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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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tatsächlich überlegen ist, auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Suizidprävention. Benzodiazepine sollten jedoch wegen<br />

ihres Abhängigkeitspotenzials nicht länger als zwei Wochen gegeben wer<strong>de</strong>n. Bei Vorliegen von<br />

Suizidalität im Rahmen psychotischer Symptome ist auch eine Kombination <strong>de</strong>s Anti<strong>de</strong>pressivums<br />

mit einem Antipsychotikum möglich [1157]. Antipsychotika bewirken kurz- und längerfristig eine<br />

Besserung von Wahn und Halluzinationen sowie eine Angstlösung, Dämpfung von Unruhe, und<br />

Verbesserung von Schlafstörungen.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-91<br />

Eine Akutbehandlung (möglichst < 14 Tage) mit einem Benzodiazepin kann bei<br />

suizidgefähr<strong>de</strong>ten Patienten in Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

3-92<br />

Bei suizidgefähr<strong>de</strong>ten Patienten mit einer <strong>de</strong>pressiven Episo<strong>de</strong> mit psychotischen<br />

Merkmalen sollte die anti<strong>de</strong>pressive Medikation mit einem Antipsychotikum ergänzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Empfehlungsgrad<br />

H 3.7.5 Krisenintervention und spezifische Psychotherapien<br />

In <strong>de</strong>r Regel besteht die Hauptstrategie bei akuter Suizidalität darin, zuerst stützend und entlastend<br />

vorzugehen, bis die akute Selbstgefährdung abklingt, um dann anschließend eine weitere, mehr<br />

ursachenbezogene Behandlung einzuleiten [1159]. Suizidale Menschen haben oftmals sämtliche<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen bereits abgebrochen und sind mit <strong>de</strong>m Wunsch zu sterben allein.<br />

Gera<strong>de</strong> Beziehungslosigkeit und Einsamkeit verschärfen <strong>de</strong>n Entschluss, sich das Leben zu nehmen.<br />

Deswegen kommt beim Umgang mit suizidalen Menschen <strong>de</strong>m initialen Beziehungsaufbau<br />

zentrale Be<strong>de</strong>utung zu [1133; 1159]. Suizidalität erfor<strong>de</strong>rt eine zugewandte, empathische und direkte<br />

Haltung <strong>de</strong>s Behandlers und die Bereitschaft, sich möglichst frei von Zeitdruck auf <strong>de</strong>n Patienten<br />

einzulassen. Gelingt es, dass sich die betroffene Person mit ihrer Suizidalität und <strong>de</strong>n damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Begleitumstän<strong>de</strong>n ernst genommen und verstan<strong>de</strong>n fühlt, kann die daraus resultieren<strong>de</strong><br />

Beziehung zwischen Betroffenem und Helfer bereits per se suizidpräventiv sein [1133; 1160].<br />

Beson<strong>de</strong>rs Formulierungshilfen für intensiv wahrgenommene Gefühle wie Trauer, Schmerz, Kränkung<br />

und Wut können zu einer Erleichterung auf Seiten <strong>de</strong>s Patienten führen. Wichtige Funktion hat hierbei<br />

auch <strong>de</strong>r Ausdruck stellvertreten<strong>de</strong>r Hoffnung, ohne damit <strong>de</strong>n gegenwärtigen Lei<strong>de</strong>nsdruck <strong>de</strong>s<br />

Patienten in Frage zu stellen [1133; 1160]. Für einen Teil <strong>de</strong>r Patienten ist die Bearbeitung eines<br />

kränken<strong>de</strong>n Auslösers für die Suizidalität Ausgangspunkt <strong>de</strong>r Krisenintervention. Dabei ist die<br />

Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die momentane Problemsituation auf einer länger<br />

bestehen<strong>de</strong>n, eventuell nicht bewussten Konfliktthematik im Sinne einer ausgeprägten<br />

Selbstwertproblematik basiert [1133; 1161].<br />

Insgesamt ist die Studienlage zu suizidpräventiven psychotherapeutischen Strategien<br />

unzureichend. Die Forschung hierzu ist methodisch stark eingeschränkt, da ein experimentelles<br />

Vorgehen, bei <strong>de</strong>m einer Gruppe gefähr<strong>de</strong>ter Menschen Krisenintervention/Psychotherapie<br />

vorenthalten wür<strong>de</strong>, ethisch nicht möglich ist. Zum an<strong>de</strong>ren beziehen sich viele Untersuchungen zur<br />

Wirksamkeit psychologischer Interventionen auf selbstverletzen<strong>de</strong>s Verhalten („<strong>de</strong>liberate self-harm“),<br />

wobei Suizidversuche nicht immer diagnostisch klar von Selbstverletzungen abgegrenzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Häufig wird auch die Motiviertheit <strong>de</strong>r Selbstverletzungen (habituell o<strong>de</strong>r akut?) zu wenig beachtet<br />

(vgl. [1159]).<br />

Studien, die explizit versucht haben, die suizidpräventive Wirksamkeit spezifischer<br />

psychotherapeutischer Ansätze zu evaluieren, sind selten [1162]. Mann et al. (2005) [1163]<br />

kommen in ihrem systematischen Review zu suizidpräventiven Strategien zum Schluss, dass<br />

positive Ergebnisse bezüglich <strong>de</strong>r Reduzierung sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>n suizidalen Verhaltens für die<br />

Kognitive Verhaltenstherapie [1164], Problemlösetherapie [1145; 1165; 1166] [1167; 1168],<br />

psychodynamische Kurzzeittherapie [742] sowie intensive Nachbetreuung mit regelmäßigem Kontakt<br />

[1169] vorliegen, verglichen mit <strong>de</strong>r jeweils üblichen Behandlung. Gemeinsam ist diesen<br />

suizidpräventiv wirksamen Ansätzen, dass sie spezifische, auf die Suizidalität gerichtete<br />

problemlösen<strong>de</strong> und einsichtsorientierte Strategien beinhalten (vgl. [1163; 1169]).<br />

© 2009 168<br />

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