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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Persönlichkeitsstörung o<strong>de</strong>r Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nten<br />

Persönlichkeitsstörung.<br />

Die meisten Therapiestudien zur Komorbidität beziehen sich auf die Bor<strong>de</strong>rline-<br />

Persönlichkeitsstörung. Soweit an<strong>de</strong>re, zur <strong>Depression</strong> komorbid vorliegen<strong>de</strong><br />

Persönlichkeitsstörungen in Studien erwähnt wur<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n diese i. d. R. nachträglich als<br />

komplizieren<strong>de</strong>r Faktor i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

Bei <strong>Depression</strong> und komorbi<strong>de</strong>r Persönlichkeitsstörung wird die <strong>de</strong>pressive Störung <strong>de</strong>n Primat in<br />

<strong>de</strong>r Behandlung haben, weil typisch <strong>de</strong>pressive Symptome wie Antriebslosigkeit, nie<strong>de</strong>rgedrückte<br />

Stimmung, Konzentrationsreduzierung und insbeson<strong>de</strong>re ausgeprägte Suizidgedanken die<br />

Behandlung <strong>de</strong>utlich erschweren können [978; 981]. Komorbi<strong>de</strong> Persönlichkeitsstörungen und<br />

maladaptive Persönlichkeitsstile beeinflussen jedoch verschie<strong>de</strong>nen Studien zufolge nachteilig die<br />

Wirkung und Wirksamkeit von Kurzzeitpsychotherapie [971; 982-984], Pharmakotherapie [984-988]<br />

und EKT [970; 989; 990] bei <strong>de</strong>pressiven Störungen. Diese ungünstigen Effekte <strong>de</strong>r Komorbidität<br />

betreffen ein verzögertes Ansprechen auf die Therapie, eine geringere Response- o<strong>de</strong>r<br />

Remissionsrate, eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall nach Remission bzw. ein Rezidiv<br />

sowie eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Chronifizierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Störung. Drei größere<br />

Studien [976; 991; 992] fan<strong>de</strong>n jedoch keinen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Vorliegen einer<br />

Persönlichkeitsstörung und <strong>de</strong>r Responserate auf eine Pharmakotherapie bei (chronischer)<br />

<strong>Depression</strong>. In <strong>de</strong>n erwähnten Studien wur<strong>de</strong> die komorbi<strong>de</strong> Persönlichkeitsstörung als Kovariate und<br />

nicht im Sinne eines Einschlusskriteriums erfasst. Spezifische Untersuchungen zur Komorbidität<br />

einzelner Persönlichkeitsstörungen liegen nur vereinzelt vor. Umgekehrt wur<strong>de</strong>n in Studien, die<br />

spezifisch die Therapie von Persönlichkeitsstörung adressiert haben, auch <strong>de</strong>pressive Störungen als<br />

Kovariate hinsichtlich ihres Einflusses auf das Therapieergebnis geprüft (z. B. [104]). Die Datenbasis<br />

für die Komorbidität aus <strong>Depression</strong> und Persönlichkeitsstörung stammt also weitgehend aus<br />

unspezifischen Therapiestudien.<br />

Daten aus offenen Studien zur Pharmakotherapie legen die Nützlichkeit von Paroxetin in <strong>de</strong>r<br />

Behandlung von Patienten mit Bor<strong>de</strong>rline-Störung und <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong> nahe [993; 994]. Eine<br />

weitere Studie (Bor<strong>de</strong>rline-Störung und Dysthymie) unterstützt die Wirksamkeit neuerer Antipsychotika<br />

(z. B. Olanzapin) bei <strong>de</strong>r Reduzierung affektiver Symptome, Ärger und interpersoneller Sensitivität<br />

[995]. Außer<strong>de</strong>m gibt es Hinweise, dass die MAO-Hemmer Phenelzin (in Deutschland nicht<br />

zugelassen) und Tranylcypromin bei Patienten mit Bor<strong>de</strong>rlinestörung und <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong><br />

anti<strong>de</strong>pressiv und hinsichtlich <strong>de</strong>r Reduzierung von Feindseligkeit und Ärger wirksam sind [996-998].<br />

Kognitive Verhaltenstherapie [971; 983; 984; 999], Interpersonelle Therapie [971; 982] und die<br />

psychodynamische Kurzzeitpsychotherapie [983; 1000-1002] wur<strong>de</strong>n bislang in ihrer Wirksamkeit<br />

bei Patienten mit <strong>Depression</strong> und komorbi<strong>de</strong>r Persönlichkeitsstörung untersucht. Hierbei zeigte sich<br />

einerseits ein späteres Ansprechen auf die Psycho- und Pharmakotherapie ([982]: nach mehr als 8<br />

Monaten) bzw. eine schlechte Response [971; 984; 1000; 1001].<br />

In an<strong>de</strong>ren Untersuchungen hingegen fan<strong>de</strong>n sich keine Unterschie<strong>de</strong> zwischen Patienten mit und<br />

ohne komorbi<strong>de</strong> Persönlichkeitsstörung [983; 999]. Eine Studie zur Kombinationstherapie aus<br />

psychodynamischer supportiver Kurzzeittherapie versus Pharmakotherapie bei Patienten mit<br />

<strong>de</strong>pressiver Störung und Persönlichkeitsstörung (paranoid, ängstlich-vermei<strong>de</strong>nd, abhängig und<br />

Bor<strong>de</strong>rline) zeigte eine Überlegenheit <strong>de</strong>r kombinierten Therapie [1003]. Auch Bellino et al. (2006)<br />

[1004] fan<strong>de</strong>n in ihrer Studie zur vergleichen<strong>de</strong>n Wirksamkeit von alleiniger Pharmakotherapie mit<br />

Fluoxetin gegenüber einer Kombinationstherapie mit IPT bei Patienten mit <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong> und<br />

Bor<strong>de</strong>rline-Persönlichkeitsstörung, dass die kombinierte Behandlung hinsichtlich <strong>de</strong>r Reduzierung<br />

<strong>de</strong>pressiver Symptome sowie <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Lebensqualität und <strong>de</strong>s interpersonellen<br />

Funktionsniveaus effektiver war.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-64<br />

Für die Wirksamkeit einer Pharmakotherapie mit einem SSRI o<strong>de</strong>r einem MAO-<br />

Hemmer o<strong>de</strong>r einem atypischen Antipsychotikum bei Patienten mit einer<br />

Komorbidität von <strong>de</strong>pressiver Störung und Bor<strong>de</strong>rline-Persönlichkeitsstörung liegen<br />

empirische Belege vor.<br />

Empfehlungsgrad<br />

Statement<br />

© 2009 150

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