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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Entschei<strong>de</strong>nd für die therapeutisch sehr wichtige Einschätzung eines <strong>de</strong>pressiven Syndroms bei<br />

einem Abhängigkeitserkrankten als primär o<strong>de</strong>r sekundär ist die möglichst exakte Eigen- und auch<br />

Fremdanamnese <strong>de</strong>s zeitlichen Verlaufs und <strong>de</strong>r Abfolge von <strong>de</strong>pressiver Symptomatik einerseits und<br />

Suchtentwicklung mit <strong>de</strong>n typischen Abhängigkeitsmerkmalen (wie Unfähigkeit zur Abstinenz, Zwang<br />

zum Trinken, Kontrollverlust, Trinken um <strong>de</strong>r Wirkung willen, Dosissteigerung und<br />

Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, heimliches Trinken, Einengung <strong>de</strong>r Interessen auf <strong>de</strong>n<br />

Alkohol, fortgesetzter Konsum trotz erkennbarer Folgeschä<strong>de</strong>n) an<strong>de</strong>rerseits.<br />

Im Falle <strong>de</strong>r sekundären <strong>Depression</strong> steht die konsequente Behandlung <strong>de</strong>r Suchterkrankung<br />

(qualifizierter Entzug, Entwöhnung/Rehabilitation, langfristige Nachsorge) mit <strong>de</strong>m vorrangigen Ziel<br />

<strong>de</strong>r Abstinenz im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Behandlung. Die Priorität <strong>de</strong>r Suchtbehandlung ist begrün<strong>de</strong>t<br />

dadurch, dass zum einen unter Abstinenz häufig eine Remission auch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Symptomatik<br />

erreicht wird, und dass zum an<strong>de</strong>ren eine psycho- o<strong>de</strong>r pharmakotherapeutische<br />

<strong>Depression</strong>sbehandlung unter fortgesetztem Substanzkonsum vermin<strong>de</strong>rt, gar nicht, kontraproduktiv<br />

o<strong>de</strong>r unsicher wirkt. Besteht die <strong>de</strong>pressive Symptomatik auch unter mehrwöchiger Abstinenz fort,<br />

sollte sie konsequent therapiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Wirksamkeitsnachweise bei <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>pressiver Symptome, aber auch <strong>de</strong>r<br />

Wahrscheinlichkeit für einen Alkoholrückfall liegen für Fluoxetin [955], Desipramin [956] und<br />

Mirtazapin [957] vor. Auch für die Kognitive Verhaltenstherapie als Einzeltherapie [958], als<br />

Bestandteil einer Kombinationstherapie mit Pharmaka (Anti<strong>de</strong>pressiva und/o<strong>de</strong>r<br />

Anticravingsubstanzen wie Acamprosat o<strong>de</strong>r Naltrexon) [954; 959] o<strong>de</strong>r in Ergänzung einer<br />

alkoholspezifischen Psychotherapie [958] ist die Wirksamkeit hinsichtlich <strong>de</strong>r Reduzierung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>pressiven Symptomatik nachgewiesen.<br />

Empfehlung/Statement<br />

3-58<br />

Bei Komorbidität von Alkoholabhängigkeit und <strong>de</strong>pressiver Störung reduziert eine<br />

Pharmakotherapie mit Anti<strong>de</strong>pressiva (empirische Belege liegen vor für Fluoxetin,<br />

Desipramin und Mirtazapin) sowohl die <strong>de</strong>pressiven Symptome als auch die<br />

Wahrscheinlichkeit eines Alkoholrückfalls.<br />

3-59<br />

Bei Vorliegen einer <strong>de</strong>pressiven Störung und einer komorbi<strong>de</strong>n Alkoholabhängigkeit<br />

reduziert eine anti<strong>de</strong>pressive Psychotherapie <strong>de</strong>pressive Symptome, sowohl als<br />

alleiniges Verfahren als auch als Teil einer Kombinationsbehandlung mit einer<br />

Pharmakotherapie o<strong>de</strong>r einer alkoholspezifischen Psychotherapie (empirische<br />

Belege liegen für die KVT vor).<br />

3-60<br />

Unabhängig von einer möglicherweise notwendigen Krisenintervention sollte bei<br />

Komorbidität von <strong>Depression</strong> und Alkoholabhängigkeit eine <strong>Depression</strong>sbehandlung<br />

nicht vor einer 2-4-wöchigen Abstinenz begonnen wer<strong>de</strong>n, da erst dann eine vali<strong>de</strong><br />

<strong>Depression</strong>sdiagnostik und entsprechen<strong>de</strong> Indikationsstellung möglich ist. In einer<br />

akuten Situation (z. B. bei schwerer <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>r<br />

Suizidalität) ist <strong>de</strong>r Behandlungsbedarf sofort gegeben.<br />

Empfehlungsgrad<br />

Statement<br />

Statement<br />

H 3.6.1.3 Essstörungen<br />

Die Lebenszeitprävalenz einer komorbi<strong>de</strong>n <strong>Depression</strong> bei Essstörungen liegt einigen Studien<br />

zufolge bei 75 % [960-962]. Dabei ist die Diagnose einer <strong>de</strong>pressiven Störung bei Anorexie o<strong>de</strong>r<br />

Bulimia nervosa erschwert, weil die Symptome sich überlappen können, insbeson<strong>de</strong>re Affektarmut<br />

o<strong>de</strong>r emotionale Instabilität, reduzierter Antrieb, herabgesetzte Libido, Appetitverlust und<br />

Schlafstörungen. Symptome wie Entmutigung, Bestrafungserwartungen und Unentschlossenheit<br />

sagen bei Patienten mit Bulimia nervosa eine <strong>de</strong>pressive Störung vorher, während bei Anorexia<br />

nervosa <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>s Interesses an an<strong>de</strong>ren Menschen, Gewichtsverlust, Bestrafungserwartungen<br />

und die Unfähigkeit zu arbeiten prädiktiv für eine <strong>Depression</strong> sind [963]. Depressive Störungen<br />

können darüber hinaus zu einer Exazerbation von Essstörungen führen.<br />

© 2009 148<br />

B

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