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Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de

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Sertralin behan<strong>de</strong>lten Patienten. Für die Kombinationsbehandlung ergaben sich hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Bewältigung und <strong>de</strong>r kognitiven Verzerrungen jedoch zusätzliche Effekte.<br />

Dunner et al. (1996) [783] wiesen zufällig 31 Patienten mit Dysthymie entwe<strong>de</strong>r einer<br />

Pharmakotherapie mit Fluoxetin o<strong>de</strong>r einer kognitiven Psychotherapie zu. Zum Behandlungsen<strong>de</strong><br />

nach 16 Wochen gab es zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Bedingungen keine statistisch signifikanten<br />

Unterschie<strong>de</strong> im BDI und in <strong>de</strong>r HRSD. Die Dropout-Rate war in <strong>de</strong>r Pharmakotherapiebedingung mit<br />

33 % (gegenüber 9 % bei KVT) jedoch signifikant höher.<br />

Hellerstein et al. (2001) [784] randomisierten 40 dysthyme Patienten, die auf eine achtwöchige, initiale<br />

Behandlung mit Fluoxetin partiell respondiert hatten, auf eine Weiterbehandlung mit Fluoxetin o<strong>de</strong>r<br />

eine Kombination mit kognitiver Gruppentherapie, die stark interpersonelle Aspekte betonte. Die<br />

Kombinationsbehandlung bewirkte zum Behandlungsen<strong>de</strong> eine höhere Response, bessere<br />

interpersonelle und psychosoziale Anpassung sowie geringere Depressivität in <strong>de</strong>r HRSD, jedoch<br />

nicht im BDI.<br />

In <strong>de</strong>r Reanalyse-Studie von Miller, Norman und Keitner (1999) [785] wur<strong>de</strong>n 26 stationäre Patienten<br />

mit Double <strong>Depression</strong> auf Pharmakotherapie mit Amitriptylin bzw. Desipramin bzw. eine<br />

Kombinationstherapie mit KVT randomisiert und 20 Wochen lang behan<strong>de</strong>lt. Die Patienten, die<br />

kombiniert behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n, zeigten zum Behandlungsen<strong>de</strong> signifikant niedrigere Schweregra<strong>de</strong> an<br />

Depressivität im BDI und <strong>de</strong>r HRDS und ein signifikant höheres soziales Funktionsniveau. Zum<br />

Follow-up nach sechs bzw. zwölf Monaten bestan<strong>de</strong>n diese Unterschie<strong>de</strong> jedoch nicht mehr. Lediglich<br />

38 % <strong>de</strong>r Patienten blieben insgesamt symptomfrei, während 40 % unter jenen Patienten, die<br />

ursprünglich auf die Behandlung angesprochen hatten, einen Rückfall erlitten. Kritisch ist bei <strong>de</strong>r<br />

Interpretation die insgesamt geringe Stichprobengröße zu berücksichtigen.<br />

Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) ist das bislang einzige<br />

psychotherapeutische Verfahren, das spezifisch zur Behandlung chronischer <strong>Depression</strong>en entwickelt<br />

wur<strong>de</strong>. Bislang liegen allerdings erst wenige Studien dazu vor, was die Validität und<br />

Generalisierbarkeit <strong>de</strong>r Aussagen einschränkt; Replikationen bleiben abzuwarten. Eine Verbreitung<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens im klinischen Bereich in Deutschland hat begonnen.<br />

In <strong>de</strong>r randomisiert-kontrollierten Multicenter-Studie von Keller et al. (2000) [498], die insgesamt<br />

681 Patienten eingeschlossen hatte, wur<strong>de</strong>n die Patienten mit einem chronischen Verlauf <strong>de</strong>r<br />

<strong>Depression</strong> (35,1 % mit chronischer <strong>de</strong>pressiver Episo<strong>de</strong>, 42,3 % mit Double <strong>Depression</strong>, 22,6 % mit<br />

inkompletter Remission bei rezidivieren<strong>de</strong>r <strong>Depression</strong>) mit <strong>de</strong>m CBASP [685] und/o<strong>de</strong>r mit<br />

Nefazodon 14 behan<strong>de</strong>lt. Ein zentraler Befund hierbei ist, dass Patienten mit chronischer <strong>Depression</strong><br />

stärker von <strong>de</strong>r Kombinationsbehandlung als von einem <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Verfahren alleine profitierten.<br />

Bei<strong>de</strong> Monotherapien waren hinsichtlich <strong>de</strong>r Symptomreduktion in <strong>de</strong>r HRSD am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Akutbehandlungsphase gleich effektiv (Response jeweils 48 %), während die Kombination bei<strong>de</strong>r<br />

Verfahren einen klinisch be<strong>de</strong>utsamen additiven Effekt (73 % Response) erbrachte. Die<br />

Remissionsraten lagen für CBASP bei 33 %, für Nefazodon bei 29 % und für die<br />

Kombinationstherapie bei 48 %. Während die Response unter Nefazodon schneller einsetzte als unter<br />

CBASP, erzielte die Psychotherapie in späteren Behandlungsphasen ähnliche Effekte, was die<br />

Verringerung <strong>de</strong>r Symptomatik in <strong>de</strong>r HRSD angeht. Die schnellste und nachhaltigste Response und<br />

die höchsten Remissionsraten wur<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Kombinationsbehandlung erzielt.<br />

Nemeroff et al. (2003) [786] konnten in einer Sekundäranalyse dieser Daten auch eine signifikante<br />

Überlegenheit <strong>de</strong>r Effektivität von CBASP bei Patienten mit einer frühen Traumaerfahrung<br />

(Missbrauch, früher Elternverlust o<strong>de</strong>r familiäre Vernachlässigung) gegenüber <strong>de</strong>r alleinigen<br />

Pharmakotherapie mit Nefazodon nachweisen. In dieser Gruppe war die Nefazodon-Behandlung<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Response sowie <strong>de</strong>r Remissionen <strong>de</strong>utlich weniger wirksam, während die<br />

Kombinationsbehandlung mit Nefazodon und CBASP nicht statistisch signifikant besser als CBASP<br />

alleine abschnitt. Bei Patienten ohne frühe Traumatisierung waren anti<strong>de</strong>pressive Medikation und<br />

CBASP als Monotherapien dagegen vergleichbar (mit leichten, statistisch nicht signifikanten Vorteilen<br />

für Nefazodon), aber statistisch signifikant weniger wirksam als <strong>de</strong>ren Kombination.<br />

14 In Deutschland vom Markt genommen.<br />

© 2009 128

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