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REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben

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zeitlichen und personellen Möglichkeiten, alle verwendeten Agenturtexte zu<br />

korrigieren.<br />

Mit freundlichen Grüßen ...“<br />

Im folgenden Brief ist neben der falschen Einschätzung der Rechtslage<br />

bemerkenswert, welche Zwänge hier offenbar wirksam sind: Die nach eigener<br />

Auskunft meistgelesene deutsche Zeitschrift (Auflage über 13 Mill.) darf es nicht<br />

wagen, auch nur einen einzigen Leserbrief in der vom Verfasser gewünschten,<br />

allgemein üblichen Orthographie abzudrucken:<br />

„Sehr geehrter Herr ...,<br />

haben Sie besten Dank für Ihr Schreiben vom 14.08.1999 und entschuldigen Sie<br />

bitte vielmals die etwas verspätete Antwort.<br />

Die Verzögerung hängt leider nicht damit zusammen, dass wir eventuell in<br />

Betracht gezogen hätten, wieder zur alten Schreibweise zurück zu kehren. Von<br />

fast allen großen Verlagen wurde der Beschluss, ab dem 01.08.1999 sämtliche<br />

Printerzeugnisse in der neuen Rechtschreibung zu drucken, realisiert. Und –<br />

unabhängig davon, ob der Einzelne die Reform für sinnvoll hält oder nicht –<br />

müssen auch wir uns nach den neuen orthographischen Regeln richten und die<br />

motorwelt wird weiterhin in „reformierter“ Form erscheinen. Ein anderer Grund<br />

für unsere Entscheidung ist sicherlich auch das positive Urteil, das vom Bundesverfassungsgericht<br />

in Karlsruhe am 14.07.1998 hinsichtlich der Rechtschreibreform<br />

gefällt wurde und demgemäß die neue Rechtschreibung ab dem<br />

01.08.1998 in Kraft zu treten hat und ab diesem Zeitpunkt an Schulen,<br />

Universitäten und im gesamten öffentlichen Sektor praktiziert wird. Ab dem<br />

31.07.2005 ist die neue Rechtschreibung Pflicht und die bisherige Schreibweise<br />

nicht mehr zulässig. Insofern haben selbstverständlich weder wir als motorwelt<br />

noch irgendeine andere Institution die rechtliche oder faktische Möglichkeit diese<br />

Reform rückgängig machen. Befürworter der neuen Rechtschreibung<br />

argumentieren übrigens, dass potenzielle Gegner ab Beginn der Diskussion und<br />

dem Einsetzen entsprechender Arbeitskreise ab Beginn der 80er Jahre die<br />

Möglichkeit gehabt hätten, mit Gegenargumenten in die Verhandlungen<br />

einzugreifen, dies aber lange Zeit nur äußerst zurückhaltend geschehen wäre.<br />

Eine Veröffentlichung Ihres Schreibens ist leider nicht möglich, da wir die<br />

motorwelt durchgängig in neuer Schreibweise erscheinen lassen müssen und dies<br />

Ihrem Wunsch zuwider laufen würde. Aber seien Sie versichert, dass auch uns die<br />

Umstellung leichte „Bauchschmerzen“ verursachte und etwas gewöhnungsbedürftig<br />

ist. Wir möchten Sie abschließend um Verständnis für unsere<br />

Entscheidung bitten und danken Ihnen für Ihr kritisches Interesse an unserer<br />

Arbeit und Zeitschrift.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

ADAC motorwelt“<br />

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