Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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H 3.3.7.5 Wechsel <strong>de</strong>s Anti<strong>de</strong>pressivums („Switching“)<br />
Beim Wechsel auf ein Anti<strong>de</strong>pressivum einer an<strong>de</strong>ren (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rselben) Wirkstoffgruppe sollte immer<br />
zunächst eine an<strong>de</strong>re Einzelsubstanz verordnet wer<strong>de</strong>n. Der Wechsel <strong>de</strong>s Anti<strong>de</strong>pressivums ist die<br />
am häufigsten nach Non-Response auf eine Anti<strong>de</strong>pressivatherapie durchgeführte Strategie.<br />
Überwiegend wird empfohlen, beim Wechsel <strong>de</strong>s Anti<strong>de</strong>pressivums auch die Substanzklasse zu<br />
wechseln. Es gibt allerdings nur drei kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit dieses Vorgehens<br />
untersuchten [577-579]. In keiner <strong>de</strong>r drei Studien war das Umsetzen <strong>de</strong>r einfachen Fortführung <strong>de</strong>s<br />
bislang unwirksamen Anti<strong>de</strong>pressivums signifikant überlegen. Dennoch weisen Ergebnisse aus<br />
zumeist offenen Studien darauf hin, dass etwa 50 % <strong>de</strong>r Patienten bei einem Wechsel <strong>de</strong>s<br />
Anti<strong>de</strong>pressivums ansprechen [497; 517; 562; 563]. In <strong>de</strong>r vom National Institute of Mental Health<br />
(NIMH) geför<strong>de</strong>rten Star*D-Studie an 727 ambulanten Patienten, die auf Citalopram nicht ansprachen<br />
o<strong>de</strong>r dieses nicht vertrugen, konnte nach Wechsel auf ein an<strong>de</strong>res Anti<strong>de</strong>pressivum (Bupropion,<br />
Venlafaxin, Sertralin) unabhängig von <strong>de</strong>r Wirkstoffgruppe eine Remissionsrate von etwa 25 % erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n [31]. Freilich muss methodisch das Eintreten einer Spontanremission bei verlängerter<br />
Beobachtungsdauer berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Einen sicheren Beleg anhand einer ausreichen<strong>de</strong>n Zahl<br />
methodisch hochwertiger Studien gibt es hierfür jedoch nicht [19].<br />
Desgleichen fehlen systematische klinische Untersuchungen, die die Effektivität einer<br />
Anti<strong>de</strong>pressivaumstellung mit <strong>de</strong>rjenigen <strong>de</strong>r Augmentation vergleichen, <strong>de</strong>ren Wirksamkeit gut belegt<br />
ist (siehe oben) [576]. Der Vorteil <strong>de</strong>s Umsetzens auf ein an<strong>de</strong>res Anti<strong>de</strong>pressivum besteht darin, dass<br />
unter Beibehaltung einer Monotherapie und möglicherweise einer besseren Compliance als bei<br />
Verabreichung von zwei Pharmaka auch ein geringeres Risiko von Nebenwirkungen und<br />
Wechselwirkungen erwartet wer<strong>de</strong>n kann [422; 576]. Der Nachteil ist, dass nochmals die unter<br />
Umstän<strong>de</strong>n lange Latenzzeit für das neu gewählte Anti<strong>de</strong>pressivum abgewartet wer<strong>de</strong>n muss. Für die<br />
in <strong>de</strong>r Praxis sehr häufig angewandte Strategie <strong>de</strong>s Switchings besteht insgesamt erheblicher<br />
Forschungsbedarf. Aufgrund <strong>de</strong>r schwachen Evi<strong>de</strong>nzlage sollte von langen Aneinan<strong>de</strong>rreihungen<br />
immer neuer Anti<strong>de</strong>pressiva abgesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Empfehlung/Statement<br />
3-29<br />
Beim Wechsel zwischen Anti<strong>de</strong>pressiva sollten wegen möglicher Wechselwirkungen<br />
eine schrittweise Aufdosierung <strong>de</strong>s neuen und ein ausschleichen<strong>de</strong>s Absetzen <strong>de</strong>s<br />
alten Anti<strong>de</strong>pressivums erfolgen.<br />
3-30<br />
Der Wechsel <strong>de</strong>s Anti<strong>de</strong>pressivums ist bei Nichtansprechen nicht die<br />
Behandlungsalternative erster Wahl. Je<strong>de</strong>r Wechsel sollte daher sorgfältig geprüft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Empfehlungsgrad<br />
Die Kombination von MAO-Hemmern mit Serotonin-Agonisten wie SSRI o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m TZA Clomipramin<br />
ist wegen <strong>de</strong>r Gefahr eines Serotonin-Syndroms – laut Fachinformationen – kontraindiziert. Bei<br />
Umstellung auf Moclobemid sind entsprechen<strong>de</strong> Sicherheitsabstän<strong>de</strong> zu beachten (siehe<br />
entsprechen<strong>de</strong> Fachinformationen).<br />
Empfehlung/Statement<br />
3-31<br />
Bei <strong>de</strong>r Umstellung von SSRIs, SNRI und Clomipramin auf MAO-Hemmer ist ein<br />
ausreichen<strong>de</strong>r Sicherheitsabstand von 2 Wochen, bei Fluoxetin von 5 Wochen zu<br />
berücksichtigen. Eine Kombination <strong>de</strong>r MAO-Hemmer mit diesen Anti<strong>de</strong>pressiva ist<br />
kontraindiziert.<br />
© 2009 108<br />
B<br />
B<br />
Empfehlungsgrad<br />
Statement<br />
H 3.3.7.6 Anti<strong>de</strong>pressiva-Kombination<br />
Die Kombination eines Anti<strong>de</strong>pressivums mit einem zweiten kann bei Patienten sinnvoll sein, <strong>de</strong>ren<br />
<strong>Depression</strong> sich als therapieresistent erweist und die bereit sind, mögliche Nebenwirkungen in Kauf zu<br />
nehmen. Beson<strong>de</strong>res Augenmerk sollte auf die Erkennung eines Serotoninsyndroms gelegt<br />
wer<strong>de</strong>n. Kontrollierte Studien zeigen, dass sich die zusätzliche Gabe von Mianserin o<strong>de</strong>r Mirtazapin zu<br />
SSRI bzw SSNRI (Venlafaxin) o<strong>de</strong>r TZA positiv auswirkt [579-585]. Mianserin sollte wegen <strong>de</strong>s<br />
Risikos einer Agranulozytose nur mit Vorsicht zur Kombination mit einem an<strong>de</strong>ren Anti<strong>de</strong>pressivum