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Inhaltsverzeichnis - MIK NRW - Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen 64<br />

1.13 Die Bedeutung des Antisemitismus in <strong>NRW</strong><br />

1.13.1 Welche Rolle spielt nach Erkenntnissen der <strong>Landesregierung</strong> der Antisemitismus<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>?<br />

Der Bekämpfung des Antisemitismus kommt in Deutschland aufgrund der planmäßig organisierten<br />

Judenvernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus eine besondere Bedeutung zu.<br />

Antisemitismus ist ein Ideologieelement rechtsextremistischer Vorstellungen, daher ist Antisemitismus<br />

mehr oder minder ausgeprägt bei fast allen rechtsextremistischen Strömungen<br />

existent. Antisemitismus und antisemitische Vorurteile sind aber nicht nur bei Rechtsextremisten<br />

und deren Sympathisanten oder bei den knapp 15 % der Bundesbürger anzutreffen,<br />

die über ein geschlossenes rechtsextremistisches Weltbild verfügen (s. auch Ausführungen<br />

zu Frage 1.1.1). Antisemitismus und antisemitische Vorurteile finden sich quer durch alle gesellschaftlichen<br />

und sozialen Schichten. Allerdings werden nur selten öffentlich extreme<br />

antisemitische und rassistische Äußerungen getätigt, da sie in Deutschland strafbewehrt sind<br />

(z. B. hinsichtlich der Leugnung oder Verharmlosung der Judenvernichtung in der Zeit des<br />

Nationalsozialismus, § 130 Abs. 3 StGB). In anonym oder im Ausland eingestellten Internetpages<br />

finden sich solche Aussagen häufiger.<br />

Auch in manchen Skinheadmusiktexten finden sich extrem menschenverachtende und antisemitische<br />

Aussagen. So enthält die volksverhetzende CD "Die Härte" u. a. folgenden Text:<br />

"Am Tag, als Ignaz Bubis starb - Und alle Juden heulten<br />

Am Tag, als Ignaz Bubis starb - Und alle Gläser klingen<br />

Das wird ein schöner Tag<br />

Wir pissen auf sein Judengrab<br />

Bubis, du Sack, hör gut zu!<br />

Dein Todeslied könnte dies sein<br />

Ja, irgendwann ist der Schuss im Ziel,<br />

wir kühlen schon die Flasche Wein<br />

Die Warnung ist unser Ernst,<br />

deine Judenhaut überreif<br />

Die Deutschen kann man nicht besiegen -<br />

Du auch bald an deinem Todestag begreifst"<br />

(Anmerkung: "Die Härte" wurde vor dem Tod von Ignaz Bubis produziert.).<br />

In einer anderen CD (Northeim Live Volume 1) hat ein Musikstück folgenden Text:<br />

"Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig,<br />

Lasst die Messer flutschen in den Judenleib ...,<br />

Zerrt die Konkubine aus dem Fürstenbett,<br />

Schmiert die Guillotine mit dem Judenfett ...<br />

In der Synagoge hängt ein schwarzes Schwein<br />

In die Parlamente schmeißt die Handgranaten rein ...".<br />

Derart extreme, menschenverachtende Anschauungen, wie sie im zitierten Liedtext zum<br />

Ausdruck kommen, sind allerdings auch bei den bis zu 15 % der Bundesbürger mit antisemitischen<br />

Einstellungen (s. hierzu auch die Ausführungen zu Frage 1.1.1) eher die Ausnahme.<br />

Besorgniserregend ist, dass "weichere" antisemitische Vorurteile und Aussagen bei mehr als<br />

den bereits genannten 15 % der Bevölkerung Zustimmung finden. So stimmten nach einer<br />

Emnid-Umfrage aus dem Jahre 1994 22 % der Bevölkerung in den alten Ländern (21 % in<br />

den neuen Ländern) dem Statement zu "Ich möchte Juden lieber nicht als Nachbarn haben"<br />

(Ahlheim/Heger: "Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit", in: Handreichungen für die politische<br />

Bildung, Wochenschauverlag 1999, Seite 217). Noch höhere und besorgniserregendere Zustimmungsraten<br />

fanden in der genannten Emnid-Umfrage die Statements (ebenfalls<br />

abgedruckt a.a.O.): "Heute wie damals üben die Juden zu viel Einfluss auf die Vorgänge in<br />

der Welt aus" (alte Länder 34 %, neue Länder 19 %), "Die Juden nutzten den nationalsozialistischen<br />

Holocaust für ihre eigenen Absichten aus" (alte Länder 44 %, neue Länder 19 %).<br />

Angesichts dieser besorgniserregenden Zahlen über antisemitische Vorurteile ist es nur ein

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