REGELUNGSGEWALT - vernünftig schreiben
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einer solchen Vorgehensweise ist eindeutig: Die Medien in Deutschland,<br />
Österreich und in der Schweiz möchten nicht, dass die eine Agentur einen<br />
Begriff, eine Bezeichnung, ein Wort anders schreibt als die andere. Alles andere<br />
würde die Redaktionscomputer verwirren, die Redakteure und die Leser. In<br />
diesem Transkriptionsausschuss hat jede Agentur einen Sitz und eine Stimme –<br />
unabhängig von ihrer Größe oder Verbreitung. Dieser Ausschuss befasste sich<br />
auch mit dem neuen Regelwerk und definierte die Grauzonen. Die Festlegungen<br />
wurden wiederum mit den Kunden auf ihre Durchsetzbarkeit überprüft,<br />
abgestimmt und erst dann eingeführt. Das Verfahren scheint umständlich, ist aber<br />
dennoch effektiv und sinnvoll. Denn die Nachrichtenagenturen sind für ihre<br />
Medien da. Sie können, dürfen und wollen nicht als Sprachlenker in der<br />
Schreibung ihre Kunden bevormunden. In der neuen Debatte um die<br />
Rechtschreibung haben sich die Agenturen darauf verständigt, die Diskussionen<br />
aufmerksam zu beobachten. Bei einer noch anzuberaumenden Sitzung des<br />
Transkriptionsausschusses im Herbst sollen Erfahrungen ausgetauscht werden.<br />
Sollte der Streit eskalieren, wird die dpa im Transkriptionsausschuss wiederum<br />
eine detaillierte Kundenumfrage anregen. –<br />
Wilm Herlyn, dpa-Chefredakteur“<br />
(Anm.: Zur angekündigten Sitzung des Transkriptionsausschusses kam es nicht, weil<br />
dazu, wie Herlyn am 12. 2. 2000 brieflich mitteilte, „kein Anlass“ mehr gesehen<br />
wurde.)<br />
Dieser Text wurde am 12. 12. 2000 durch den folgenden ersetzt:<br />
198<br />
„Achtung Chefredaktionen und Chefs vom Dienst<br />
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen geben Ihnen nachfolgend eine<br />
Stellungnahme, wie sie zur Umsetzung der Rechtschreibreform stehen: Die<br />
Agenturen haben die neue Schreibung zum 1. August 1999 eingeführt. Grundlage<br />
dafür war unter anderem auch eine breit angelegte Umfrage der dpa vom Sommer<br />
1996, bei der sich mehr als 95 Prozent der Kunden für eine Umsetzung der<br />
Reform ausgesprochen hatten.<br />
Am 1. August 2000 beschloss die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), zu den<br />
herkömmlichen Regeln der Rechtschreibung zurückzukehren. In der Folge dieses<br />
Beschlusses entwickelte sich in der Öffentlichkeit kurzzeitig eine Diskussion um<br />
die Rechtschreibreform. Die Nachrichtenagenturen verständigten sich darauf, im<br />
Sinne ihrer Kunden bei ihrem Beschluss zu bleiben und die Diskussion<br />
aufmerksam zu beobachten. Seitens der Medien gab es bisher gegenüber den<br />
Agenturen kaum Forderungen, zu den alten Schreibweisen zurückzukehren. Die<br />
wenigen den Agenturen bewussten Schwächen des Agenturbeschlusses und die<br />
Grauzonen des Reformwerks werden weiterhin, wie im vergangenen Jahr<br />
angekündigt, beobachtet und mit der für die Reform verantwortlichen<br />
Kommission für die deutsche Rechtschreibung geklärt. Dieser Prozess wird sich<br />
nach heutigem Stand bis zum Ende 2001 hinziehen. Änderungen des<br />
Agenturbeschlusses auf der Basis neuer Entscheidungen und Empfehlungen der<br />
Kommission werden rechtzeitig den Kunden mitgeteilt. Sämtliche Aktivitäten in<br />
Fragen der Rechtschreibreform werden von einer Arbeitsgruppe begleitet, in der<br />
die Agenturen gleichberechtigt vertreten sind. Dieser Gruppe gehören die