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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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ist schwer fallen immer eindeutig. Das Gleiche gilt für leicht fallen, heilig<br />

sprechen usw.“<br />

Kommentar: „Bedeutungen“ gehen freilich nie verloren, denn man kann sie in jeder<br />

beliebigen Sprache und Schrift ausdrücken. Verloren geht durch die obligatorische<br />

Getrenntschreibung eine Unterscheidungsschreibung, die bisher möglich war und hier<br />

sogar durch unterschiedliche Betonung gestützt wurde. Durch die Reform gehen<br />

Wörter insofern verloren, als sie aus den Wörterbüchern verschwinden, z. B.<br />

sogenannt.<br />

Damit ist die eristische Vorgehensweise der Kommission hinreichend veranschaulicht:<br />

Man widerlegt etwas, was keiner behauptet hat, und beweist etwas, was niemand<br />

bestritten hat.<br />

Anlage 2<br />

Dieser Teil ist mir gewidmet. Ich greife nur weniges heraus. Vorab ein Abschnitt aus<br />

der „Zusammenfassung“:<br />

„Th. Ickler, der als einer der schärfsten Kritiker der Neuregelung in der<br />

Öffentlichkeit bekannt geworden ist, hat in der Zwischenzeit ein eigenes<br />

Wörterbuch publiziert, das weder die Regeln der alten DUDEN-Rechtschreibung<br />

noch die Neuregelung befolgt. Im völligen Widerspruch zu seiner heftigen Kritik<br />

an vielen neuen Getrenntschreibungen (z. B. des Typs sitzen bleiben in allen<br />

Bedeutungen) lässt er diese in seinem Wörterbuch nun selbst als fakultative<br />

Varianten zu. Auch Wissenschaftler und Rezensenten [eine Fußnote verweist auf<br />

Kürschner, Niederhauser und Schoebe] außerhalb der Kommission sehen darin<br />

einen eklatanten Glaubwürdigkeitsverlust [vorläufige Fassung: „eine eklatante<br />

Diskreditierung“] Icklers als Kritiker der Neuregelung“. (S. 110)<br />

Ich habe kritisiert, daß die Neuregelung bei sitzen bleiben usw. Getrenntschreibung<br />

obligatorisch vorschreibt. Die tatsächlich zu beobachtenden Tendenz zur Unterscheidungsschreibung<br />

bei den sog. Positionsverben mit bleiben ist in meinem<br />

Wörterbuch sehr wohl berücksichtigt, bei gleichzeitiger Anerkennung der noch<br />

herrschenden Nichtunterscheidung. Ferner habe ich die Behauptung kritisiert,<br />

zwischen kennenlernen und schwimmen lernen gebe es keine strukturellen<br />

Unterschiede. Diese gibt es sehr wohl; aber sie berechtigen nicht dazu, über die<br />

fakultative Gleichbehandlung hinwegzugehen, wie es einerseits der alte Duden,<br />

andererseits (mit anderem Ergebnis) die Neuregelung tun. Die Kommission<br />

unterschlägt die erklärte Absicht meines Rechtschreibwörterbuchs: die bisherige<br />

Rechtschreibung so darzustellen, wie sie wirklich war und ist. Daß ich dabei weder die<br />

Dudenregeln noch die Neuregelung ab<strong>schreiben</strong> konnte, liegt auf der Hand.<br />

Zur Kennzeichnung der Argumentationsweise sei das zweite Beispiel aus der Anlage 2<br />

zitiert:<br />

„Als regelwidrig hingestellt werden auch die Schreibungen blutbildend und<br />

blutsaugend.<br />

Auch diese Schreibungen sind regelkonform.<br />

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