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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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Vertreter Österreichs, des Fürstentums Liechtenstein, der Schweiz, des Bundesministers<br />

des Innern und der Kultusministerkonferenz haben am 06.02.1998 unter<br />

Vorsitz von Staatssekretär Dr. Besch (NRW) und Ministerialdirektor Hoderlein<br />

(Bayern) den „Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche<br />

Rechtschreibung“ beraten.<br />

Die Beratungen führten zu folgendem einvernehmlichen Ergebnis:<br />

• Die Kommission erfüllt ihre Aufgaben im Zusammenhang mit der Einführung der<br />

Neuregelung mit großer Sorgfalt. Sie hat sich mit der Kritik am Regelwerk<br />

gründlich auseinandergesetzt. Ihre Erläuterungen zur einheitlichen Auslegung<br />

und Anwendung des neuen Regelwerks sind sehr hilfreich; dies gilt insbesondere<br />

für die Kommentare, die dazu dienen, die dem Regelwerk zugrunde liegenden<br />

Prinzipien einer breiteren Öffentlichkeit verständlich zu machen. Nachdrücklich<br />

begrüßt werden die Absprachen der Kommission mit den einschlägigen<br />

Wörterbuchverlagen, bei denen u.a. eine stärkere Vereinheitlichung der<br />

Wörterbucheinträge besprochen wurde.<br />

• Die Beratungen der Kommission haben ergeben, dass das neue Regelwerk den<br />

kritischen Einwendungen standhält. Sie erachtet in Übereinstimmung mit der weit<br />

überwiegenden Mehrheit der an der Anhörung vom 23.01.1998 beteiligten<br />

Verbände und Institutionen die Neuregelung vom 01.12.1995 für wesentlich<br />

besser als die vorherige. Nach dieser Anhörung schlägt die Kommission nur noch<br />

drei Änderungen vor:<br />

a) Eine Neufassung von zwei Paragrafen zur Getrennt- und Zusammenschreibung<br />

(§ 34 bei Zusammensetzungen mit Verben; § 36 bei<br />

Zusammensetzungen mit Adjektiven und Partizipien). Im Kern schlägt sie vor,<br />

als zusätzliches Kriterium für Getrennt- und Zusammenschreibung neben<br />

„Erweiterbarkeit“ und „Steigerbarkeit“ die „Betonung“ aufzunehmen.<br />

Der Änderungsvorschlag der Kommission stellt einen Kompromissversuch dar,<br />

der einen Teil der jetzt diskutierten Streitfälle lösen, andererseits aber zu durch<br />

Bedeutungsunterschiede nicht gerechtfertigten Varianten führen und dadurch<br />

möglicherweise neue Unsicherheiten schaffen würde.<br />

Das liegt daran, dass die Getrennt- und Zusammenschreibung einer der<br />

schwierigsten Bereiche der deutschen Rechtschreibung ist. Im Regelwerk von<br />

1901 wurde daher auf ihre Normierung sogar ganz verzichtet.<br />

In der Schreibwirklichkeit dagegen hat die Getrennt- und Zusammenschreibung<br />

nur eine geringe Bedeutung; die Schulen kommen mit der Neuregelung gut<br />

zurecht.<br />

Bei der Anhörung durch die Kommission wurde deutlich, dass die schärfsten<br />

Kritiker der Rechtschreibreform in dem jetzt unterbreiteten<br />

Kommissionsvorschlag keine Kompromisslinie sehen.<br />

Die Mehrzahl der Fachleute aus Schulen und Wörterbuchredaktionen hat vor<br />

übereilten Änderungen der Neuregelung gewarnt. („Die Zusammen- und<br />

Getrenntschreibung ist so komplex, dass die Dudenredaktion davor warnt, auf<br />

die Schnelle Regeln zu ändern oder zu modifizieren.“) Dem sollte gefolgt<br />

werden. Allerdings ist es notwendig, den Bereich der Getrennt- und<br />

Zusammenschreibung in den kommenden Jahren sorgfältig zu beobachten. Ob<br />

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