Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 63<br />
der geriet bei der Bundestagswahl 1998 stärker in die Schlagzeilen, als er als Direktkandidat<br />
der NPD im Wahlkreis Stralsund-Rügen-Grimmen auftrat (2,1 % der Erststimmen). Als Folge<br />
von Wahlkampfauftritten kam es zu Strafverfahren wegen Volksverhetzung gegen ihn. Zu<br />
seinen wenigen Aktivitäten in den vergangenen Jahren mit einem <strong>NRW</strong>-Bezug gehören die<br />
auf dem Anwesen des Manfred Röder in Schwarzenborn/Hessen jährlich ausgerichteten<br />
"Freundestreffen" und vereinzelt Sonnenwendfeiern, da diese Treffen von Neonazis auch<br />
aus <strong>NRW</strong> besucht werden. Insofern kann bei Manfred Röder von einer gewissen - aber eher<br />
geringen - ideologischen Einflussnahme auf die Neonaziszene gesprochen werden.<br />
Ausweislich der Altersstruktur rechtsextremistischer Parteien gehört ein Teil der über 60 Jahre<br />
alten Personen möglicherweise zu der Gruppe der "Alt-Nazis". Es liegen aber keine<br />
Hinweise vor, dass diese Personen in den Organisationen Führungsrollen einnehmen oder<br />
sie nachhaltig ideologisch beeinflussen. Ausnahmen dürften der vorgenannte Manfred Röder<br />
oder der ehemalige Bundesvorsitzende der FAP, Friedhelm Busse, sein. Ihr Einfluss auf die<br />
rechtsextremistische Szene in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist zwar gering, persönlich erfahren sie<br />
aber Wertschätzung als Vorbilder im Kampf gegen das "System". Gelegentlich kann beobachtet<br />
werden, dass sehr betagte Menschen auf rechtsextremistischen Veranstaltungen der<br />
Neonazi-Szene zu Gast sind, die wegen ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus "ikonenhaft"<br />
verehrt und bewundert werden, die aber keinen nennenswerten ideologischen<br />
Einfluss nehmen, geschweige dass sie die jeweiligen Aktivitäten der Neonazi-Szene anleiten.<br />
Resümierend lässt sich sagen, dass "Altnazis" und "Alt-Neonazis" nur in relativ geringem<br />
Maße die rechtsextremistische Szene in <strong>NRW</strong> ideologisch beeinflussen. Keineswegs kann<br />
von einer "Steuerung" der rechtsextremistischen Szene durch diese Personen gesprochen<br />
werden.<br />
1.12.2 Welchen Einfluss nehmen sie auf Jugendliche und welche Wege der Kommunikation<br />
nutzen sie hierfür?<br />
Im Detail kann diese Frage nicht beantwortet werden. Direkte Erkenntnisse aus dem Bereich<br />
der Jugendarbeit liegen der <strong>Landesregierung</strong> nicht vor.<br />
Bei dieser Frage kann aber weitgehend auf die Ausführungen zu 1.12.1 verwiesen werden.<br />
Hieraus ergibt sich, dass der Einfluss von "Altnazis" und "Alt-Neonazis" heute schon aus biologischen<br />
Gründen eher marginal ist. Nur noch wenige Personen aus dieser Gruppe sind<br />
noch politisch aktiv. Führende Funktionen in der rechtsextremistischen Parteien-Szene nehmen<br />
sie in der Regel nicht mehr ein; von da her ist auch ihr ideologischer Einfluss<br />
heutzutage nur noch sehr begrenzt. Wie bereits zu Frage 1.12.1 geschildert, besteht nur<br />
noch ein relativ geringer Einfluss im Bereich der Neonazi-Szene und stark abgeschwächt<br />
noch im Bereich der NPD, was sich daraus ergibt, dass Teile der NPD stark neonazistisch<br />
geprägt sind (beispielhaft sei hier die sog. "Revolutionäre Plattform" genannt) bzw. die NPD<br />
in den letzten Jahren auch offen mit Neonazis – wie auch das Beispiel Manfred Röder zeigt -<br />
kooperierte.<br />
Ein spezifischer Einfluss dieser Personen auf Jugendliche, also Personen unter 18 Jahren,<br />
besteht daher nur in geringem Umfang und nur insoweit, als die Jugendlichen in der Neonazi-Szene<br />
oder in der NPD organisiert sind. In der Regel werden diese "Alten" mehr als "Alte<br />
Kämpfer" verehrt und bewundert, haben aber keinen direkten Einfluss auf die jeweiligen aktuellen<br />
politischen Aktivitäten. Die Kommunikation läuft dabei über Ansprachen und Vorträge<br />
oder durch direkte persönliche Gespräche, wobei mitunter in verklärender Weise in alten<br />
"Kriegserinnerungen" oder sonstigen Verherrlichungen der Zeit des Nationalsozialismus geschwelgt<br />
wird. Die sog. "Neuen Medien" wie z. B. das Internet spielen hierbei in aller Regel<br />
keine Rolle.