Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 37<br />
unterschiedlichen Organisationen wie "Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei" (FAP), "Nationalistische<br />
Front" (NF), "Deutsche Alternative" (DA) und "Nationale Offensive" (NO) geprägt.<br />
Seit den Verboten der NF, DA und NO in 1992 und der FAP in 1995 haben sich Teile der<br />
ehemaligen Mitglieder - soweit sie sich nicht der NPD zuwandten - bewusst nur noch in losen<br />
Strukturen zusammengefunden, um die Möglichkeit von Verboten nach den Vorschriften des<br />
Vereinsgesetzes zu unterlaufen bzw. zu erschweren. Man kann seit dieser Zeit kaum mehr<br />
von Mitgliedern unterschiedlicher Vereinigungen, sondern eher von Aktivisten der Szene<br />
sprechen. Die noch am besten erkennbaren Strukturen haben die sog. "Freien Kameradschaften".<br />
Im Zuge der Verbotsverfügungen und der erkennbar schärferen Verfolgung politisch<br />
motivierter Straftaten seitens der Exekutivbehörden und der Justiz haben sich auch die<br />
Themen, mit denen Neonazis an die Öffentlichkeit treten, signifikant geändert. Waren es<br />
früher primär Themen wie Antisemitismus, Aufrufe zum Völkerhass, Verherrlichung von<br />
Persönlichkeiten des Dritten Reiches und Ausländerdiffamierung, befassen sich Neonazis,<br />
jedenfalls in der Öffentlichkeit, zwischenzeitlich häufiger mit gesellschaftlich relevanten<br />
Themen wie Arbeitslosigkeit, dem Kosovo-Krieg, Globalisierung etc.. Beispielhaft für das bis<br />
Mitte der 90er eher vergangenheitsbezogene Agieren der Neonazi-Szene waren die<br />
jährlichen bundesweiten Aktivitäten zum Todestag von Rudolf Heß. Hier lag der<br />
Schwerpunkt ihres öffentlichkeitswirksamen Handelns. Während sie ansonsten kaum<br />
größere Aufmärsche durchführten, gelang es ihnen bei zentralen bundesweiten Rudolf Heß-<br />
Aktivitäten bis zu 1.500 Personen (1991 in Bayreuth) zu mobilisieren.<br />
Nach den Vereinsverboten in der ersten Hälfte der 90er Jahre traten Neonazis öffentlichkeitswirksam<br />
vornehmlich bei Demonstrationen der NPD in Erscheinung. Dies war auf einen<br />
Kurswechsel der NPD zurückzuführen. Seit der Wahl Udo Voigts zum Bundesvorsitzenden<br />
der NPD im Jahre 1996 kooperierte die NPD zunehmend mit der Neonazi-Szene und setzte<br />
verstärkt auf aktionistische Aktivitäten wie Aufmärsche. Diese von der NPD angemeldeten<br />
Demonstrationen nutzten die Neonazis für legales öffentlichkeitswirksames Auftreten. Zu<br />
nennen ist hier u. a. die Teilnahme an Demonstrationen der NPD gegen die sog. "Wehrmachtsausstellung".<br />
Seit der 2. Jahreshälfte 2000 mit dem zeitweiligen<br />
Demonstrationsverzicht der NPD, der von der Neonazi-Szene heftig kritisiert wurde, ging die<br />
Neonazi-Szene zunehmend dazu über, selber Demonstrationen anzumelden und durchzuführen.<br />
Thema ist dabei häufig das aus ihrer Sicht einseitige Vorgehen des Staates gegen<br />
"rechte" Gruppierungen.<br />
Auf lokaler Ebene lässt sich bei Aktionen der Polizei gegen die Szenenaktivitäten eine verbale<br />
Radikalisierung bis hin zu vereinzelten militanten Handlungen gegen die "Staatsmacht"<br />
bzw. Polizei feststellen.<br />
Bis zu den Vereinsverboten der Jahre 1992 und 1995 setzte sich das erkannte mobilisierbare<br />
Potential der Neonazi-Szene in <strong>NRW</strong> gleichbleibend aus ca. 250 bis 300 Personen<br />
zusammen. Nach den Verboten ging die Anzahl zunächst auf ca. 160 zurück, um seit etwa<br />
1998 bis heute wieder auf leicht über 200 – mit weiter steigender Tendenz – anzusteigen.<br />
Bundesweit gibt es zur Zeit etwa 2.200 Neonazis. Auffallend an ihrer personellen Zusammensetzung<br />
ist, dass sich die wesentlichen Aktivisten über Jahre in der Szene "halten" und<br />
demzufolge nicht mehr ganz so jung sind, dagegen neue Anhänger bei Beginn der Zugehörigkeit<br />
noch sehr jung und zum Teil noch minderjährig sind.<br />
5.) Skinheads<br />
Die Wurzeln der Skinheadbewegung liegen in Großbritannien. Dort bildete sich Ende der<br />
60er Jahre in den Arbeiterquartieren der Großstädte eine anfangs eher unpolitische Gegenbewegung<br />
zu den vornehmlich der Mittelschicht entstammenden Hippies und Mods. Diese<br />
erste Skinheadbewegung, die sich im wesentlichen auf den Besuch von Fußballspielen und<br />
Musikveranstaltungen beschränkte, bei denen es allerdings zu ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
kam, schlief zu Beginn der 70er Jahre wieder ein. Im Jahre 1977 entstand<br />
ebenfalls zuerst in Großbritannien eine neue Skinheadbewegung, die Kleider, Musik und<br />
Verhalten der ersten Skinheads aufgriff und kopierte. Im Unterschied zur vorherigen wurden