Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 69<br />
jeweils auf <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Die hier im Einzelnen aufgeführten drei Parteien sowie der<br />
Neonazi- und Skin-Bereich machen ca. 90 % der organisierten Rechtsextremisten aus.<br />
Die Frage der Rolle von Mädchen und Frauen in diesen Organisationen und Gruppierungen<br />
ist stark vom Frauenbild der jeweiligen Organisationen abhängig. In der rechtsextremistischen<br />
Szene überwiegt ein sehr tradiertes Frauenbild, welches die Frau stark auf eine Rolle<br />
als Hausfrau und Mutter reduziert (s. a. Antwort zu Frage 1.14.3). Vor diesem Hintergrund ist<br />
es nicht überraschend, dass in aller Regel Frauen in den rechtsextremistischen Organisationen<br />
nur selten Führungspositionen einnehmen. Allerdings gibt es auch von dieser Regel<br />
Ausnahmen.<br />
Gravierendste Ausnahme in <strong>NRW</strong> ist die Partei der Republikaner, die, wie sich aus den voranstehenden<br />
Schätzungen ergibt, den höchsten Frauenanteil besitzt und von einer Frau als<br />
Landesvorsitzende geführt wird. Diese ist zugleich geschäftsführende stellvertretende Bundesvorsitzende.<br />
Inclusive der Landesvorsitzenden sind drei Frauen im 15köpfigen<br />
Landesvorstand vertreten. Auf der Ebene unterhalb des Landesvorstandes sieht es für die<br />
Frauen allerdings schon erheblich ungünstiger aus. Auf Ebene der Bezirksvorsitzenden bzw.<br />
Kreisvorsitzenden sind Frauen so gut wie nicht existent. Hieraus ergibt sich ein uneinheitliches<br />
Bild: Auf Ebene des Landesvorstandes entspricht der Frauenanteil noch etwa dem<br />
Gesamtanteil der Partei, in der Führungsebene unterhalb des Landesvorstandes ist dem gegenüber<br />
eine deutliche Unterrepräsentanz von Frauen festzustellen. Hieraus lässt sich<br />
schließen, dass auch bei den REP in <strong>NRW</strong> das Innehaben von Führungspositionen durch<br />
Frauen eher die große Ausnahme darstellt. Hieran ändert auch nichts, dass die REP - im<br />
Gegensatz zu DVU und NPD - über einen eigenen Frauenverband (Republikanischer Bund<br />
der Frauen) verfügen, der allerdings weder durch besondere Aktivitäten noch durch bedeutsamen<br />
innerparteilichen Einfluss auffällt. Frauen dürften, bezogen auf das Gesamtleben der<br />
Partei, eher eine untergeordnete Rolle spielen.<br />
Dies gilt in noch stärkerem Maße für DVU und NPD, die auch über einen etwas geringeren<br />
Frauenanteil als die REP verfügen. Im jeweils 15köpfigen Landesvorstand von DVU und<br />
NPD befinden sich bei der DVU zwei und bei der NPD nur eine Frau. Zudem nehmen diese<br />
Personen auch keine besonders bedeutsamen Funktionen im Landesvorstand wahr. Auch<br />
unterhalb der Ebene des Landesvorstandes sind Frauen nur sehr selten in wichtigen Führungspositionen<br />
anzutreffen. Insgesamt spielen Frauen bei DVU und NPD nur eine<br />
untergeordnete Rolle.<br />
Ähnlich ist das Bild bei der Neonazi-Szene. Wie bei DVU und NPD beträgt auch hier der<br />
Frauenanteil 10 bis 15 %. Frauen in Führungspositionen sind die Ausnahme. Gelegentlich<br />
gibt es allerdings gravierende Ausnahmen: Eine junge Frau mit führender Rolle in einer der<br />
kopfstärksten Neonazi-Szenen (Sauerland/Siegerland) in <strong>NRW</strong>. Normalerweise gilt aber für<br />
die Neonazi-Szene wie für den Rechtsextremismus insgesamt, dass er stark männerdominiert<br />
ist.<br />
Am deutlichsten ist diese Männerdominanz in der Skinhead-Szene, die geschätzt auch den<br />
geringsten Frauenanteil mit knapp unter 10 % aufweist. In diesem Bereich sind Frauen und<br />
Mädchen in aller Regel nur auf den Status von "Begleiterinnen" oder locker in die Szene eingebundenen<br />
"Freundinnen" reduziert. Weibliche Führungsfiguren in der Skinhead-Szene, die<br />
auch von Männern als Führungspersonen akzeptiert würden, sind in <strong>NRW</strong> bisher nicht bekannt<br />
geworden. Demzufolge konnten "Skingirl"-Organisationen bisher in der Szene keinen<br />
größeren Einfluss gewinnen.<br />
Auch wenn weibliche Personen in der Skinhead-Szene keine größere Rolle spielen, darf<br />
doch nicht außer Acht gelassen werden, dass sie mitunter bei Gewalttaten eher eskalierend<br />
wirken. Es konnte verschiedentlich beobachtet werden, dass die bloße Anwesenheit von<br />
Frauen und Mädchen die männlichen Skins zu besonderer Aggressivität und Brutalität animierten.<br />
Dies gilt umso mehr, wenn von den weiblichen Personen noch verbale Bestärkung<br />
oder sogar "Anfeuerung" erfolgt, was gelegentlich vorkommt. Hierbei spielt der in der Skinhead-Szene<br />
verbreitete Männlichkeitskult und (spät)pubertäres Imponiergehabe - häufig in<br />
Verbindung mit Alkohol - eine nicht zu unterschätzende Rolle. Eher selten sind die Fälle, in