Unipolare Depression Langfassung - Versorgungsleitlinien.de
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<strong>de</strong>r unspezifischen Beschäftigung <strong>de</strong>utlich überlegen [923]. Dies bestätigt an<strong>de</strong>re Befun<strong>de</strong>, wonach<br />
die Ergotherapie einen hohen Beitrag zur Patienten- und Angehörigenzufrie<strong>de</strong>nheit leistet (vgl. z. B.<br />
[924; 925]. Im ambulanten Bereich erfolgt die Verordnung von Ergotherapie nach <strong>de</strong>n<br />
Heilmittelrichtlinien.<br />
H 3.5.6.2 Soziotherapie<br />
Soziotherapie stellt eine Unterstützung und Handlungsanleitung für chronisch psychisch kranke<br />
Menschen zur Überwindung krankheitsspezifischer Defizite und daraus entstehen<strong>de</strong>r Beeinträchtigung<br />
im sozialen Umfeld dar. Depressive Patienten, die schwer erkranken, sind häufig nicht in <strong>de</strong>r Lage,<br />
Leistungen, auf die sie Anspruch haben, selbständig in Anspruch zu nehmen. Soziotherapie soll ihnen<br />
die Inanspruchnahme ärztlicher und ärztlich verordneter Leistungen ermöglichen. Sie soll <strong>de</strong>m<br />
Patienten durch Motivierung und strukturierte Trainingsmaßnahmen helfen, psychosoziale Defizite<br />
abzubauen; <strong>de</strong>r Patient soll in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, die erfor<strong>de</strong>rlichen Leistungen zu akzeptieren<br />
und selbständig in Anspruch zu nehmen. Soziotherapie bietet koordinieren<strong>de</strong> und begleiten<strong>de</strong><br />
Unterstützung und Handlungsanleitung für schwer psychisch Kranke auf <strong>de</strong>r Grundlage von<br />
<strong>de</strong>finierten Therapiezielen. Dabei kann es sich auch um Teilziele han<strong>de</strong>ln, die schrittweise erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n sollen (vgl. Kapitel H 3.2.1.4 „Leistungserbringer weiterer therapeutischer Maßnahmen“).<br />
Wesentliches Ziel soziotherapeutischer Behandlung ist die Sicherung von Compliance bzw.<br />
Adherence. Zu diesem Therapieangebot liegen bislang keine Studien vor.<br />
H 3.5.6.3 Häusliche psychiatrische Krankenpflege<br />
Häusliche psychiatrische Krankenpflege (HKP) ist ein gemein<strong>de</strong>orientiertes Versorgungsangebot. Sie<br />
soll dazu beitragen, dass psychisch kranke Menschen ein würdiges, eigenständiges Leben in ihrem<br />
gewohnten Lebenszusammenhang führen können. Durch die Pflege vor Ort soll das Umfeld beteiligt<br />
und die soziale Integration gewährleistet wer<strong>de</strong>n. Im Kontext <strong>de</strong>s „Home treatment“-Konzeptes, das<br />
Behandlung auch Schwerkranker im häuslichen Milieu ermöglicht, ist die HPK ein wesentlicher<br />
Bestandteil. Die ambulante psychiatrische Pflege kann wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Klinikaufenthalte, die von <strong>de</strong>n<br />
Betroffenen und <strong>de</strong>m sozialen Umfeld häufig als stigmatisierend empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, vermei<strong>de</strong>n. Die<br />
ambulante Pflege soll mit ihren flexiblen, aufsuchen<strong>de</strong>n Angeboten Behandlungsabbrüchen<br />
vorbeugen. Sie dient <strong>de</strong>r Stärkung <strong>de</strong>s Selbsthilfepotenzials und <strong>de</strong>r Kompetenzerweiterung <strong>de</strong>s<br />
Patienten im Umgang mit seiner Krankheit und Kenntnis von Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe.<br />
Rechtzeitiges Erkennen von Krisen und sachgerechtes Bewerten von Symptomen einer Krise sind<br />
wesentliche Elemente, die eine Abschwächung <strong>de</strong>s Verlaufes einer Krise bewirken sollen.<br />
H 3.6 Therapie bei Komorbidität<br />
Ziel dieses Kapitels ist es, die Behandlung von komorbi<strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> o<strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>pressiver Symptomatik im Zusammenhang mit an<strong>de</strong>ren psychischen Störungen o<strong>de</strong>r<br />
körperlichen Erkrankungen darzustellen. „Komorbidität“ ist in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Regelfall und meint das<br />
Auftreten von zwei o<strong>de</strong>r mehr verschie<strong>de</strong>nen Krankheiten zur selben Zeit. Unter „lebenszeitlicher<br />
Komorbidität“ wird das Auftreten von zwei o<strong>de</strong>r mehr verschie<strong>de</strong>nen Störungen über die Lebenszeit<br />
eines Individuums verstan<strong>de</strong>n.<br />
In nationalen Komorbiditätssurveys [63; 926; 927] zeigte sich, dass die meisten über die<br />
Lebensspanne zu ermitteln<strong>de</strong>n psychischen Störungen ([926]: 79 %) komorbid auftreten. Für<br />
Personen mit multiplen Komorbiditäten wer<strong>de</strong>n dabei die stärksten funktionellen Beeinträchtigungen<br />
berichtet.<br />
Folgen<strong>de</strong> Einschränkungen gelten für dieses Kapitel: Es gibt nur sehr wenige Therapiestudien, die<br />
spezifisch <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n bei komorbi<strong>de</strong>n psychischen Störungen und/o<strong>de</strong>r körperlichen<br />
Erkrankungen adressieren. Häufig stellen komorbi<strong>de</strong> Störungen sogar ein Ausschlusskriterium bei<br />
Studien dar. Oftmals fehlen, wenn <strong>de</strong>pressive Störungen im Fokus von Untersuchungen zur<br />
Komorbidität stehen, Angaben zum Schweregrad <strong>de</strong>r <strong>Depression</strong> bzw. wur<strong>de</strong> keine klassifikatorische<br />
Diagnostik vorgenommen, so dass die Interpretation erschwert sein kann. Es liegen jedoch sehr viele<br />
Studien vor, die beispielsweise psychosoziale Belastungen und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressive Symptome bei<br />
körperlichen Erkrankungen und ihre Therapie untersucht haben und Depressivität als wichtiges<br />
Zielkriterium zumeist im Fokus hatten, z. B. in <strong>de</strong>r Psychoonkologie. Dieser Themenkreis ist jedoch<br />
nicht Gegenstand dieser Leitlinie, son<strong>de</strong>rn wird in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Fachleitlinien abgehan<strong>de</strong>lt.<br />
© 2009 145