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Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 67<br />

kann die <strong>Landesregierung</strong> zu dieser Frage keine aussagekräftigen Angaben machen. Im Übrigen<br />

sind alle gesellschaftlichen Institutionen, demokratischen Parteien und jeder Einzelne<br />

dazu aufgerufen, Antisemitismus und dem Schüren von antisemitischen Vorurteilen - von<br />

welcher Seite sie auch immer kommen - entgegenzutreten.<br />

1.13.4 Welche Rolle spielt der Antisemitismus in Publikationen der Neuen Rechten wie<br />

etwa der "Junge Freiheit"?<br />

Zunächst ist vorauszuschicken, dass es sich bei der sog. "Neuen Rechten" nicht um eine<br />

homogene rechtsextremistische Spielart handelt. Sie zerfällt in mehrere unterschiedliche<br />

Strömungen. Ein Teil lehnt sich enger an die sog. "Nouvelle Droite" aus Frankreich an, andere<br />

beziehen sich stärker auf die Theoretiker der sog. "Konservativen Revolution" aus der Zeit<br />

der Weimarer Republik, wie Moeller von den Bruck, Oswald Spengler, Carl Schmitt, Edgar<br />

Julius Jung u. a.. Daneben gibt es allerdings noch weitere unterschiedliche Ausrichtungen.<br />

Gemeinsam ist den Vertretern der "Neuen Rechten" aber weitgehend, dass sie in der Regel<br />

keinen platten, offen rassistischen oder krass antisemitischen Rechtsextremismus vertreten.<br />

Sie versuchen teilweise, ihre tendenziell rechtsextremistischen, antisemitischen und antidemokratischen<br />

Vorstellungen durch scheinbar unverfänglich und intellektuell wirkende<br />

Formulierungen zu verbrämen. Die "Neue Rechte" kann als eine "intellektuelle" Variante des<br />

Rechtsextremismus angesehen werden, die häufig von Akademikern getragen wird. Es gibt<br />

nur relativ wenige, mitgliederschwache Organisationen (z. B. die Deutsch-Europäische Studiengesellschaft<br />

- DESG - ) im Bereich der "Neuen Rechten". Es dominieren Publikationen<br />

und einzelne Akteure, die sich häufig für mehrere Zeitschriften der "Neuen Rechten" publizistisch<br />

betätigen. Häufig gibt es netzwerkartige Querverbindungen - nicht selten auch in Form<br />

von persönlichen Bekanntschaften - in diesem Bereich. Die Publikationen und Akteure der<br />

"Neuen Rechten" versuchen den öffentlichen Diskurs in Richtung ihrer tendenziell antidemokratischen<br />

und antisemitischen Vorstellungen zu beeinflussen.<br />

Da es sich bei der "Neuen Rechten" trotz ihrer Heterogenität um eine Spielart des Rechtsextremismus<br />

handelt, gilt auch hier wieder die Ausführung zu Frage 1.13.1, nach der fast alle<br />

Formen des Rechtsextremismus als Ideologieelement antisemitische Züge beinhalten. Da<br />

die Publikationen der "Neuen Rechten" häufig Themen der jeweils aktuellen politischen Debatte<br />

aufgreifen, hängt das Deutlichwerden der antisemitischen Tendenzen auch von der<br />

jeweiligen politischen Tagesaktualität ab. Der grundsätzlich vorhandene Antisemitismus (und<br />

das Schüren antisemitischer Vorurteile) ist daher z. B. insbesondere im Zusammenhang mit<br />

der Debatte der letzten 1 1/2 Jahre um die Zwangsarbeiterentschädigung. zu erkennen.<br />

Nachfolgend zwei Beispiele in diesem Kontext aus der "Junge Freiheit". Dort heißt es in Nr.<br />

42/1999:<br />

"Das bedeutet im Klartext, 4 Milliarden vom Steuerzahler, der der ganzen Angelegenheit<br />

verständnislos gegenübersteht", "Es geht vorrangig um eine Identitätsfrage<br />

des amerikanischen Judentums, ...", "Der WJC und die anderen Organisationen benutzen<br />

die Restitutionsforderungen ..., um die Vorstellung vom Holocaust auf<br />

internationaler Ebene dauerhaft zu sichern, wobei ein Leidensmonopol beansprucht<br />

und der Vergleich mit anderen Völkermorden mit theologischem Eifer bekämpft wird",<br />

"..., denn das ist der Sinn der ganzen Übung: Das Judentum als universelles Opfer<br />

darzustellen".<br />

Ein weiteres Beispiel aus Nr. 47/1999 lautet:<br />

"Es handelt sich also genaugenommen nicht um Entschädigungsverhandlungen,<br />

sondern um Schutzgelderpressungen im ganz großen Stil".<br />

Bei der "Junge Freiheit" handelt es sich um eine Zeitung, deren Beobachtung durch den<br />

nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz nach einer erstinstanzlichen Entscheidung des<br />

VG Düsseldorf von 1997 rechtmäßig ist. Die <strong>Landesregierung</strong> geht davon aus, dass diese<br />

noch nicht rechtskräftige Entscheidung auch in den weiteren Instanzen Bestand haben wird.<br />

Weiteres Beispiel für Antisemitismus im Bereich der "Neuen Rechten" ist das Buch<br />

"Zwangsarbeiter-Lüge & Wahrheit. Wie die Deutschen bei der Wiedergutmachung über den

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