>r Wochen, in <strong>de</strong>nen sie ein gutes Befin<strong>de</strong>n<br />

beschreiben. Aber meistens, oft monatelang, fühlen sie sich mü<strong>de</strong> und <strong>de</strong>pressiv; alles ist für sie eine<br />

Anstrengung und nichts wird genossen. Sie grübeln und beklagen sich, schlafen schlecht und fühlen<br />

sich unzulänglich, sind aber in <strong>de</strong>r Regel fähig, mit <strong>de</strong>n wesentlichen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s täglichen<br />

Lebens zurechtzukommen.<br />

H 2.2.1.4 Depressive Episo<strong>de</strong> im Rahmen eines bipolaren Verlaufs<br />

Auch im Rahmen eines bipolaren Verlaufs können <strong>de</strong>pressive Symptome auftreten, die gegenwärtig<br />

entwe<strong>de</strong>r die Kriterien für eine leichte bzw. mittelgradige <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> (F31.3) o<strong>de</strong>r für eine<br />

schwere <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong> (F31.4) erfüllen können. Diagnoseleitend ist hierbei, dass auch<br />

manische Symptome vorliegen, d. h. in <strong>de</strong>r Anamnese muss sich wenigstens eine hypomanische,<br />

manische o<strong>de</strong>r gemischte affektive Episo<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n. Die bipolare affektive Störung ist durch<br />

wie<strong>de</strong>rholte Episo<strong>de</strong>n von gehobener Stimmung, vermehrtem Antrieb und vermehrter Aktivität (Manie<br />

o<strong>de</strong>r Hypomanie), dann wie<strong>de</strong>r von Stimmungssenkung, vermin<strong>de</strong>rtem Antrieb und vermin<strong>de</strong>rter<br />

Aktivität (<strong>Depression</strong>) gekennzeichnet. Bipolare Störungen sind jedoch nicht Gegenstand dieser<br />

Leitlinie.<br />

© 2009 62

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