Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 112<br />
4.6 Welche Möglichkeiten zur Intensivierung und Förderung der Forschung über<br />
Stand und Ursachen des Rechtsextremismus sieht die <strong>Landesregierung</strong><br />
und welche konkreten Vorhaben wird sie auf den Weg bringen?<br />
In der gegenwärtigen Forschungslandschaft wird vor allem erkennbar, dass die durchaus<br />
vorhandenen Ergebnisse noch nicht hinreichend integriert sind. Insofern ist eine breite Bestandsaufnahme<br />
eine notwendige Voraussetzung für weitere sinnvolle Forschung und<br />
Politikberatung.<br />
Mit dem Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung existiert ein<br />
Schwerpunkt in <strong>NRW</strong> (wie die Ergebnisse der Recherchen zu dem Punkt 4.5 zeigen), der<br />
zudem als Kommunikationskern für weitere Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftlern an nordrhein-westfälischen Hochschulen dienen soll.<br />
Intensivere Forschungen sollten sich vor allem auf folgende Bereiche beziehen, die von der<br />
Analyse brutaler Aktivitäten bis zu riskanten Vorformen und Anzeichen reichen sollen.<br />
Erstens sollen Forschungen zu rechtsextremen Gewalttätigkeiten in <strong>NRW</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem LKA verstärkt werden, um die Entstehung der Gruppengewalt deutlicher zu<br />
analysieren. Dieser Zuschnitt erscheint besonders wichtig, weil die meisten Taten von Heranwachsenden<br />
im Gruppenkontext verübt werden. Dabei ist auffällig, dass die Tätergruppen<br />
in erster Linie weder rechtsextremen Parteien noch Skinheadgruppen angehören. Das Beunruhigende<br />
daran scheint zu sein, dass diese Täter in ein unauffälliges Milieu eingebunden<br />
sind. Herausgearbeitet werden sollte dabei, welcher Einfluss rechtsextremen Politikangeboten<br />
und öffentlichen Debatten durch Medien oder anderen gesellschaftlich relevanten<br />
Gruppen bei der Entstehung solcher Aktivitäten zukommt.<br />
Zweitens muss intensiv analysiert werden, ob sich in Stadtteilen mit besonderen sozialen Belastungen<br />
und sich nach und nach verändernden Bevölkerungsrelationen ein zunehmendes<br />
Repräsentationsvakuum bei der deutschstämmigen Bevölkerung abzeichnet und inwieweit<br />
gleichzeitig Rückzugsverhalten bei Migrantengruppen beobachtbar ist, so dass sich in dieser<br />
Situation sowohl rechtspopulistische Ansätze wie auch explizit rechtsextreme Positionen erfolgreich<br />
behaupten können und ihren Einfluss verstärken.<br />
Drittens ist zu analysieren, ob sich neue Politikthemen herausbilden, die für rechtspopulistische<br />
Besetzungen einen Erfolg versprechen. Diese betreffen vor allem die „ausbeutbaren“<br />
stereotypen Islambilder in der deutschstämmigen Bevölkerung einerseits und die u.U.<br />
stereotypen Religionsbilder von christlichen Religionen z.B. in der muslimischen<br />
Bevölkerung.<br />
4.7 Welche Aktivitäten haben rechtsextreme Gruppen (einschließlich der den<br />
Ultrarechten nahestehenden Burschenschaften) oder Einzelpersonen an den<br />
Universitäten oder Fachhochschulen durchgeführt?<br />
Organisierte Aktivitäten rechtsextremer Gruppen sind in letzter Zeit nicht beobachtet worden.<br />
Von den rechtsextremistischen Parteien und sonstigen Organisationen unterhalten NPD und<br />
REP eigene Studentenorganisationen. Funktionierende und aktive Gruppen des "Nationaldemokratischen<br />
Hochschulbundes" (NHB) und des "Republikanischen Hochschulverbandes"<br />
(RHV), den Studentenorganisationen von NPD und REP, sind in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> nicht<br />
bekannt geworden.<br />
Die in der Fragestellung genannten Burschenschaften sind nicht Beobachtungsobjekte des<br />
Verfassungsschutzes. Auch wenn einzelne Burschenschafter Mitglied in rechtsextremistischen<br />
Organisationen sind und es gelegentlich beobachtet werden konnte, dass einzelne<br />
Burschenschaften Vortragsveranstaltungen mit bekannten Rechtsextremisten organisierten,<br />
so haben sich bisher bei keiner Burschenschaft die Anhaltspunkte so verdichtet, dass eine<br />
Einstufung als Beobachtungsobjekt gerechtfertigt wäre. Im Übrigen hält es die <strong>Landesregierung</strong><br />
schon angesichts der erheblichen Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Burschenschaften für verfehlt, diese generell als den "Ultra-Rechten nahestehend" zu bezeichnen.<br />
Es ist nicht Aufgabe der <strong>Landesregierung</strong> bzw. des Verfassungsschutzes, andere<br />
als rechtsextreme Gruppen zu beobachten.