Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 36<br />
kussion. Diese Diskussion bescherte der Partei ein starkes öffentliches Interesse und große<br />
Medienaufmerksamkeit.<br />
Die NPD schien anfangs die Ernsthaftigkeit der Verbotsdiskussion zu unterschätzen. Sie reagierte<br />
zunächst forsch und auftrumpfend, änderte jedoch bald ihre Taktik. Der zeitweilige<br />
Verzicht auf Demonstrationen und die angekündigte Distanzierung von Neonazis dürften<br />
eindeutig taktisch motiviert gewesen sein. Hinsichtlich der Zusammenarbeit und Kooperation<br />
mit Neonazis hatte sich gerade der Bundesvorsitzende Udo Voigt in der Vergangenheit zu<br />
eindeutig befürwortend positioniert. Auch wenn der vorsichtigere Kurs der NPD-<br />
Parteiführung und der zeitweilige Demonstrationsverzicht primär taktisch motiviert gewesen<br />
sein dürfte, führte dieser Kurs der NPD doch zu teils heftig ablehnenden Reaktionen der<br />
Neonazi-Szene. In der Folgezeit führte die Neonazi-Szene eigene Demonstrationen ohne<br />
Unterstützung der NPD durch. Auch wenn die NPD-Parteiführung einen endgültigen Bruch<br />
mit der Neonazi-Szene zu vermeiden sucht, bahnt sich hier doch ein tiefgreifender und eventuell<br />
nicht so schnell wieder zu heilender Konflikt an.<br />
Der taktisch motivierte vorsichtigere Kurs der NPD führte außerdem zu Spannungen mit einer<br />
innerparteilichen, stark neonazistisch ausgerichteten Opposition, der sog.<br />
"Revolutionären Plattform" (RPF).<br />
Es ist überaus fraglich, ob der Partei der Spagat gelingen kann, sich einerseits vor dem Hintergrund<br />
des Verbotsverfahrens von Neonazis zu distanzieren bzw. offen neonazistische<br />
Flügel innerhalb der Partei zu bekämpfen und andererseits mit der Neonazi-Szene in Kontakt<br />
zu bleiben.<br />
Das Jahr 2001 wird für die NPD im Zeichen des angelaufenen Verbotsverfahrens beim Bundesverfassungsgericht<br />
stehen. Einerseits dürfte sie im Hinblick auf das Verbotsverfahren<br />
versucht sein, die Aggressivität ihrer Agitation und Propaganda zu mäßigen, andererseits<br />
darf sie durch zu "milde" Töne aber auch ihre Anhängerschaft nicht enttäuschen bzw. verprellen.<br />
Ähnliches gilt für ihre aktionistische Strategie mit öffentlichen Aufmärschen und<br />
Kundgebungen. Ein zu aggressives Auftreten kann ihre Prozessaussichten weiter reduzieren,<br />
ein zu starkes Zurücknehmen ihrer entsprechenden Aktivitäten würden ihr zumindest<br />
gerade Teile der jüngeren – häufig stark neonazistisch geprägten – Parteibasis übel nehmen.<br />
Auch ihr Verhältnis zur Neonazi-Szene ist ambivalent. Einerseits ist es zur Zeit von primär<br />
taktisch motivierten Distanzierungen und zunehmenden Spannungen geprägt; andererseits<br />
will man die Verbindungen zu dieser für eine wuchtige Präsenz auf der Straße wichtigen<br />
Szene nicht ganz abreißen lassen.<br />
Die NPD steht also in mehrerer Hinsicht vor einem schwierigen Spagat, der kaum zu bewerkstelligen<br />
sein dürfte. Die Spannungen innerhalb der Partei dürften zunehmen. Die<br />
Spannungen könnten sich bis hin zu kleineren Abspaltungen oder sogar einer existenzgefährdenden<br />
Spaltung verstärken.<br />
4.) Neonazi-Szene<br />
In der Phase des Niedergangs der NPD bildeten sich Anfang/Mitte der 70er Jahre aktionistisch<br />
orientierte Kleingruppen neonazistischer Prägung, die sich zum Teil auch illegaler und<br />
partiell auch terroristischer Mittel bedienten. Beispielhaft seien hier genannt: die "Aktionsfront<br />
Nationaler Sozialisten", die von Michael Kühnen dominiert wurde; die "Volkssozialistische<br />
Bewegung Deutschlands" des Friedhelm Busse (er ist bis heute im neonazistischen Spektrum<br />
aktiv); die "Deutschen Aktionsgruppen" des Manfred Roeder (er ist ebenfalls noch heute<br />
aktiv); die "Wehrsportgruppe Hoffmann". In diesen Entwicklungen der 70er Jahre liegen die<br />
Wurzeln der heutigen Neonazigruppierungen.<br />
In der zweiten Hälfte der 70er und in den 80er Jahren bildeten sich mehrere neonazistische<br />
Gruppierungen. Die neonazistische Szene blieb somit zersplittert. Eine einheitliche neonazistische<br />
Organisation bildete sich nicht heraus. Demzufolge war die Neonazi-Szene in <strong>NRW</strong><br />
bis in die Anfänge der 90er Jahre von der Zugehörigkeit / Mitgliedschaft ihrer Anhänger zu