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Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 107<br />

Aus einer Bestandsaufnahme der Vorlesungen und Übungen zur NS-Geschichte an den<br />

Hochschulen in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> (SS 2000 sowie WS 2000/01), welche die geisteswissenschaftlichen<br />

Fächer Geschichte, Soziologie und Politik erfasst, geht hervor, dass die NS-<br />

Geschichte vor allem in den Historischen Seminaren in angemessenem Rahmen thematisiert<br />

wird. Der Anteil der Lehrveranstaltungen in diesen Fächern von 3,2 % im Sommer- bzw.<br />

3,7,% im Wintersemester erscheint dabei nur auf den ersten Blick nicht besonders hoch. Berücksichtigt<br />

man jedoch die Breite der Fächer, z.B. die klassische Dreiteilung von Alter,<br />

Mittelalterlicher und Neuerer Geschichte und die Tatsache, dass allein der letztgenannte<br />

Teilbereich einen Zeitraum von 500 Jahren umfasst, so sind die 12 Jahre des "Dritten Reiches"<br />

fest in der Lehre vertreten. Die gleichwohl vorhandenen starken Schwankungen in den<br />

einzelnen Hochschulen hängen mit den thematischen Schwerpunkten einzelner Lehrstuhlinhaber<br />

zusammen (so ist z.B. der Anteil von 8,1 % der Lehrangebote an der Universität<br />

Bochum auf die breite Auffächerung des Faches Geschichte sowie auf Wissenschaftler wie<br />

Hans Mommsen, Norbert Frei oder Lucian Hölscher zurückzuführen).<br />

Die Ergebnisse der Analyse über Lehrveranstaltungen zum Nationalsozialismus in den Sozialwissenschaften<br />

bestätigen den 1994 von Zygmunt Baumann beklagten Befund, dass sich<br />

die Soziologie mit dem Nationalsozialismus und insbesondere mit dem Holocaust bisher nur<br />

wenig befasst hat (op. cit. Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, Hamburg<br />

1994. S. 12).<br />

Stellt man jedoch einen Vergleich bei den Lehrangeboten zum Rechtsextremismus / Neonazismus<br />

an, so lässt sich feststellen, dass der Aufgabenstellung entsprechend zu diesem<br />

Thema die Historiker nichts anbieten, während die Soziologen einen vergleichsweise geringen<br />

Anteil von knapp 1 % der Gesamtveranstaltungen zu diesem Thema stellen.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus<br />

ein historisches Thema ist, während der Rechtsextremismus/Neonazismus einen Schwerpunkt<br />

in der Soziologie darstellt.<br />

4.3 Welche Rolle spielt die NS-Forschung und wie werden ihre Ergebnisse in<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> aufgearbeitet und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht?<br />

Forschung zum Nationalsozialismus wird an allen Universitäten und in allen Historischen Instituten<br />

betrieben. Schwerpunkte haben sich in Bielefeld, Bochum, Dortmund, Duisburg,<br />

Düsseldorf, Essen, Köln und Münster herausgebildet. Außerdem sind das Salomon-<br />

Steinheim-Institut in Duisburg, die Arbeitsstelle Neonazismus in der Fachhochschule Düsseldorf<br />

sowie das NS-Dokumentationszentrum in Köln zu nennen.<br />

Die Forschungsergebnisse werden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben<br />

Publikationen und Vorträgen ist vor allem auf Kooperationen von Universitäten mit Mahnund<br />

Gedenkstätten hinzuweisen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Alte<br />

Synagoge in Essen, die Villa Meerländer in Krefeld und die Villa ten Hompel in Münster.<br />

An der Fachhochschule Düsseldorf hat Prof. Dr. Dreßen eine Wanderausstellung zum Thema<br />

"Betrifft: Aktion 3 - Deutsche verwerten jüdische Nachbarn" organisiert.<br />

Als weiteres Beispiel kann auf eine Studie von Prof. Dr. Bernd-A. Rusinek über die sog. "Edelweispiraten"<br />

in Köln, eine vom NS-Regime verfolgte und schwer bestrafte Gruppe<br />

Jugendlicher, verwiesen werden. Die Ergebnisse dieser Studie wurden auch in Tageszeitungen<br />

verbreitet und diskutiert.<br />

An der Ruhr-Universität Bochum waren im SS 2000 die Forschungsergebnisse des Münchner<br />

Instituts für Zeitgeschichte in der Reihe "Darstellungen und Quellen zur Geschichte von<br />

Auschwitz" Gegenstand öffentlicher Erörterung. Hier ist vor allem auf eine Anzahl von Veröffentlichungen<br />

hinzuweisen, die Prof. Dr. Norbert Frei, Universität Bochum, herausgegeben<br />

hat. Über die Landeszentrale für politische Bildung in Düsseldorf wird seine in Zusammenarbeit<br />

mit Martin Broszat herausgegebene Publikation "Das Dritte Reich im Überblick. Chronik,<br />

Ereignisse, Zusammenhänge." einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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