Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 35<br />
kapitalistischem" Zungenschlag,<br />
• der verstärkten Nutzung neuer Kommunikationsmittel.<br />
Das vorrangige Ziel des Parteivorsitzenden, die "Meinungsführerschaft im rechten Lager",<br />
verfolgt Udo Voigt mit einer Doppelstrategie: einerseits Stärkung der eigenen Organisation<br />
durch Fortführung des traditionellen Kurses der NPD als Wahlpartei, andererseits Aktionsbündnisse<br />
mit anderen rechtsextremistischen Gruppierungen, insbesondere Neonazis.<br />
Zu Beginn seiner Amtszeit umriss der neue Bundesvorsitzende die künftige Strategie der<br />
Partei in einem Führungsrundschreiben (April 1996) u. a. wie folgt: "Von nun an muss es in<br />
der ganzen politischen Arbeit nur noch die NPD geben, die mit ganzer Kraft darum kämpft,<br />
den Etablierten die heuchlerische Maske vom Gesicht zu reißen, mit einer neuen Wirtschafts-<br />
und Gesellschaftsordnung das alte System hinwegzufegen und wieder ernsthaft die<br />
politische Macht- und Führungsfrage stellt. Dazu bedarf es eines neuen Wir-Gefühls, ... welches<br />
sich in der Zusammenarbeit mit anderen Nationalen auf diese überträgt."<br />
Zunehmend stellte die NPD sozial- und wirtschaftpolitische Themen in den Vordergrund ihrer<br />
Politik. Indem die Partei vorgab, für eine bessere und gerechtere Ordnung einzutreten, hoffte<br />
sie auf eine vermehrte Akzeptanz in der Bevölkerung. In ihrer Agitation bediente sich die<br />
NPD auch "sozialistischer" und "antikapitalistischer" Ideologieelemente. So heißt es beispielsweise<br />
in der Novemberausgabe 1999 des Parteiorgans "Deutsche Stimme" u. a.: "Der<br />
Kapitalismus ist heute so deformiert, dass er sich zu barbarischen Weltzuständen hin bewegt.<br />
Die von Rosa Luxemburg 1916 geäußerte Alternative 'Sozialismus oder Barbarei'<br />
scheint aktueller denn je." An anderer Stelle in derselben Ausgabe heißt es: "Es ist eine Tatsache,<br />
dass kapitalistische und nationalistische Interessen antagonistische Gegensätze sind,<br />
die einander völlig ausschließen." Solche Argumentationsmuster zielen vor allem auf die ostdeutschen<br />
Hochburgen der NPD ab, wo sie sich eine gewisse Resonanz solcher Thesen in<br />
der Bevölkerung erhofft.<br />
Unter Udo Voigt verfolgt die NPD ein "Drei-Säulen-Konzept". Neben dem ideologischen<br />
"Kampf um die Köpfe" zählen dazu der "Kampf um die Straße" und der "Kampf um die Parlamente".<br />
Dies wird verdeutlicht durch die Teilnahme der Partei an den meisten Wahlen auf<br />
Bundes- und Landesebene und an einer Vielzahl von Aufzügen und Kundgebungen in den<br />
letzten Jahren. Die Parteiführung setzt dabei weiter auf eine außerparlamentarische Opposition<br />
("Kampf um die Straße"), mit deren Hilfe sie langfristig eine parlamentarische<br />
Verankerung ("Kampf um die Parlamente") zu erreichen glaubt.<br />
Die Strategie der NPD ist stark auf öffentlichkeitswirksame Aufmärsche und Veranstaltungen<br />
angelegt, wobei sie bis zum Einsetzen der Verbotsdiskussion immer offener mit Neonazis<br />
und Skinheads kooperierte.<br />
Der unter ihrem Vorsitzenden Udo Voigt einsetzende Aufwärtstrend der NPD spiegelt sich<br />
auch in der seit 1996 wieder stetig ansteigenden Mitgliederzahl wider:<br />
Jahr Bund Land <strong>NRW</strong><br />
1996 3.500 600<br />
1997 4.000 600<br />
1998 6.000 650<br />
1999 6.000 780<br />
2000 6.500 850<br />
Mit dem Anstieg der Mitgliederzahlen ist auch eine deutliche Verjüngung der ehemals als<br />
"Altherrenpartei" bezeichneten Partei feststellbar. Über 50 % der Mitglieder sind 40 Jahre<br />
und jünger.<br />
Hatte die Zusammenarbeit mit Neonazis und der "Kampf um die Straße" bis Ende Juli 2000<br />
Priorität, stand die zweite Jahreshälfte 2000 für die NPD ganz im Zeichen der Verbotsdis-