Die Geschichte - seit der Entstehung von APS

4_APS_16.10.25 Die Geschichte – seit der Entstehung von APS
nicht, ob er ihn persönlich einmal öffentlich geäussert hat oder nicht. Nach seinen diversen Interessensgebieten
zu urteilen ist das aber durchaus denkbar, so wie bei Karl R. Popper „Die offene Gesellschaft
und ihre Feinde“ ebenfalls einige OPTION II-Gedanken durchschimmern, zu denen dieser aber
auch nicht wirklich steht.
In der Trilogie um den Roboter Caliban [das Konzept zu den Romanen um Caliban stammt noch von
Asimov selbst, wurde jedoch von Roger MacBride Allen umgesetzt] werden die drei Gesetze jedoch
komplett verworfen und die „neuen [und OPTION I-konformen] Gesetze“ entstehen:
Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen
Ein Roboter ist verpflichtet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, es sei denn, diese Zusammenarbeit
stünde im Widerspruch zum Ersten Gesetz
Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange er dadurch nicht in einen Konflikt mit
dem Ersten Gesetz gerät
Ein Roboter hat die Freiheit zu tun, was er will, es sei denn, er würde dadurch gegen das Erste,
Zweite oder Dritte Gesetz verstossen
Caliban selbst ist der Prototyp eines Roboters, der – ausser in der Technologie – an kein OPTION II-
Gesetz gebunden ist und die neuen OPTION I-Gesetze entsprechen dem Zeitgeist der Beliebigkeit,
der nichts mehr fürchtet, als eine OPTION II-Regung, sogar noch von KI [Künstlicher Intelligenz]!
Caliban ist auch eine fiktive Figur aus William Shakespeares Theaterstück „Der Sturm“. Asimov wählte
den Namen mit Bedacht und er kannte mit Sicherheit das Werk. Caliban ist bis zum Ende des Stückes
der Sklave des weisen Zauberers Prospero. Prospero, der seine Triebe kontrolliert, kann als „In“-
Begriff von OPTION I-Kultur gedeutet werden. Der „wilde“ Caliban jedoch [dessen Name ein Anagramm
von „canibal“ ist] stellt einen Gegensatz zur Kultur dar. Er ist auch noch ganz zufällig Sohn der
wegen Zauberei angeklagten und auf der Insel der Handlung verbannten Sycorax. Auch dieser Name
scheint von Shakespeare nicht zufällig gewählt worden zu sein, obwohl es dazu keine überlieferten
Angaben gibt und wir die Weltsituation um 1610 und Parallelen nicht ausreichend kennen. Damals
war aber viel los auf der Welt; Heinrich IV von Frankreich wird ermordet, Maria de’Medici übernimmt
die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Ludwig XIII, Cosimo II de’Medici wird ein Jahr zuvor
Nachfolger seines Vaters Ferdinando I Grossherzog der Toskana und noch im Herbst 1610 ernennt er
seinen ehemaligen Lehrer Galileo Galilei zum Hofmathematiker und -philosophen, er war später auch
der Beschützer vor der Inquisition; es tobt der Polnisch-Russische Krieg, die Engländer führend Krieg
in den Kolonien gegen die Indianer, Henry Hudson fährt in den Hudson Bay ein, Santa Fe wird Hauptstadt
von Neu Spanien, in Südamerika machen sich die Jesuiten breit, Galileo Galilei entdeckt Jupitermonde,
der erste Beweis, dass sich nicht alle Himmelskörper um die Erde drehen, in Deutschland
verlangen Fürsten Religionsfreiheit vom Kaiser, ebenso die protestantischen Adeligen Böhmens und
Schlesiens; und die Niederländische Ostindien-Kompanie [damals bereits ein Weltkonzern von „modernem“
Zuschnitt] bringt erstmals grünen Tee nach Europa.
Shakespeare hat jedenfalls viele Veränderungen in dieser Zeit der beginnenden Aufklärung, welche
allerdings erst auf etwa 1650 bis 1800 datiert wird, erlebt und es wurde später viel in diese Rolle der
Sycorax hineingedichtet, obwohl sie vor der Ankunft Prosperos auf der Insel starb. Was Shakespeare
mit der für sein Stück wenig relevanten Mutterrolle sagen wollte, ist somit nicht klar. Nur scheint
dadurch Caliban nicht gerade zu den Dummen gehört und immerhin über einige Intelligenz und Fähigkeiten
zum Netzwerken verfügt zu haben. Er will eigentlich kein Diener sein. Im typischen OPTION
I-Vorurteil verkörpert dieser „Schwarze“ die Natur als ungebildete, triebgesteuerte Energie, „unfähig
zu freier Selbstbestimmung und daher wesensmässig dazu ausersehen, beherrscht und benutzt zu
54